Verwandlungen

Crossing: Auf der Suche nach Tekla

Crossing: Auf der Suche nach Tekla

Lia, eine pensionierte Lehrerin in Georgien, erfährt von ihrem jungen Nachbarn Achi, dass ihre lang verschollene Nichte Tekla mittlerweile in der Türkei leben soll. In der Hoffnung, Tekla nach langer Entfremdung zurück nach Hause zu holen, reist Lia mit Achi nach Istanbul, um sie aufzuspüren. Bei ihren Streifzügen durch die verborgenen Winkel der Stadt lernen sie die trans Anwältin Evrim kennen, die ihnen bei ihrer Suche hilft. Vor fünf Jahren riss uns Levan Akin mit seinem Liebesdrama „Als wir tanzten“ mit. In seinem neuen Film erzählt er nun zärtlich und vielschichtig von der Suche nach Identität über nationale, Generations- und Gendergrenzen hinweg. Andreas Köhnemann über einen zutiefst humanistischen Film, der für die Kraft der queeren Gemeinschaft bewegende Bilder findet.
Orlando (1992)

Orlando (1992)

Zwanzig Jahre vor „Orlando, meine politische Biografie“, Paul B. Preciados filmischem Liebesbrief an Virginia Woolf, adaptierte Sally Potter bereits deren wegweisenden Roman auf kongeniale Weise – mit einer jungen Tilda Swinton in der androgynen Titelrolle. Queen Elizabeth I. verspricht dem jungen Dichter Orlando einen großen Landsitz, wenn er niemals altert. Gegen alle Gesetze der Natur hält sich Orlando an die Bedingung und wird zugleich zu einer Figur in ständiger Bewegung. Er durchlebt vier Jahrhunderte und mehrere Lebensentwürfe, doch keine Epoche kann seine Gestalt halten. Irgendwann erwacht Orlando als Frau. Anne Küper über einen Klassiker des non-binären Kinos, der sich permanent selbst neu entwirft und im Modus des Unvollständigen, des Lückenhaften und Assoziativen funkelt.
Priscilla – Königin der Wüste (1994)

Priscilla – Königin der Wüste (1994)

Auf dem Weg zu einem vielversprechenden Job reisen drei Dagqueens in einem aussortierten Reisebus durch halb Australien, von Sydney nach Alice Springs, und haben dabei trotz diverser Anfeindungen die Zeit ihres Lebens. Stephan Elliotts Roadmovie „Priscilla – Königin der Wüste“ avancierte 1994 zu einem der erfolgreichsten Filme der australischen Filmgeschichte und gilt längst als Kult. Axel Schock über ein bahnbrechendes Wüstenabenteuer, das sehr viel Staub aufwirbelt, aber auch nach 30 Jahren keineswegs verstaubt ist.
Mutt

Mutt

An einem Sommertag in New York scheint für den jungen trans Latino Feña alles auf einmal zu passieren: Papa Pablo kommt aus Chile zu Besuch und sucht plötzlich Kontakt, er begegnet nach monatelanger Funkstille seinem Exfreund John wieder und dann steht auch noch seine 13-jährige Halbschwester Zoe vor der Tür. Doch seit Feñas Transition haben sich die Dynamiken verändert. Wie viel Nähe zu den Menschen des alten Lebens fühlt sich noch richtig an? Authentisch und mitreißend schildert Vuk Lungulov-Klotz in seinem Debütfilm „Mutt“, der im Juni der Queerfilmnacht zu sehen ist, 24 Stunden im Leben eines jungen trans Mannes. Lío Mehiel verkörpert Feñas vielschichtiges Dazwischensein facettenreich und ausdrucksstark – und wurde dafür in Sundance mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet. Barbara Schweizerhof über einen Film, der vor allem durch seine feine Darstellung zwischenmenschlicher Dynamiken beeindruckt.
Wild Side (2004)

Wild Side (2004)

Stéphanie lebt in Paris und verdient ihr Geld als Sexworkerin. Ein Anruf führt sie zurück in die Vergangenheit: Ihre Mutter ist schwer erkrankt und braucht ihre Hilfe. Stéphanie reist in das Dorf, das sie vor 17 Jahren verlassen hat, als ihr noch ein anderes Geschlecht zugeordnet wurde und sie einen anderen Namen trug. Zwischen ihr und der Mutter liegen nur Schweigen und Misstrauen. Da kommen Stéphanies Liebhaber nach: Djamel, ein Migrant aus Algerien, und Mikhail, der aus der russischen Armee nach Frankreich geflüchtet ist. Regisseur Sébastien Lifshitz zeigt drei Entwurzelte, die im rauen Pariser Rotlichtmilieu zueinanderfinden, aber erst in der Weite der nordfranzösischen Provinz zu einer Ersatzfamilie zusammenwachsen. Sein Film wechselt virtuos zwischen Erinnerung und Gegenwart, Abschied und Neubeginn, Momenten tiefster Verletzung und höchster Zärtlichkeit. „Wild Side“ ist ein Meilenstein des französischen Queer Cinema und hat auch 20 Jahre nach seiner Uraufführung nichts von seiner poetischen Kraft verloren.
Gendernauts (1999)

Gendernauts (1999)

