Matthias Frings (Autor)

James Cahill: Tiepolo Blau

James Cahill: Tiepolo Blau

Der junge Kunstprofessor Don Lamb zerstört durch seine eigene Verbohrtheit den schützenden Kokon seines gediegenen Gelehrtendaseins und lernt dadurch zum ersten Mal die Verlockungen des schwulen Lebens kennen. Aber ist er ihnen auch gewachsen? Um diese Frage dreht sich James Cahills „Tod in Venedig“-Variation „Tiepolo Blau“, deren englisches Original Stephen Fry als „best novel I have read in ages“ bezeichnete. Nun gibt es den Roman in deutscher Übersetzung. Matthias Frings hat sich mit Don Lamb aus dem Lande Akademia in den Abgrund hinabgestürzt.
Before Stonewall (1984)

Before Stonewall (1984)

Die Pride Season ist aktuell im vollen Gange, in Berlin wird am Samstag CSD gefeiert. Wie es zu dem jährlich begangenen Fest- und Demonstrationstag kam, darum geht es in unserem queeren Filmklassiker der Woche. Greta Schiller und Robert Rosenberg erzählen in „Before Stonewall“ vom Leben und Alltag queerer US-Amerikaner:innen vor jener berühmten Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1969, als sich in der New Yorker Christopher Street eine Gruppe Homosexueller und trans Personen entschlossen der Polizei widersetzte, die eigentlich die Szenebar Stonewall-Inn räumen wollte. Der Aufstand und die sich anschließenden Unruhen und Demonstrationen in den folgenden Tagen gelten als Urknall besonders eines lesbisch-schwulen Selbstbewusstseins – und als Wendepunkt im Kampf um Anerkennung und Gleichstellung. Schillers und Rosenbergs Films ist reich an seltenem Archivmaterial und enthält neben Interviews mit Allen Ginsberg und Audre Lorde vor allem Berichte und Anekdoten von Schwulen und Lesben aus der breiten Bevölkerung. Matthias Frings über die historische Bedeutung von „Before Stonewall“, den Manfred Salzgeber den „Kochbuchfilm zu unserer Geschichte“ nannte.
Maurice (1987)

Maurice (1987)

Großbritannien im Jahre 1909: Maurice und Clive sind Collegeboys in Cambridge und verlieben sich ineinander. Um seine Karriere als Anwalt nicht zu gefährden, beendet Clive die Verbindung und stürzt seinen Geliebten in eine tiefe  Sinn- und Lebenskrise. Die löst sich erst, als Maurice den ungestümen Jagdaufseher Scudder kennenlernt. Regisseur und Drehbuchautor Jamey Ivory und sein Partner und Produzent Ismail Merchant galten jahrzehntelang als Dreamteam und Spezialisten für elegant-subtile Literaturverfilmungen und period pieces. "Maurice", nach dem gleichnamigen Roman von E. M. Forster, ist ihr explizitester Film und machte einen gewissen Hugh Grant zum Schwarm nicht weniger schwuler Männer. Matthias Frings blickt zurück auf ein bahnbrechendes Liebes- und Entwicklungsdrama, das zusammen mit drei weiteren queeren Filmen Mitte der 1980er Jahre das Coming-out des britischen Kinos markiert.
Buddies (1985)

Buddies (1985)

New York im Sommer 1985. Der 25-jährige schwule Schriftsetzer David will etwas gegen die Aids-Epidemie tun und meldet sich freiwillig bei einem Community-Programm an, das „buddies“ an Menschen vermittelt, die von HIV betroffen sind. So lernt er den 32-jährigen Aktivisten Robert kennen, der nach seiner Erkrankung von Partner und Freunden im Stich gelassen wurde. In einem kleinen Krankenhauszimmer reden die zwei jungen Männer über ihr Leben, die richtige Haltung zum Schwulsein, über leidenschaftlichen Sex und die Angst vor dem Tod. Arthur J. Bressan Jr.s „Buddies“ war 1985 der erste Spielfilm über die Aids-Epidemie. Sein Kammerspiel ist eine zutiefst berührende Studie über Leben und Sterben zu Zeiten von Aids – und ein zeitloses Dokument schwuler Solidarität. Matthias Frings über einen filmischen Meilenstein, für dessen Herausbringung einst der Verleih Salzgeber gegründet wurde.
Das Blau des Kaftans

Das Blau des Kaftans

Halim und Mina betreiben eine traditionelle Schneiderei in der Medina von Salé, einer der usrprünglichsten in Marokko. Um den Anforderungen der anspruchsvollen Kundschaft gerecht zu werden, heuern sie einen talentierten jungen Mann namens Youssef als Lehrling an. Mit der Zeit jedoch bemerkt Mina, wie sehr die Anwesenheit Youssefs ihren Mann berührt und er sich zu ihm hingezogen fühlt. „Das Blau des Kaftans“ von Maryam Touzani gewann letztes Jahr in Cannes den FIPRESCI-Preis in der Reihe „Un Certain Regard“ und ist jetzt in den deutschen Kinos zu sehen. Matthias Frings über ein Liebesdrama voll puren Sinnlichkeit.
The Schoolmaster Games

