Das Ende der Unschuld

Narziss und Goldmund

Narziss und Goldmund

In seiner Adaption der berühmten Erzählung von Hermann Hesse bietet der österreichische Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky ("Die Fälscher") nicht nur Bildgewalt und Star-Besetzung (Sabin Tambrea, Jannis Niewöhner), sondern setzt zugleich die homoerotischen Untertöne der Vorlage deutlich nach oben. Im mittelalterlichen Kloster Mariabronn werden der tiefreligiöse Narziss und der ungestüme Goldmund zu engen Freunden. Während Narziss im Kloster bleibt, zieht es Goldmund in die Welt, die zahlreiche Liebschaften, aber auch Elend und Tod für ihn bereithält. Andreas Köhnemann hat nach dem emotionalen Herzstück der bemerkenswert schwulen Großproduktion gegraben.
Cousins

Cousins

Neu als DVD und VoD: Teenager Lucas lebt mit seiner strenggläubigen Tante Lourdes in einem Städtchen irgendwo in Brasilien. Als braver Neffe hilft er ihr im Garten und bei der Organisation der Bibelkreise. Doch ihre fromme Zweisamkeit wird durcheinandergebracht, als Lourdes einen weiteren Neffen im Haus aufnimmt: Mario kommt gerade aus dem Gefängnis und kann sich nur schwer an Regeln halten. Zunächst ist Lucas vom Verhalten seines wilden Cousins irritiert, aber in Lourdes' Abwesenheit kommen sich die zwei Jungs rasch näher... In ihrer verspielten Coming-of-Age-Komödie setzen Thiago Cazado und Mauro Carvalho dem religiösen Konservatismus in der brasilianischen Provinz die positive Geschichte einer emotionalen und sexuellen schwulen Erweckung entgegen. Unser Autor Andreas Köhnemann hat sich von der Leidenschaft und dem Humor des Films mitreißen lassen.
Darkroom – Tödliche Tropfen

Darkroom – Tödliche Tropfen

In seinem neuen Film "Darkroom - Tödliche Tropfen" befasst sich Rosa von Praunheim mit einem wahren Kriminalfall aus der jüngsten Vergangenheit Berlins. Während der Krankenpfleger Lars mit seinem Freund Roland eine scheinbar perfekte Beziehung führt, treibt er sich heimlich im Nachtleben umher, mordet und experimentiert mit tödlichen Substanzen. Der diesjährige Eröffnungsfilm des Filmfestivals Max Ophüls Preis setzt nicht auf Hochglanz, sondern auf sein gut eingespieltes Hauptdarsteller-Duo. Stefan Hochgesand hat sich in die filmische Blackbox begeben und neben ekligen Momenten auch Paradiesisches entdeckt.
Nevrland

Nevrland

Neu als DVD, Blu-Ray und VoD: Jakob ist 17, arbeitet als Aushilfskraft in einem Schlachthof und kämpft mit einer lähmenden Angststörung. Als er in einem Sex-Cam-Chat den 26-jährigen Künstler Kristjan kennenlernt, beginnt für ihn eine transpersonale Reise nach Nevrland und zu den Wunden seiner Seele. Bildgewaltig und atmosphärisch dicht zeigt der österreichische Regisseur Gregor Schmidinger in seinem ersten Langfilm "Nevrland" den Prozess des sexuellen Erwachens und der Selbstfindung als existentiellen Trip, in dem die Grenzen zwischen Realität und Fantasie immer mehr verwischen. Newcomer Simon Frühwirth wurde für seine Rolle als Jakob bereits mehrfach ausgezeichnet. Sebastian Markt über einen tiefenpsychologisch fundierten Coming-of-Age-Film über den Mut, man selbst zu sein, und die gewaltige Angst, die oft davor liegt.
Hamam – Das türkische Bad

Hamam – Das türkische Bad

Bei seiner Erstveröffentlichung im Jahr 1997 wurde "Hamam - Das türkische Bad" als Meisterwerk gefeiert und ist längst zu einem Klassiker des queeren Kinos avanciert. Regisseur Ferzan Özpetek ("Die Ahnungslosen") nutzt die homoerotische und höchst sinnliche Atmosphäre türkischer Bäder und den Zauber der Metropole am Bosporus, um in verführerischen Bildern von einem sexuellen und kulturellen Erwachen zu erzählen – und vom Eintauchen in eine einzigartige, faszinierende Welt. Jetzt erscheint der Kultfilm in digital restaurierter Fassung. Unser Autor Christian Lütjens hat ihn als zeitloses Märchen über das Suchen und Finden der (Selbst-)Liebe erlebt.
Kanarie

