Unterwegs

Norwegian Dream

Norwegian Dream

Der 19-Jährige Pole Robert ist gerade an die norwegische Küste gezogen. In einer Fischfabrik nahe Trondheim will er genug Geld verdienen, um die Schulden seiner Mutter begleichen zu können. Er findet schnell Anschluss bei den anderen Polen im Team und verliebt sich in Ivar, den Adoptivsohn des Fabrikeigentümers. Doch während Ivar offen schwul ist, will Robert seine Gefühle lieber geheim halten. Leiv Igor Devolds Spielfilmdebüt ist im Januar in der Queerfilmnacht zu sehen und startet am 1. Februar im Kino. Stefan Hochgesand über eine mitreißende schwule Liebesgeschichte mit großem sozialem Bewusstsein.
Die Jungfrauenmaschine

Die Jungfrauenmaschine

„Filme wie der von Monika Treut vernichten das Kino“, schrieb 1988 die ZEIT. Gemeint war „Die Jungfrauenmaschine“, der heute natürlich völlig zu Recht als Klassiker des lesbischen Kinos aus Deutschland gilt – und im April in der Queerfilmnacht auf die große Leinwand zurückkehrt. Der Film erzählt von Dorothee Müller, einer jungen, naiven Hamburger Journalistin, die sich an eine Untersuchung über romantische Liebe macht und für belastbare Antworten bis ins abenteuerliche San Francisco reisen muss. Anne Küper folgt dem Film und seiner Regisseurin auf ihrer lustvollen Entdeckungstour, deren Ursprung auch viel über die engen sexuellen Grenzen im Deutschland der 1980er erzählt, und erkundet Treuts bahnbrechendes queeres Bastel-Prinzip.
Der Sommer mit Anaïs

Der Sommer mit Anaïs

Anaïs promoviert gerade in Literaturwissenschaft, ist ständig in Bewegung und nie zufrieden. Halbherzig beginnt sie eine Affäre mit dem älteren Verleger Daniel. Doch bald findet Anaïs dessen Partnerin, die erfolgreiche Schriftstellerin Émilie, viel aufregender. Eine lesbische Romanze wie aus dem Bilderbuch beginnt – mit Liebe am Strand und sehnsüchtigem Briefwechsel. Nur Daniel könnte die sommerlich-unbeschwerte Stimmung noch vermiesen. Anstatt den heteronormativen und latent frauenfeindlichen Mustern zahlloser Filme über Dreiecksbeziehungen zu folgen, erzählt Charline Bourgeois-Tacquet ihr Langfilmdebüt „Der Sommer mit Anaïs“ konsequent aus der Perspektive der weiblichen Hauptfigur, schreibt Theresa Rodewald. Jetzt gibt es das Liebesdrama als DVD und VoD.
North of Vortex & Caught Looking

North of Vortex & Caught Looking

Ein schwuler Dichter reist mit seinem Cabrio von New York nach Westen. Auf dem Weg nimmt er einen muskelbepackten Matrosen mit, später steigt eine Kellnerin zu. Der Dichter ist scharf auf den Matrosen, der Matrose auf die Kellnerin, die Kellnerin auf den Dichter. Constantine Giannaris’ „North of Vortex“ (1991) besticht durch traumhafte Schwarz-Weiß-Bilder und Beatnik-Romantik. Jetzt gibt es das Road Movie in digital restaurierter Fassung zusammen mit Giannaris’ Teddy-gekröntem futuristischem Kurzfilm „Caught Looking“ (1992) auf DVD und als VoD. Michael Kienzl schreibt über zwei wiederentdeckte Klassiker des queeren Kinos der 1990er Jahre, die beide mit rauer Poesie von unerfüllter Sehnsucht erzählen.
Bulldog

Bulldog

Jetzt im Kino: Der 21-jährige Bruno und seine nur 15 Jahre ältere Mutter Toni haben eine starke symbiotische Beziehung. Nichts und niemand hat Platz im chaotischen Leben der beiden – sie arbeiten sogar zusammen in einer Ferienanlage in Spanien. Doch als Tonis neue Partnerin Hannah in den gemeinsamen Bungalow zieht, steht das Verhältnis vor einer Zerreißprobe: Zum ersten Mal muss Bruno die Aufmerksamkeit seiner Mutter mit einer anderen Person teilen. Barbara Schweizerhof über einen Film, der tiefenpsychologisch fundiert von Liebe und Ablösung erzählt.
Wildhood

