Versteckspiel

Anima – Die Kleider meines Vaters

Anima – Die Kleider meines Vaters

Nach dem Tod ihres Vaters bekommt die Regisseurin Uli Decker von der Mutter seine „geheime Kiste“ als Erbe ausgehändigt. Der Inhalt – hochhackige Schuhe, künstliche Fingernägel, Schminke und eine Echthaarperücke – verändert ihren Blick auf den Vater, ihre Familie und die Gesellschaft, in der sie aufwuchs. In „Anima – Die Kleider meines Vaters“ erzählt sie die berührende Lebensgeschichte ihres Vaters als tragisch-komische Achterbahnfahrt durch animierte und dokumentarische Bilderwelten. Verena Schmoeller hat den Film, der dieses Jahr mit dem Max-Ophüls-Preis für den Besten Dokumentarfilm ausgezeichnet wurde, für uns gesehen – und ist von der posthumen Begegnung zwischen Vater und Tochter sehr berührt.
Rex Gildo – Der letzte Tanz

Rex Gildo – Der letzte Tanz

Er sah blendend aus, konnte singen und tanzen, verkaufte 40 Millionen Schallplatten, wirkte in über 30 Filmen mit, und „Fiesta Mexicana“ konnte jedes Kind mitsingen. Rex Gildo war ein deutscher Star, doch dass er und sein Entdecker und Ziehvater Fred Miekley über Jahrzehnte ein Liebespaar waren, wussten nur enge Vertraute. Halb fiktional, halb dokumentarisch erzählt Rosa von Praunheim in seinem neuen Film das Leben der Schlagerlegende als die tragische Geschichte eines Unterhaltungskünstlers, der sich in der repressiven 1950er und 60er Jahren zu einem Doppelleben gezwungen glaubte und auch später nie den Ausbruch aus seinem Versteck wagte. Andreas Wilink fühlt sich bei dem Sujet an Douglas Sirk erinnert, spürt aber auch den unverwechselbaren Rosa-Touch.
Die Konsequenz

Die Konsequenz

Wolfgang Petersens kontroverse Verfilmung des autobiografischen Romans von Alexander Ziegler wurde 1978 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Im Jahr zuvor hatte der Bayerische Rundfunk die Ausstrahlung in der ARD noch boykottiert. „Die Konsequenz“ erzählt die Geschichte des Schauspielers Martin, der sich im Gefängnis in Thomas, den Sohn eines Aufsehers verliebt. Nach Martins Entlassung ziehen die beiden zusammen, Thomas Eltern erzwingen daraufhin dessen Einweisung in eine Erziehungsanstalt. Martin muss miterleben, wie der sensible junge Mann dort mehr und mehr zerbricht. Der von Bernd Eichinger produzierte Film mit Jürgen Prochnow und Ernst Hannawald erscheint jetzt neu auf DVD und erstmals auf BluRay. Andreas Wilink über einen Film, der die düstere gesellschaftlichen Realität für schwule Männer Ende der 70er nachbildet – und teilweise noch immer aktuell ist.
Breaking Fast

Breaking Fast

Der US-amerikanische Regisseur Mike Mosallam bringt in seiner RomCom „Breaking Fast“, die es jetzt im Salzgeber Club gibt, einen jungen muslimischen Arzt und einen angehenden Schauspieler unter den flirrenden Lichtern West-Hollywoods zusammen. Die religionsübergreifende schwule Liebesgeschichte kommt dabei explizit ohne die Problematisierung von Religion und Glauben aus – und setzt stattdessen auf universelle Kino-Magie. Christian Horn begleitet die beiden Verliebten durch die gemeinsamen kalifornischen Nächte.
Firebird

Firebird

Estland in den 1970ern, auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs. Der junge Soldat Sergey dient auf einem Luftwaffenstützpunkt der UdSSR. Als Roman auf die Basis versetzt wird, verfällt Sergey dem Charme des kühnen Kampfpiloten. Doch die aufkeimende Liebe zwischen den Männern muss um jeden Preis geheim bleiben – Roman steht bereits auf der Überwachungsliste des KGB. Peeter Rebanes mitreißender Liebesthriller mit Tom Prior und Oleg Zagorodnii basiert auf einer wahren Geschichte und ist zu einer Zeit, in der in Russland queere Menschen immer noch schwersten Repressionen ausgesetzt sind, von beklemmender Aktualität. Axel Schock über ein romantisch-schönes Liebesporträt, das jetzt im Salzgeber Club und auch immer noch in einigen Kinos zu sehen ist.
Uferfrauen – Lesbisches L(i)eben in der DDR

Uferfrauen – Lesbisches L(i)eben in der DDR

Der Dokumentarfilm „Uferfrauen“ von Barbara Wallbraun, den es jetzt im Salzgeber Club und auf DVD gibt, erzählt von Christiane, Carola, Pat, Elke, Sabine und Gisela – sechs Frauen, die in der DDR lesbisch lebten und liebten. Ihr Leben damals war bestimmt von unkonventioneller Familienplanung, dem Kampf um Selbstbestimmung und Konflikten mit dem Gesetz, aber auch von der eigenen Auseinandersetzung mit der Rolle als Frau. Ein Leben am Rand der sozialistischen Gesellschaft, immer im persönlichen Zwiespalt, ins kalte Wasser zu springen oder am sicheren Ufer zu bleiben. Beatrice Behn schreibt über eine Gruppe von Frauen, die sich nicht aufhalten ließen – und über die Wichtigkeit archäologischer und archivarischer Filmarbeit.
Loving Highsmith

