Taxi zum Klo (1980)

Taxi zum Klo (1980)

Bei seiner Erstveröffentlichung vor 45 Jahren löste Frank Ripplohs „Taxi zum Klo“ einen Skandal aus: Für einen Film über einen offen schwulen Lehrer aus West-Berlin und dessen sexuelle Abenteuer waren viele in der braven Bundesrepublik nicht bereit. Doch kurz darauf wurde Ripploh sensationell mit dem Max Ophüls Preis ausgezeichnet. Philipp Stadelmaier über einen Film, der heute zurecht als Meilenstein des nicht-heteronormativen Kinos aus Deutschland gilt, weil er in seiner Darstellung einer souveränen schwulen Hauptfigur der Zeit weit voraus war. Und dabei seine wunderbare Zweideutigkeit nie versteckt. 
Beau Travail (1998)

Beau Travail (1998)

Es sollte nur ein Auftragswerk für Fernsehsender sein, heute gilt „Beau Travail“ von Claire Denis vielen als einer der besten Filme aller Zeiten. In ihrer Adaption von Hermann Melvilles „Billy Budd“ beobachtet Denis eine Gruppe von Fremdenlegionären am Horn von Afrika bei ihren Truppenübungen: beim Aufhängen der Wäsche, beim Bügeln der Uniformen, bei ihrer Inszenierung militaristischer Männlichkeit. Es sei die „Erotisierung der Armeekörper und ihrer Beziehungen“, die den Film zum queeren Klassiker machen, schreibt sissy-Autor Till Kadritzke. Doch „fetischisiert werden die Körper nicht als Kampfmaschinen, sondern als Formen, die sich einfügen in all die anderen Formen des Films: das Wasser, die Sonne, die Wüste.“
Dino Heicker: Weltgeschichte der Queerness

Dino Heicker: Weltgeschichte der Queerness

Was für ein Versprechen: Die gesamte „Weltgeschichte der Queerness“ will Literaturhistoriker Dino Heicker in seinem neuen Buch aufrollen. Wie umfangreich muss ein solches Werk wohl sein? Zumal wenn der Autor vor den Kapiteln zu den alten Griechen und dem Römischen Reich auch noch die griechische Götterwelt und die Bibel auf ihren queeren Gehalt durchleuchtet. Axel Schock hat das 300-Seiten-Kompendium unter die Lupe genommen.
Der bewegte Mann (1994)

Der bewegte Mann (1994)

Das Elend der Heterosexualität und die deutsche Beziehungskomödie: „Der bewegte Mann“ hat 1994 eine schwule Lebenswelt sichtbar gemacht, wie man sie im Mainstream des Kinos in Deutschland nicht kannte. Und wurde mit 6,5 Millionen Zuschauer:innen zum Monstererfolg. Aber haben die mit alle mit uns oder nur über uns gelacht? Drei Jahrzehnte später hat sich Jochen Werner die Verfilmung des gleichnamigen Comics von Ralf König noch einmal angesehen – und sich über ein hochkomisches Wiedersehen gefreut. Denn auch wenn die legendäre Vorlage fürs Massenpublikum ein Stück weit entschärft wurde: „so lebendig und liebevoll wurde die schwule Szene jedenfalls im deutschen Mainstream-Kino auch danach kaum je wieder porträtiert.“
Blaise Campo Gacoscos: Der Junge aus Ilocos

Blaise Campo Gacoscos: Der Junge aus Ilocos

In der Kultur der Ilocanos im Nordwesten der Philippinen treffen uralte Traditionen auf die Einflüsse der modernen Hauptstadt Manila, landwirtschaftlicher Pragmatismus auf christliche Gottergebenheit. Victor ist ein Kind dieser Welt. Er wächst mit seiner Mutter, Bruder Raffy und den Großeltern am Quinarayan-Fluss auf. Schon früh ist er sich seiner Homosexualität bewusst – und spürt, dass draußen eine größere, vielleicht freiere Welt auf ihn wartet. Was diese Welt mit Victor macht, erzählt Blaise Campo Gacoscos in seinem Debütroman „Der Junge aus Ilocos“. Gabriel Wolkenfeld hat das Buch gelesen und verrät, warum es nicht nur im Hinblick auf den Gastlandauftritt der Philippinen bei der Frankfurter Buchmesse 2025 spannend ist.
Querelle (1982)