Wildhood

Neben dem schwedischen Liebesfilm „So Damn Easy Going“ läuft diesen Monat auch das kanadische Road Movie „Wildhood“ in der Queerfilmnacht. Bretten Hannam verknüpft darin die Suche eines Jungen nach seiner Mutter mit der Geschichte eines sexuellen Erwachens. „Wildhood“ wurde in der betörenden Landschaft von Nova Scotia gedreht, dem ehemaligen Stammesgebiet der Mi’kmaq, und teilweise auch in der Sprache des indigenen Volks. Nicht nur deswegen erzählt der Film für Noemi Yoko Molitor auch eine indigene Geschichte über das Verlieren und (Wieder-)Finden von Familie und kulturellem Wissen – eine Geschichte also, die im nordamerikanischen Kino noch viel zu selten erzählt wird.
Bones and All

Bones and All

Der neue Film von Luca Guadagnino gilt spätestens seit seiner umjubelten Weltpremiere in Venedig als gesetztes Highlight des Kinosherbsts – nicht nur, weil wieder Timothée Chalamet, der derzeit wohl größte Filmstar seiner Generation, eine der Hauptrollen spielt. Doch wie passt das romantische Road Movie über die Liebe zwischen zwei jungen Kannibal:innen im Reagan-Amerika zu Guadagninos letzten Filmen, dem schwulen Erweckungsdrama „Call Me By Your Name“ (2017) und dem referentiellen Horrorfilm-Remake „Suspiria“ (2018)? Für Philipp Stadelmaier geht es in allen drei Fällen um das Ende der Unschuld.
Sprung ins kalte Wasser

Sprung ins kalte Wasser

Ab jetzt im Salzgeber Club: In romantisch-verträumten Bildern begleitet Regisseur Stelios Kammitsis in „Sprung ins kalte Wasser“ zwei junge Männer auf einem Trip durch halb Europa. Der junge Grieche Victoras macht sich nach dem plötzlichen Tod seiner Oma von Patras nach Deutschland auf, wo seine Mutter lebt. Auf der Fähre trifft er den abenteuerlustigen Deutschen Mathias – und nimmt ihn auf die weitere Reise einfach mit. Andreas Wilink über ein Kräfte-Messen, das allmählich zum Flirt wird.
Abteil Nr. 6

Abteil Nr. 6

Die finnische Archäologiestudentin Laura ist fest entschlossen, die berühmten Felsenmalereien in Murmansk am nördlichen Polarkreis mit eigenen Augen zu sehen. Im Zug dorthin sitzt sie aber nicht neben ihrer Freundin Irina, die den Trip kurzfristig abgesagt hat, sondern mit dem Bergarbeiter Ljoha, der ihr mit seiner ruppigen Art den letzten Nerv zu rauben scheint. Doch dann kommt es auf engstem Raum zu ein besonderen Annäherung. Juho Kuosmanen erzählt in seinem Railroadmovie „Abteil Nr. 6“ eine der ungewöhnlichsten und schönsten nicht-heteronormativen Liebesgeschichten der letzten Jahre. Barbara Schweizerhof über einen meisterhaften Film der versteckten Blicke und magischen Abzweigungen.
Lola und das Meer

Lola und das Meer

Lola ist 18, hat pinke Haare und macht gerade ihr Diplom als Veterinär-Assistentin. Als ihre Mutter stirbt, sorgt ihr Vater dafür, dass sie die Trauerfeier verpasst, weil er Lolas Trans-Outing vor zwei Jahren noch immer nicht annehmen kann. Doch Lola ist entschlossen, ihrer Mutter den letzten Wunsch zu erfüllen und deren Asche an der belgischen Küste zu verstreuen. Widerwillig machen sich Vater und Tochter auf die gemeinsame Reise. Für ihre einfühlsame Darstellung wurde Hauptdarstellerin Mya Bollaers als erste trans Person mit dem belgischen Filmpreis Magritte ausgezeichnet. Ebenso eindrucksvoll spielt für Barbara Schweizerhof aber auch der französische Kinostar Benoît Magimel („Die Klavierspielerin“) – als Lolas Vater, den die Tochter nach und nach aus der toxisch-männlichen Reserve lockt.