Loving Highsmith

Jetzt im Kino: Mit Romanen wie „Zwei Fremde im Zug“ und „Der talentierte Mr. Ripley“ schuf Patricia Highsmith Weltliteratur. Ihr Privatleben hielt die Meisterin des psychologischen Thrillers derweil zeitlebens vor der Öffentlichkeit verborgen. Dass sie lesbisch war, wusste nicht einmal ihre Familie in Texas. Ihren lesbischen Liebesroman „Salz und sein Preis“ (später als „Carol“ erschienen) konnte sie 1952 nur unter Pseudonym herausbringen. Über ihr eigenes, bewegtes Liebesleben schrieb sie in ihren Tage- und Notizbüchern, die erst nach ihrem Tod entdeckt wurden. Eva Vitijas vielschichtige Liebesbiografie „Loving Highsmith“ folgt den Lieben und Leidschaften der Autorin – und ist zugleich das Porträt einer Generation von Frauen, die mit Highsmiths „Salz und sein Preis“ den Mut fand, für ihr Recht auf Liebe zu kämpfen. Anja Kümmel über ein dichtes, berührendes Porträt.
Hochwald

Hochwald

Ab jetzt im Salzgeber Club: In ihrem Regiedebüt „Hochwald“ erzählt Evi Romen inmitten der trügerischen Idylle der Südtiroler Berge von einem jungen Mann, der an dem Ort, in den er hineingeboren wurde, vollkommen fehl am Platz ist. Er muss raus aus der Enge, in ein anderes, freieres Leben – sonst bleibt er für immer ein Verlorener. Die Geschichte von Mario verknüpft sie mit dem Thema der terroristischen Bedrohung und der damit verbundenen Gefahr der Stigmatisierung von Menschen, die anders glauben. Für ihr vielschichtiges und bildgewaltiges Außenseiterdrama, in dem Newcomer Thomas Prenn und Noah Saavedra glänzen, wurde sie u.a. mit dem Goldenen Auge des Zürich Film Festivals und dem Große Diagonale Preis ausgezeichnet. Beim Österreichischen Filmpreis 2021 war „Hochwald“ in neun Kategorien nominiert (u.a. Bester Film). Thomas Prenn erhielt für sein mitreißendes Porträt den Preis als Bester Hauptdarsteller. Sascha Westphal über einen zugleich harten und zarten Film, der sich nicht fassen, nur annähernd beschreiben lässt.
Zu schön, um wahr zu sein – Die JT LeRoy Story

Zu schön, um wahr zu sein – Die JT LeRoy Story

Für ihre Darstellung von Lady Diana in Pablo Larraíns Biopic „Spencer“ ist Kristen Stewart aktuell für den Oscar nominiert. In Justin Kellys „Zu schön, um wahr zu sein – Die JT LeRoy Story“ (2018), der hierzulande nie in die Kinos kam, aber als DVD, BluRay und VoD erhältlich ist, verkörpert sie Savannah Knoop, eine junge Frau, die in den 2000er Jahren Teil eines Schwindels in der Literaturszene war, der im Oktober 2005 vom New York Magazine in einem aufsehenerregenden Artikel aufgedeckt wurde. In Verkleidung war Knoop als Jungautor JT LeRoy mit bewegter Stricher-Vergangenheit aufgetreten – eine Erfindung der Schriftstellerin Laura Albert, die sich wiederum als JTs Agentin ausgegeben hatte. Andreas Köhnemann über ein komplexes queeres Spiel mit Identitäten, kantige Protagonistinnen und uneitles Schauspiel.
The Power of the Dog

The Power of the Dog

Mit dem Post-Western „The Power of the Dog“, der aktuell im Kino und auf Netflix zu sehen ist, räumt Jane Campion („Das Piano“) seit Wochen einen Kritiker:innen-Preis nach dem anderen ab. Für sieben Golden Globes ist ihr Film, der auf dem gleichnamigen Bestseller von Thomas Savage basiert, bereits nominiert – und wird vermutlich auch bei den Oscars ordentlich mitmischen. Benedict Cumberbatch und Jesse Plemons spielen darin zwei Brüder, die unterschiedliche Männlichkeitstypen repäsentieren: Der eine ist aggressiv und verbirgt sein schwules Begehren hinter hypermaskulinen Posen; der andere ist sanftmütig und bereit für echte Zuneigung. Eine junge Witwe und deren Sohn bringen das toxische Gefüge der beiden drastisch durcheinander. Cosima Lutz über ein meisterhaftes Filmdrama mit hochkomplexen Figuren, das die Queerness im vermeintlich Eindeutigen freilegt.