Kritiken (Film)

Hot Milk

Hot Milk

Eine unglückliche Studentin reist mit ihrer kranken, kontrollsüchtigen Mutter nach Südspanien und findet Erleuchtung in der Affäre mit einer verührerischen Fremden: Als Drehbuchautorin von „Ida“ und „She Said“ ist Rebecca Lenkiewicz bekannt geworden. Jetzt kommt ihr mit Spannung erwartetes Regiedebüt „Hot Milk“. Ihre Adaption des gefeierten Romans von Deborah Levy ist gleichzeitig Sommerromanze, Befreiungsgeschichte und psychologisches Drama. Ein Film mit erzählerischen Höhen und Tiefen, findet sissy-Autor Christian Horn – jedoch stets mit virtuosen Bildern: „Manche Aufnahmen wirken wie Gemälde, und der flirrende Hochsommer legt sich wie eine Milchschliere am Wasserglas über alles.“
The Rocky Horror Picture Show (1975)

The Rocky Horror Picture Show (1975)

50 Jahre queerer Kult: 1975 kam „The Rocky Horror Picture Show“ in die Kinos dieser Welt – und kaum jemand wollte das sehen. Über die Jahre wurde der Film zum Kult, zum Klassiker, zur Legende. Was als wilde Hommage an B-Movies gedacht war, wurde zu einem Symbol der Freiheit, des Andersseins und der queeren Selbstermächtigung. Mit Netzstrümpfen, Lippenstift und mitreißender Rock-'n'-Roll-Attitüde sprengte der Film Genregrenzen und gesellschaftliche Normen. Und ermutigte Generationen dazu, Träume Wirklichkeit werden zu lassen: „Don't dream it – be it“. Maximiliam Breckwoldt über einen „geradezu körperlich gewordenen Film, der die klassische Anordnung des Kinos aufbricht und es einem erlaubt, Teil des Geschehens zu werden“.
Drama Queens

Drama Queens

Liebe! Ruhm! Klassenkampf! So ließe sich „Drama Queens“ von Alexis Langlois in drei Worten zusammenfassen. Doch dieses Langfilmdebüt ist mehr: ein Glitterpop-Märchen mit Sommerhit-Soundtrack; ein bisslustiges Musical; eine Feier aller missverstandenen Popdiven. Ziemlich wild und kompromisslos queer geht es hier zu. Oder, wie sissy-Autor Andreas Köhnemann es ausdrückt: „laut und romantisch, kinky und süß, over the top und voller Wahrhaftigkeit“. Stimmt alles. Und ist im Juli im Rahmen der Queerfilmnacht in mehr als 40 Städten in Deutschland und in Österreich zu sehen. Danach startet der Film offiziell in ausgewählten Kinos.
The Watermelon Woman (1996)

The Watermelon Woman (1996)

In Cheryl Dunyes semi-autobiografischer Mockumentary „The Watermelon Woman“ forscht eine Schwarze, lesbische Filmemacherin – ebenfalls Cheryl – einer vergessenen Schwarzen Schauspielerin aus den 1930er-Jahren hinterher. Während ihrer Recherche reflektiert sie Themen wie Rassismus, lesbische Identität und filmische Repräsentation. Als feministische Antwort auf Mario van Peebles legendäre Blaxploitation-Satire „The Watermelon Man“ ist Dunyes Langfilmdebüt selbst zum Meilenstein des New Queer Cinema geworden. Ein Film, der dazu aufruft, „sich leidenschaftlich dem Zuhören, Erzählen und Fabulieren von Geschichten hinzugeben“, schreibt sissy-Autorin Anne Küper. Dunye erfinde sich selbst – und dabei das, was Kino sein könnte.
Taxi zum Klo (1980)

Taxi zum Klo (1980)

Bei seiner Erstveröffentlichung vor 45 Jahren löste Frank Ripplohs „Taxi zum Klo“ einen Skandal aus: Für einen Film über einen offen schwulen Lehrer aus West-Berlin und dessen sexuelle Abenteuer waren viele in der braven Bundesrepublik nicht bereit. Doch kurz darauf wurde Ripploh sensationell mit dem Max Ophüls Preis ausgezeichnet. Philipp Stadelmaier über einen Film, der heute zurecht als Meilenstein des nicht-heteronormativen Kinos aus Deutschland gilt, weil er in seiner Darstellung einer souveränen schwulen Hauptfigur der Zeit weit voraus war. Und dabei seine wunderbare Zweideutigkeit nie versteckt. 
Beau Travail (1998)

