Matthias Frings (Autor)

Große Freiheit

Große Freiheit

Hans Hoffmann liebt Männer, doch das ist im Deutschland der Nachkriegszeit, in dem noch immer der Paragraph 175 in Kraft ist, verboten. Immer wieder landet Hans im Gefängnis – und trifft dort regelmäßig auf Viktor, einen verurteilten Mörder. Aus der anfänglichen Abneigung wird über die Jahre gegenseitiger Respekt. Oder ist es sogar mehr? „Große Freiheit“ des österreichischen Regisseurs Sebastian Meise wurde in Cannes mit dem Jurypreis der Sektion Un Certain Regard ausgezeichnet, zahlreiche weitere Preise und Nominierungen (unter anderem für vier Europäische Filmpreise) folgten. Für Matthias Frings ist das historische Gefängnisdrama großes Kino, insbesondere dank seiner beiden famosen Hauptdarsteller Franz Rogowski und Georg Friedrich.
John Boyne: Die Geschichte eines Lügners

John Boyne: Die Geschichte eines Lügners

Der Schriftsteller Maurice Swift ist ein brillanter Erzähler, aber ihm fehlen die Geschichten. In Westberlin trifft er sein großes Idol Erich Ackermann, und der preisgekrönte Autor verfällt tatsächlich seinem Charme. Als Swift ihm auf Lesereise durch Europa begleitet, weiht ihn Ackermann sogar in sein Geheimnis ein. Die Geschichte, die Maurice daraus entwickelt, lässt ihn zum Star der Literaturszene werden – und führt zu Ackermanns Karriereende. „Die Geschichte eines Lügners“ von John Boyne ist erst Komödie, dann Drama und schließlich komödiantischer Krimi. Matthias Frings hat sich von der Verve des Schelmenromans mitreißen lassen.
Sommer 85

Sommer 85

Ein heißer Sommer in der Normandie, 1985: Der 16-jährige Alexis verbringt die Ferien mit seinen Eltern in einem malerischen Küstenort. Als ihn ein überraschend aufziehendes Unwetter in seiner kleinen Segeljolle zum Kentern bringt, wird er von dem etwas älteren David gerettet. Ein unbeschwertes Liebesglück beginnt – doch bald überschlagen sich die Ereignisse. In seinem 19. Film „Sommer ’85“ erzählt François Ozon von der ersten großen Liebe zwischen zwei jungen Männern, basierend auf dem schwulen Coming-of-Age-Roman „Dance on my Grave“ (1982) von Aidan Chambers. Matthias Frings über eine bittersüße Love Story im Zeitraffer.
Christine Wunnicke: Die Kunst der Bestimmung

Christine Wunnicke: Die Kunst der Bestimmung

Während Christine Wunnicke in ihrem aktuellen Buch „Die Dame mit der bemalten Hand“ von der Begegnung zweier schräger Wissenschaftler im Jahre 1764 erzählt, geht es in „Die Kunst der Bestimmung“ (2003) um das Aufeinandertreffen eines kauzigen skandinavischen Akademikers und eines unberechenbaren Adeligen. Der schwedische Professor Simon Chrysander ist berühmt für seine Fähigkeit, Dinge zu ordnen und zu bestimmen. Im Jahr 1678 bestellt ihn die englische Royal Society nach London, um ihre naturkundliche Sammlung zu sortieren. Doch je mehr Struktur er in das obskure Durcheinander aus konservierten Kuriositäten bringt, desto mehr stürzt sein eigenes Dasein ins Chaos. Verantwortlich hierfür ist der junge Lord Fearnall, der sich allen Ordnungsrastern entzieht. Ein Kräftemessen zwischen Abwehr und Zuneigung, Ratio und Ungewissheit, Leben und Tod. Matthias Frings über einen beinah makellosen Roman, der jetzt als Neuausgabe vorliegt.
Making Montgomery Clift

Making Montgomery Clift

Am 17. Oktober 2020 wäre Montgomery Clift 100 Jahre alt geworden. Bildhübsch, sensibel und sexuell ambig verkörperte er in den 1950ern und frühen 60ern vor allem die tragischen Antihelden des Hollywood-Kinos – und gilt mit James Dean und Marlon Brando als einer der drei großen „rebel males“. Doch spätestens seit Clifts frühem Tod mit 46 Jahren dominierte in den Medien das Bild des „sad young man“, der sich nie offen zu seiner vermeintlichen Homosexualität bekannt habe und der dem Starsystem zum Opfer gefallen sei. In einem neuen Dokumentarfilm zeichnen Robert Clift, jüngster Neffe des Filmstars, und Hillary Demmon ein anderes Bild – von einem lebensfrohen, lustvollen und ambitionierten Schauspieler. Unser Autor Matthias Frings über den Versuch eines Gegennarrativs.
Khaled Alesmael: Selamlik