Kanarie

Südafrika, 1985. Der 18-jährige Boy-George-Fan Johan Niemand wird in den Soldatenchor „Kanaries“ aufgenommen - und merkt schnell, dass er dort, wie überall, eine bestimmte Rolle spielen muss: Der Chor hat die Aufgabe, die Werte des Staates und der katholischen Kirche anzupreisen. Als sich Johan während einer Tournee in einen singenden Kameraden verliebt, stellt er bald das repressive Ordnungssystem um sich herum infrage. Die mitreißende musikalische Coming-of-Age- und Liebesgeschichte „Kanarie“ von Christiaan Olwagen zeigt vor dem historischen Hintergrund des Apartheid-Regimes die Verwundungen, die Nationalismus und Religion jungen Menschen antun können – aber auch, wie man in der Allianz mit anderen Außenseitern seine eigene Stimme finden kann. Unser Autor Stefan Hochgesand hat sich gemeinsam mit den Chorjungs durch Widrigkeiten zu den Sternen begeben.
Giant Little Ones

Giant Little Ones

Franky und Ballas sind seit Ewigkeiten beste Freunde. Die Stars des Schwimm-Teams sind beliebt in der Highschool und begehrt bei den Mädchen. Doch als sich die beiden im betrunkenen Zustand sexuell näherkommen, ist plötzlich alles anders: Ballas will mit Franky nichts mehr zu tun haben und die Gerüchteküche in der Schule brodelt. Franky erlebt Mobbing und Gewalt, aber auch eine neue Nähe zu seinem Vater, der selbst seit einigen Jahren schwul lebt. Allmählich wird dem Teenager klar, wer er sein möchte. Keith Behrmans "Giant Little Ones" wurde nach seiner gefeierten Weltpremiere in Toronto vielfach ausgezeichnet – und läuft im November in der queerfilmnacht. Christian Lütjens über einen außergewöhnlichen Coming-of-Age-Film, der mit leuchtenden Bildern und mitreißenden Darsteller*innen Herzen und Horizonte öffnet.
Sócrates

Sócrates

Nach dem plötzlichen Tod seiner Mutter ist der 15-jährige Sócrates ganz auf sich allein gestellt. Weil ihn sein Vater wegen seiner Homosexualität verstoßen hat, soll er in ein Heim. Doch so schnell gibt Socrates die Hoffnung auf ein besseres Leben nicht auf. Das Spielfilmdebüt des brasilianisch-amerikanischen Regisseurs Alexandre Moratto, gedreht mit einem Mini-Budget von 20.000 Dollar und mit Jugendlichen aus einem Sozialprojekt, kommt seiner Hauptfigur und deren Lebensumständen am sozialen Rand von São Paulo dabei so nah und wirkt derart authentisch, wie es sonst meist nur im Dokumentarfilm gelingt. Axel Schock hat den neorealistisch anmutenden Film, der vergangenes Jahr mit einem Independent Spirit Award ausgezeichnet wurde, für uns gesehen.
Gelobt sei Gott

Gelobt sei Gott

Alexandre lebt mit seiner Familie in Lyon. Eines Tages erfährt er per Zufall, dass der Priester, von dem er in seiner Pfadfinderzeit missbraucht wurde, immer noch mit Kindern arbeitet. Er beschließt zu handeln und findet Unterstützung bei zwei weiteren Opfern, François und Emmanuel. Zusammen wollen sie das Schweigen brechen, das über ihrem Martyrium liegt – gegen alle Widerstände. François Ozon hat in seinem neuen Film die wahren Ereignisse des Missbrauchsskandals um den Lyoner Priester Preynat verarbeitet. Seine meisterhaft inszenierte Anklage der erschütternden Versäumnisse in der Katholischen Kirche wurde im Februar auf der Berlinale mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet. Ab Donnerstag ist "Gelobt sei Gott" bundesweit im Kino zu sehen. Andreas Wilink hat den Film für uns gesehen – und genau hingehört.
Einfach Charlie

Einfach Charlie

Jetzt als DVD und VoD: Charlie ist 14 und liebt es, Fußball zu spielen. Gerade hat der Teenager das Angebot bekommen, in die Jugendabteilung eines Clubs in der ersten englischen Liga aufgenommen zu werden. Charlies Vater platzt fast vor Stolz, auch weil es einst sein eigener Traum war, Profifußballer zu werden. Für Charlie ist die Aussicht aber ein einziger Albtraum, denn "er" ist eigentlich ein Mädchen, dem bei der Geburt das Geschlecht "männlich" zugewiesen wurde. Als Charlie sich ihren Freunden und Eltern anvertraut, reagieren nicht alle mit Verständnis. Die britische Regisseurin Rebekah Fortune erzählt in "Einfach Charlie" nicht nur vom Suchen und Finden der eigenen Identität, sondern auch die Geschichte von Charlies Familie und dem sozialen Druck, den das mutige Coming-out auslöst. Samuel Benke hat sich den in seiner Realitätsnähe berührenden Coming-of-Age-Film für uns gesehen.