The Schoolmaster Games

An der St.-Sebastian-Akademie sind alle Studenten schwul, jedes Seminar dreht sich um Homosexualität und der Campus vibriert nur so vor erotischen Ränkespielen. Machtzentrum ist der strenge Schuldirektor, der mit seinem Lieblings-Zögling Charles die Schoolmaster Games veranstaltet, ein Sexspiel mit klarer Rollenverteilung. Bis eine mysteriöse Nachricht alles durcheinander bringt... In ihrem vor originellen Ideen und skurrilen Figuren nur so sprühenden Langfilmdebüt erzählt die schwedische Regisseurin Ylva Forner auf Basis des gleichnamigen Romans von Kristofer Folkhammar von einem sagenhaften Ort zwischen schwulem Safe Space, musikalischem SM-Keller und sexueller Verbesserungsanstalt. Matthias Frings über einen schwer zu fassenden Genre-Hybrid, der seinen Stil in der lustvollen Aneignung findet – und im Oktober in der Queerfilmnacht zu sehen ist.
Wittgenstein

Wittgenstein

Im dritten Teil unserer Artikelreihe zum 80. Geburtstag von Derek Jarman (1942-94) werfen wir einen neuen Blick auf sein meisterhaftes Porträt „Wittgenstein“, das 1993 auf der Berlinale mit dem Teddy für den Besten Spielfilm ausgezeichnet wurde und jetzt in digital restaurierter Fassung im Salzgeber Club zu sehen ist. Jarman erzählt darin die Geschichte des schwulen Wiener Millionärssohns, Schullehrers, Krankenhauspförtners, Gärtners, Cambridge-Dozenten, Kriegsoffiziers, Kommunisten und Denkers Ludwig Wittgenstein als gewitzte und bildgewaltige philosphische Abhandlung. Matthias Frings begab sich mit großer Lust auf Kopf-Karussellfahrt.
Babylonisches Repertoire

Babylonisches Repertoire

In seinem neuen Roman „Babylonisches Repertoire“ erzählt Gabriel Wolkenfeld von einer jüdischen Familie über Generationen und Ländergrenzen hinweg. Der erfolglose DJ Yair fürchtet, sein Großvater Avigdor könnte sich allmählich im Nebel der Demenz verlieren. Deshalb erzählt er ihm all jene Geschichten, die der Senior einst ihm erzählte. Da er sich nicht immer genau erinnert, erfindet er einiges hinzu, übertreibt, wandelt ab – in der Hoffnung, den Großvater aus der Reserve zu locken und sich selbst dabei vom eigenen Lebenschaos im heutigen Tel Aviv abzulenken, samt seiner schwulen Liebesabenteuer. Matthias Frings über einen Reigen origineller Figuren und eine berührende Familiengeschichte.
Große Freiheit

Große Freiheit

Hans Hoffmann liebt Männer, doch das ist im Deutschland der Nachkriegszeit, in dem noch immer der Paragraph 175 in Kraft ist, verboten. Immer wieder landet Hans im Gefängnis – und trifft dort regelmäßig auf Viktor, einen verurteilten Mörder. Aus der anfänglichen Abneigung wird über die Jahre gegenseitiger Respekt. Oder ist es sogar mehr? „Große Freiheit“ des österreichischen Regisseurs Sebastian Meise wurde in Cannes mit dem Jurypreis der Sektion Un Certain Regard ausgezeichnet, zahlreiche weitere Preise und Nominierungen (unter anderem für vier Europäische Filmpreise) folgten. Für Matthias Frings ist das historische Gefängnisdrama großes Kino, insbesondere dank seiner beiden famosen Hauptdarsteller Franz Rogowski und Georg Friedrich.
John Boyne: Die Geschichte eines Lügners

John Boyne: Die Geschichte eines Lügners

Der Schriftsteller Maurice Swift ist ein brillanter Erzähler, aber ihm fehlen die Geschichten. In Westberlin trifft er sein großes Idol Erich Ackermann, und der preisgekrönte Autor verfällt tatsächlich seinem Charme. Als Swift ihm auf Lesereise durch Europa begleitet, weiht ihn Ackermann sogar in sein Geheimnis ein. Die Geschichte, die Maurice daraus entwickelt, lässt ihn zum Star der Literaturszene werden – und führt zu Ackermanns Karriereende. „Die Geschichte eines Lügners“ von John Boyne ist erst Komödie, dann Drama und schließlich komödiantischer Krimi. Matthias Frings hat sich von der Verve des Schelmenromans mitreißen lassen.