Boys Club

Goldhammer

Goldhammer

Schwuler Escort im Ruhestand, rechtskonservativer Journalist mit Suchtproblemem, stellvertretender Vorsitzender der Bundesvereinigung Juden in der AfD. Marcel Goldhammer ist ein wandelnder Widerspruch. Geboren 1987 in Kaiserslauten und aufgewachsen als Christ, konvertierte er 2006 zum Judentum und lebt heute in Tel Aviv und Berlin. Bei der Bundestagswahl 2021 trat er als Direktkandidat der AfD für Berlin-Neukölln an. In ihrem Film spüren André Krummel und Pablo Ben Yakov einer Biographie nach, in der es vor allem um eins zu gehen scheint: Aufmerksamkeit um jeden Preis. Christian Horn über einen Film an der Grenze zwischen Dichtung und Wahrheit.
Spoiler Alarm

Spoiler Alarm

In seinen Memoiren „Spoiler Alert: The Hero Dies“ verarbeitet der Journalist Michael Ausiello den frühen Krebstod seines Ehemanns Kit – und landete damit 2017 in den USA einen Bestseller. Regisseur Michael Showalter („The Big Sick“) hat das Buch nun als Tragikomödie mit Jim Parsons, Ben Aldridge und Sally Field verfilmt. „Spoiler Alarm“ erzählt die Beziehung zwischen Michael und Kit vom ersten Kennenlernen bis zu Kits schwerer Erkrankung also große Love Story. Andreas Köhnemann über einen Film, der in Sachen romantischer Comedy und schwulem Nerdfaktor den Vergleich mit „Bros“ nicht scheuen muss, seinen Figuren aber weitaus einfühlsamer begegnet als sein knapper Vorläufer.
Eismayer

Eismayer

Hart, härter, Eismayer! Der herrische Vizeleutnant Charles Eismayer gilt als gefürchtetster Ausbilder beim Österreichischen Bundesheer. Und er ist schwul – nur das darf keiner wissen. Doch als der hübsche und offen schwule Rekrut Mario in seiner Truppe landet, gerät Eismayers strenge Gedankenwelt ins Wanken. David Wagners Liebesdrama beruht auf einer wahren Geschichte, die unter Österreichs Soldaten legendär ist: Charles Eismayer, der berüchtigtste Schleifer des Bundesheeres, verliebte sich in einen Rekruten und gab ihm 2014 in Galauniform auf dem Kasernenhof das Ja-Wort. „Eismayer“ wurde nach seiner Weltpremiere in Venedig auf Festivals weltweit gefeiert, vielfach ausgezeichnet und erhielt sieben Nominierungen für den Österreichischen Filmpreis. Andreas Wilink liest den Film mit Tarkowskij, Canetti und Theweleit – und erkennt in der Liebesgeschichte eine bemerkenswerte Geburtserzählung.
Prinz in Hölleland

Prinz in Hölleland

Kreuzberg, Anfang der 1990er. Jockel und Stefan sind ein schwules Paar, leben auf dem Bauwagenplatz und gehen beide auch mal mit Micha ins Bett. Jockel hat gerade das Heroin entdeckt – und verliert zwischen Highsein und Entzugserscheinungen allmählich Stefan und die Freiheit aus den Augen. Und dann ist da auch noch der Narr Firlefanz, der vom Prinz in Hölleland erzählt, von einem schönen Müllersbuschen und von einem bösen weißen Pulver. Der Debütfilm von Michael Stock („Postcard to Daddy“) ist ein Märchen ohne Happy End und zeigt die raue Wirklichkeit eines längst verschwundenen West-Berlins der Wendejahre und seiner linksautonomen Gegenwelt. 30 Jahre nach seiner Uraufführung erscheint Stocks legendärer Szenefilm jetzt in digital restaurierten Fassung als DVD und VoD. Axel Schock geht mit dem Film auf Zeitreise.
The Whale

The Whale

Darren Aronofsky ist Spezialist für abgründige Figurenportäts – bislang aber noch nicht als Regisseur queerer Filme in Erscheinung getreten. In „The Whale“ erzählt er nun die Geschichte des stark übergewichtigen Englischdozenten Charlie, der seit dem Suizid seines Partners einsam und zurückgezogen in einer kleinen Wohnung lebt und einen letzten Versuch unternimmt, sich mit seiner entfremdeten Tochter zu versöhnen. Das Drama verschaffte Brendan Fraser ein fulminantes Comeback und sogar den Oscar als Bester Hauptdarsteller. Christian Horn über einen Film, dem das unglückliche Schwulsein seiner Hauptfigur zwar am Rande zur Kritik an evangelikalen Kirchengemeinschaften in den USA und deren konservativer Sexualmoral dient, der ansonsten aber vor allem bemerkenswert rührselig geraten ist.
Der Gymnasiast