Im zweiten Teil unserer neuen Artikelserie „Queer Cinema Classics“ stellen wir einen bahnbrechenden Film des Trans* Kinos vor. „Gendernauts“ führt uns ins Land der Neuen Geschlechter und nach San Francisco Ende des zweiten Jahrtausends. Der Film von Monika Treut stellt uns eine Gruppe faszinierender Künstler:innen vor, die zwischen den Polen herkömmlicher Geschlechter-Identität leben. Er zeigt uns Gender-Mixer und sexuelle Cyborgs, die ihre Körper mit Hilfe neuer Technologien und Biochemie verändern und damit die Identität von männlich und weiblich in Frage stellen. Auf die Frage: Sind Sie ein Mann oder eine Frau? antworten die Gendernaut:innen mit Ja. Wie die Kosmonaut:innen durch das Weltall und die Cybernaut:innen durch die Netzkultur, so reisen sie durch die vielfältigen Welten von Geschlecht. Noemi Yoko Molitor hat ihnen einen Liebesbrief geschrieben.
Ghosted

Ghosted

Seit ihrer Arbeit an „Den Tigerfrauen wachsen Flügel“ (2005) verbindet Monika Treut eine enge Beziehung zu Taiwan. Angeregt von der rasanten gesellschaftlichen Entwicklung des Landes und der Mischung aus hochtechnologischer Gesellschaft und alter chinesischer Kultur entstand ihre Idee für „Ghosted“ (2009). Ihre Geschichte über Liebe, Verlust und kulturelle Differenzen erzählt sie über eine Struktur, die zwischen Vergangenheit und Gegenwart fließt. Besonders inspiriert haben sie dabei die chinesischen Geistermythen, die vor allem den traditionell unterdrückten Frauen ungeahnte Freiheiten gewähren. In dieser Zwischenwelt werden sie zu erotischen, wagemutigen und zielstrebigen Wesen, die endlich ihren eigenen Wünschen folgen und so auch einen Weg finden, sich zu rächen. Anlässlich der Monika-Treut-Retro im Salzgeber Club, in der auch Monikas dritter Taiwan-Film „Made in Taiwan“ (2005) zu sehen ist, hat sich Angelika Nguyen mit „Ghosted“ auf Entdeckungsreise begeben.
Monika Treut: Female Misbehavior!

Monika Treut: Female Misbehavior!

Seit 40 Jahren prägt Monika Treut mir ihren lustvoll-subversiven Spiel- und Dokumentarfilmen das queere Kino in Deutschland und der ganzen Welt. Aus diesem Anlass veröffentlichen wir noch einmal das umfangreiche Gespräch, das Jan Künemund mit der unerschrockenen Avantgardistin des nicht-heteronormativen Films im Jahr 2017 anlässlich der Veröffentlichung der DVD-Box „Monika Treut: Female Misbehavior!“ führte. Darin geht es unter anderem um weibliche Kino-Lust, Gender-Science-Fiction und queere Pionierinnenarbeit. Und natürlich auch um den bahnbrechenden Film, mit dem alles begann: das sadomasochistische Liebesdrama „Verführung: Die grausame Frau“, das Treut mit ihrer Freundin Elfi Mikesch 1985 drehte, und das jetzt noch einmal in der Queerfilmnacht zu sehen ist.
Something You Said Last Night

Something You Said Last Night

Trans Frau Ren ist Mitte 20, angehende Schriftstellerin und hat gerade ihren Job verloren. Ausgerechnet jetzt steht der Strandurlaub mit ihrer liebevollen, aber ziemlich temperamentvollen italo-kanadischen Familie an. Im Wissen, dass sie jetzt wieder mehr auf deren Unterstützung angewiesen sein wird, wartet Ren auf den richtigen Moment, von der Entlassung zu erzählen. Doch zwischen den üblichen Streitereien, der Enge der spießigen Ferienanlage und einem irritierenden Urlaubsflirt ist es gar nicht so einfach, Raum für sich und die eigenen Gefühle zu finden. Vor dem Hintergrund der schwülen Langeweile eines Familienurlaubs erzählt „Something You Said Last Night“ vom widersprüchlichen Wunsch eines Millennials, gleichzeitig unabhängig und umsorgt zu sein. Im März ist Luis De Filippis’ Regiedebüt, das in San Sebastian, Toronto und Rotterdam ausgezeichnet wurde, in der Queerfilmnacht zu sehen. Andreas Köhnemann über ein vielschichtiges Figurenporträt, das mit mehreren Narrativen der Darstellung von trans Menschen im Kino bricht.
Queer Glauben

Queer Glauben

Sie ist lesbisch, sie ist gläubig, und vielleicht bald Priesterin. Stefanie Arnold macht sich in der Schweiz mit der Weihe zur Diakonin auf den Weg in den kirchlichen Dienst. Doch passt sie als lesbische Frau, die in einer eingetragenen Partnerschaft lebt, in eine Institution, die seit Jahrhunderten von patriarchalen Strukturen bestimmt wird? Und wie kämpfen andere Menschen aus der queeren Community für ihren Platz in der Kirche? In „Queer Glauben“ fragt Regisseurin Madeleine Corbat, ob und wie Queersein und christlicher Glauben zusammenfinden können. Dabei begleitet sie nicht nur eine lesbische Priesteranwärterin, sondern auch einen transmaskulinen Theologiestudenten und andere nicht-heteronormative Menschen auf ihren individuellen Lebens- und Glaubenswegen. Barbara Schweizerhof über einen Film, in dem sich queere Liebes- und Gotterfahrungen spiegeln.