Querelle (1982)

Am 31. Mai wäre Rainer Werner Fassbinder 80 Jahre alt geworden. Kurz nach seinem Tod im Jahr 1982 erschien sein letztes Werk „Querelle“ – unter Fassbinders vielen kontrovers diskutierten Filmen sicher einer der umstrittensten: Seine Verfilmung von Jean Genets Roman über einen mörderischen und sexbesessenen Matrosen gilt den einen als radikales queeres Manifest, den anderen als unverschämter Kunstporno. Vielleicht zeichnet ihn beides aus. „Die Gleichzeitigkeit von Reflexion und Sex ist großartig“, schreibt Sissy-Autor Peter Rehberg. Gedanken über ein legendäres Männerspektakel, das alles sein will – nur keine schwule Utopie.
The Mattachine Family

The Mattachine Family

Was ist Familie? Und welche Alternativen zur klassischen Kernfamilie gibt es für queere Menschen? In  „The Mattachine Family“ finden die Filmemacher Andy und Danny Vallentine so ehrliche wie unterhaltsame Antworten. Sissy-Autor Andreas Köhnemann über einen „Film voller Liebe und Wärme, der an das Werk von Edward Burns, Lisa Cholodenko oder Nicole Holofcener erinnert.“ Im Juni läuft der Film in der Queerfilmnacht.
Dem Himmel so fern (2002)

Dem Himmel so fern (2002)

Die Lügen und Geheimnisse hinter der perfekten Fassade einer Vorstadt-Ehe in den USA der Fünfziger Jahre: In „Dem Himmel so fern“ aus dem Jahr 2002 lässt Todd Haynes sein Schauspieler:innen-Paar aus Julianne Moore und Dennis Quaid an ihren Sehnsüchten fast zerbrechen – und beschwört den Geist des großen Melodramatikers Douglas Sirk herauf. Sissy-Autor Philipp Stadelmeier hat sich in dieser „Bilderbuchwelt aus Rot-, Gelb- und Kastanientönen“ noch einmal für uns umgesehen.
Westler (1985)

Westler (1985)

Berlin, Mitte der 1980er Jahre. Felix aus dem Westen und Thomas aus Ostberlin leben nur wenige Kilometer voneinander entfernt – und doch in unterschiedlichen Welten. Zwischen ihnen liegt die Berliner Mauer, pro Woche können sie sich nur einen Tag für wenige Stunden sehen. Irgendwann weiß Thomas nur einen Ausweg: die Flucht aus der DDR, zu Felix. Regisseur Wieland Speck und sein Team mussten 1985 im Ostteil Berlins zum Teil mit versteckter Kamera drehen. 40 Jahre später zählt sein Debütfilm „Westler“ zu den unbestreitbaren Klassikern des queeren Kinos. Andreas Wilink über einen grenzenüberschreitenden Liebesfilm der „wie aus dem Underground aufs Leben schaut“.
Born in Flames (1983)

Born in Flames (1983)

„Born in Flames“ spielt in der Zukunft, zehn Jahre nach einer sozialistischen Revolution in den USA. Doch für Frauen hat sich nichts geändert: Diskriminierung, Übergriffe, Doppelbelastung – es reicht. Sie verbünden sich quer zu sozialen, ethnischen, kulturellen oder sexuellen Identitäten und nehmen den Kampf auf. Lizzie Bordens Film von 1983 stellt die Frage, ob die Unterdrückung von Frauen jemals, in einem irgendwie gearteten System, ein Ende finden kann. Mit eindeutiger Antwort: Die Betroffenen greifen zu den Waffen. Für Anne Küper „eine Utopie, die mehr als 40 Jahre nach der Veröffentlichung immer noch kraftvoll daherkommt.“ Und in der sich queeres Leben als widerständig und lustvoll manifestiert.