Der Gymnasiast

Jetzt im Kino: In seinem neuen und bisher wohl persönlichsten Film erzählt Christophe Honoré („Chanson der Liebe“, „Sorry Angel“), vom schmerzhaften Erwachsenwerden eines Teenagers. Lucas ist 17 und kann es kaum abwarten, endlich das Internat und die Provinz hinter sich zu lassen, um nach Paris zu ziehen, wo sein großer Bruder Quentin lebt. Auch sein erster Freund Oscar wird ihn nicht davon abhalten. Doch ein tragischer Unfall reißt Lucas‘ hoffnungsvollen Blick auf die Welt in Stücke. Weil selbst seine Mutter ihn nicht trösten kann, macht er sich auf nach Paris, wo er eine Woche bei Quentin und dessen Mitbewohner Lilio wohnen wird. Neben den Kinostars Vincent Lacoste und Juliette Binoche glänzt Newcomer Paul Kircher als Lucas, der erst nach und nach eine Sprache für seine Wut findet und die große Stadt, die Liebe und das Leben instinktiv erkundet. Philipp Stadelmaier über einen hochgradig selbstreflexiven Film und Honorés romantisches Kino des unbedingten Wollens.
Mascarpone

Mascarpone

Nach über zehn Jahren Partnerschaft wird Antonio von seinem Ehemann verlassen. Er muss sich eine neue Bleibe und einen Job suchen – und fängt an, sich mit Online-Dates sexuell auszutoben. Doch es dauert nicht lang, bis sich der eine oder andere auch mehr mit Antonio vorstellen könnte... Die italienischen Regisseure Alessandro Guida und Matteo Pilati stellen in „Mascarpone“ dem Ideal der monogamen Zweierbeziehung die Vorzüge der sexuellen Unabhängigkeit gegenüber. Axel Schock über eine streckenweise unterhaltsame, insgesamt jedoch etwas üppig geratene schwule Beziehungskomödie, die es jetzt als DVD und VoD gibt.
Das Blau des Kaftans

Das Blau des Kaftans

Halim und Mina betreiben eine traditionelle Schneiderei in der Medina von Salé, einer der usrprünglichsten in Marokko. Um den Anforderungen der anspruchsvollen Kundschaft gerecht zu werden, heuern sie einen talentierten jungen Mann namens Youssef als Lehrling an. Mit der Zeit jedoch bemerkt Mina, wie sehr die Anwesenheit Youssefs ihren Mann berührt und er sich zu ihm hingezogen fühlt. „Das Blau des Kaftans“ von Maryam Touzani gewann letztes Jahr in Cannes den FIPRESCI-Preis in der Reihe „Un Certain Regard“ und ist jetzt in den deutschen Kinos zu sehen. Matthias Frings über ein Liebesdrama voll puren Sinnlichkeit.
North of Vortex & Caught Looking

North of Vortex & Caught Looking

Ein schwuler Dichter reist mit seinem Cabrio von New York nach Westen. Auf dem Weg nimmt er einen muskelbepackten Matrosen mit, später steigt eine Kellnerin zu. Der Dichter ist scharf auf den Matrosen, der Matrose auf die Kellnerin, die Kellnerin auf den Dichter. Constantine Giannaris’ „North of Vortex“ (1991) besticht durch traumhafte Schwarz-Weiß-Bilder und Beatnik-Romantik. Jetzt gibt es das Road Movie in digital restaurierter Fassung zusammen mit Giannaris’ Teddy-gekröntem futuristischem Kurzfilm „Caught Looking“ (1992) auf DVD und als VoD. Michael Kienzl schreibt über zwei wiederentdeckte Klassiker des queeren Kinos der 1990er Jahre, die beide mit rauer Poesie von unerfüllter Sehnsucht erzählen.
Close

Close

Léo und Rémi, beide 13 Jahre alt, sind beste Freunde und stehen sich nah wie Brüder. Sie sind unzertrennlich, vertrauen sich und teilen alles miteinander. Doch mit dem Ende des Sommers und dem Wechsel auf eine neue Schule gerät ihre innige Verbundenheit plötzlich ins Wanken – mit tragischen Folgen. „Close“ ist der zweite Film von „Girl“-Regisseur Lukas Dhont und wurde vergangenes Jahr in Cannes mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet. Andreas Wilink über ein Drama, das von einer besonderen Nähe erzählt und zu Tränen rührt.