Khaled Alesmael: Selamlik

In seinem autobiografisch gefärbten Debütroman "Selamlik" erzählt der syrische Autor Khaled Alesmael von Furat, der in einer gutbürgerlichen Familie aufwächst. Während seiner Studienzeit in Damaskus erkundet Furat das heimliche Leben schwuler Männer in Parks, Saunen und Pornokinos. Während des Bürgerkriegs werden die Schwulen des Landes von islamistischen Rebellen gezielt gejagt. Als das Haus von Furats Familie von Kampftruppen attackiert wird, flieht der junge Mann nach Schweden und wird dort im Asylantenheim erneut mit der Homophobie seiner Landsleute konfrontiert. Unser Autor Matthias Frings über eine wuchtige Geschichte zwischen Sex und drohendem Tod.
Ocean Vuong: Nachthimmel mit Austrittswunden

Ocean Vuong: Nachthimmel mit Austrittswunden

Lyrik gilt als Feinschmecker-Literatur, an die sich nur wenige Verlage wagen. Wenn der Autor bereits einen Bestseller geschrieben hat, verbessert das allerdings erheblich die Chancen auf eine Veröffentlichung. Nach seinem gefeierten Roman "Auf Erden sind wir kurz grandios" ist nun auch Ocean Vuongs erster Gedichtband "Nachthimmel mit Austrittswunden" in einer zweisprachigen Ausgabe in Deutschland erschienen. Unser Autor Matthias Frings ließ sich von Vuongs dezidiert queerer Poesie begeistern.
Rettet das Feuer

Rettet das Feuer

In den Achtzigern ist Jürgen Baldiga einer der umtriebigsten Künstler des West-Berliner Undergrounds: Er macht Musik, Lyrik und Drag, vor allem aber fotografiert er seine Umgebung und sich. Nach seiner HIV-Infektion nutzt er die Kunst, um das eigene Sterben und das der Freunde zu dokumentieren. Ein Vierteljahrhundert nach Baldigas Tod hat sich Regisseur Jasco Viefhues mit dessen Weggefährt*innen und Freund*innen getroffen. Seine Gespräche fügt er mit einer Fülle von Fotos und teilweise noch nie gesehenem Archivmaterial zusammen. Unser Autor Matthias Frings schreibt über den Künstler Jürgen Baldiga, der ein besonderes Leuchten in seinen hellen Augen hatte, und über einen Film, der ohne Pathos und Heldenverehrung auskommt, weil er so viel Liebe hat. Ab 30. April ist "Rettet das Feuer" im Salzgeber Club zu sehen.
Patrick Henze: Schwule Emanzipation und ihre Konflikte

Patrick Henze: Schwule Emanzipation und ihre Konflikte

Die Entschärfung des §175 im Jahr 1969 hob den Deckel von einem viel zu lange geschlossenen Topf. Schwule Männer, deren Sexualität bis dahin mit Gefängnis bestraft wurde, meldeten sich in der Öffentlichkeit zu Wort und die "Zweite deutsche Schwulenbewegung" begann, in deren Verlauf die meisten Infrastruktureinrichtungen des heutigen queeren Lebens geschaffen wurden. Die umtriebige Berliner Polittunte und Geschlechterforscherin Patsy l’Amour laLove, Herausgeberin der heiß diskutierten Sammelbände "Beißreflexe" (2017) und "Selbsthass & Emanzipation" (2016), hat über die bewegten Siebzigerjahre promoviert und die Dissertation nun unter ihrem bürgerlichen Namen Patrick Henze veröffentlicht. Der Untertitel "Zur westdeutschen Schwulenbewegung" führt allerdings etwas in die Irre, denn im Grunde ist fast ausschließlich von Berlin die Rede, und in den Siebzigerjahren war "Westdeutschland" von Berlin aus gesehen ungefähr so weit weg wie der Mond. Matthias Frings hat das Buch für uns gelesen.
Acht Filme des Jahres

Acht Filme des Jahres

Das nicht-heterosexuelle Kinojahr 2018 war so vielfältig wie kaum ein Jahr zuvor – vor allem was die Perspektiven und Lebensentwürfe seiner filmischen Figuren betrifft. Wir haben für Euch unsere acht Highlights der vergangenen Monate zusammengetragen und stellen Sie mit kurzen Spotlights in den Worten unserer Autor*innen noch einmal vor. Eine Rückschau auf ein schwules Arbeiterkind, das aus der französischen Provinz nach Paris flüchtet, um dort eine neue Entfremdung zu erleben. Auf eine schüchterne Studentin in Oslo, die sich mit übernatürlichen Kräften aus der Hetero-Hölle ihrer Kindheit befreit. Auf einen Schriftsteller, der im Paris der frühen 90er nicht mehr lange zu leben hat und sich trotzdem ein letztes Mal verliebt. Auf eine Ballettschülerin in Gent, die einen Penis zu viel hat. Auf einen altklugen Professorensohn, der während eines Sommers in der Lombardei erfährt, was er alles noch nicht weiß. Auf einen US-amerikanischen Teenager, der an seiner High School zwangsgeoutet wird und erst so in ein großes Liebesmärchen schliddert. Auf zwei Frauen, die sich in São Paulo die Mutterschaft für ein Werwolfkind teilen. Und auf einen Stricher, der so frei und so einsam durch Straßburg zieht wie ein wildes Tier.