Beau Travail (1998)

Es sollte nur ein Auftragswerk für Fernsehsender sein, heute gilt „Beau Travail“ von Claire Denis vielen als einer der besten Filme aller Zeiten. In ihrer Adaption von Hermann Melvilles „Billy Budd“ beobachtet Denis eine Gruppe von Fremdenlegionären am Horn von Afrika bei ihren Truppenübungen: beim Aufhängen der Wäsche, beim Bügeln der Uniformen, bei ihrer Inszenierung militaristischer Männlichkeit. Es sei die „Erotisierung der Armeekörper und ihrer Beziehungen“, die den Film zum queeren Klassiker machen, schreibt sissy-Autor Till Kadritzke. Doch „fetischisiert werden die Körper nicht als Kampfmaschinen, sondern als Formen, die sich einfügen in all die anderen Formen des Films: das Wasser, die Sonne, die Wüste.“
Der bewegte Mann (1994)

Der bewegte Mann (1994)

Das Elend der Heterosexualität und die deutsche Beziehungskomödie: „Der bewegte Mann“ hat 1994 eine schwule Lebenswelt sichtbar gemacht, wie man sie im Mainstream des Kinos in Deutschland nicht kannte. Und wurde mit 6,5 Millionen Zuschauer:innen zum Monstererfolg. Aber haben die mit alle mit uns oder nur über uns gelacht? Drei Jahrzehnte später hat sich Jochen Werner die Verfilmung des gleichnamigen Comics von Ralf König noch einmal angesehen – und sich über ein hochkomisches Wiedersehen gefreut. Denn auch wenn die legendäre Vorlage fürs Massenpublikum ein Stück weit entschärft wurde: „so lebendig und liebevoll wurde die schwule Szene jedenfalls im deutschen Mainstream-Kino auch danach kaum je wieder porträtiert.“
Querelle (1982)

Querelle (1982)

Am 31. Mai wäre Rainer Werner Fassbinder 80 Jahre alt geworden. Kurz nach seinem Tod im Jahr 1982 erschien sein letztes Werk „Querelle“ – unter Fassbinders vielen kontrovers diskutierten Filmen sicher einer der umstrittensten: Seine Verfilmung von Jean Genets Roman über einen mörderischen und sexbesessenen Matrosen gilt den einen als radikales queeres Manifest, den anderen als unverschämter Kunstporno. Vielleicht zeichnet ihn beides aus. „Die Gleichzeitigkeit von Reflexion und Sex ist großartig“, schreibt Sissy-Autor Peter Rehberg. Gedanken über ein legendäres Männerspektakel, das alles sein will – nur keine schwule Utopie.
The Mattachine Family

The Mattachine Family

Was ist Familie? Und welche Alternativen zur klassischen Kernfamilie gibt es für queere Menschen? In  „The Mattachine Family“ finden die Filmemacher Andy und Danny Vallentine so ehrliche wie unterhaltsame Antworten. Sissy-Autor Andreas Köhnemann über einen „Film voller Liebe und Wärme, der an das Werk von Edward Burns, Lisa Cholodenko oder Nicole Holofcener erinnert.“ Im Juni läuft der Film in der Queerfilmnacht.
Dem Himmel so fern (2002)

Dem Himmel so fern (2002)

Die Lügen und Geheimnisse hinter der perfekten Fassade einer Vorstadt-Ehe in den USA der Fünfziger Jahre: In „Dem Himmel so fern“ aus dem Jahr 2002 lässt Todd Haynes sein Schauspieler:innen-Paar aus Julianne Moore und Dennis Quaid an ihren Sehnsüchten fast zerbrechen – und beschwört den Geist des großen Melodramatikers Douglas Sirk herauf. Sissy-Autor Philipp Stadelmeier hat sich in dieser „Bilderbuchwelt aus Rot-, Gelb- und Kastanientönen“ noch einmal für uns umgesehen.