Versteckspiel

Hamam – Das türkische Bad

Hamam – Das türkische Bad

Bei seiner Erstveröffentlichung im Jahr 1997 wurde "Hamam - Das türkische Bad" als Meisterwerk gefeiert und ist längst zu einem Klassiker des queeren Kinos avanciert. Regisseur Ferzan Özpetek ("Die Ahnungslosen") nutzt die homoerotische und höchst sinnliche Atmosphäre türkischer Bäder und den Zauber der Metropole am Bosporus, um in verführerischen Bildern von einem sexuellen und kulturellen Erwachen zu erzählen – und vom Eintauchen in eine einzigartige, faszinierende Welt. Jetzt erscheint der Kultfilm in digital restaurierter Fassung. Unser Autor Christian Lütjens hat ihn als zeitloses Märchen über das Suchen und Finden der (Selbst-)Liebe erlebt.
Der Blonde

Der Blonde

Ein Vorort in Buenos Aires. Der blonde Gabriel ist gerade bei seinem Arbeitskollegen Juan eingezogen. Offiziell sind beide hetero: Der stille Gabriel hat eine kleine Tochter, Draufgänger Juan bringt eine weibliche Eroberung nach der anderen nach Hause. Trotzdem gibt es zwischen ihnen eine intensive körperliche Anziehung. Irgendwann folgen auf Blicke Berührungen und ein loses sexuelles Arrangement. Als aus den „flatmates with benefits“ ein richtiges Liebespaar werden könnte, gerät Juan in einen Identitätskonflikt. Mit gewohnt voyeuristischem Blick schaltet der argentinische Regisseur Marco Berger die homoerotische Stimmung schrittweise nach oben. „Der Blonde“ ist bereits der sechste Film von Teddy-Gewinner Berger („Plan B“). Unser Autor Christian Lütjens hat sich angesehen, wie er abermals die Grenzen der Intimsphäre gesprengt hat.
Kanarie

Kanarie

Südafrika, 1985. Der 18-jährige Boy-George-Fan Johan Niemand wird in den Soldatenchor „Kanaries“ aufgenommen - und merkt schnell, dass er dort, wie überall, eine bestimmte Rolle spielen muss: Der Chor hat die Aufgabe, die Werte des Staates und der katholischen Kirche anzupreisen. Als sich Johan während einer Tournee in einen singenden Kameraden verliebt, stellt er bald das repressive Ordnungssystem um sich herum infrage. Die mitreißende musikalische Coming-of-Age- und Liebesgeschichte „Kanarie“ von Christiaan Olwagen zeigt vor dem historischen Hintergrund des Apartheid-Regimes die Verwundungen, die Nationalismus und Religion jungen Menschen antun können – aber auch, wie man in der Allianz mit anderen Außenseitern seine eigene Stimme finden kann. Unser Autor Stefan Hochgesand hat sich gemeinsam mit den Chorjungs durch Widrigkeiten zu den Sternen begeben.
Liberté

Liberté

Nachdem er sich in seinem Film „Der Tod von Louis XIV“ (2016) dem Sterben des Sonnenkönigs gewidmet hatte, befasste sich Albert Serra in seinem selbstgeschriebenen Stück „Liberté“ mit einer Gruppe von Libertins wenige Jahre vor der Französischen Revolution. Im Frühjahr 2018 feierte es an der Berliner Volksbühne seine Premiere, u.a. mit Helmut Berger und Ingrid Caven. Nun kommt die gleichnamige Verfilmung, die in Cannes uraufgeführt wurde, in die Kinos - montiert aus 300 Stunden Material, das mit drei Kameras aufgenommen wurde. Unser Autor Dennis Vetter hat den Film für uns gesehen und sich auf die Logik des Verspielten eingelassen.
Tiefe Wasser

Tiefe Wasser

Morgen Abend ist Tomasz Wasilewskis visuell meisterhaftes Drama "Tiefe Wasser" als Free-TV-Premiere bei rbb QUEER zu sehen (23h30 im rbb). Dessen Held ist ein Leistungsschwimmer in Polen, der sich unter dem Druck seiner Umwelt einen Lebens- und Liebesspielraum zu erobern versucht. Das Wasser ist sein Element, er taucht unter, schwimmt sich frei, lässt sich treiben. Aber wie in der berühmten Volksballade der Königskinder ist auch in diesem Film das Wasser kein Ort, an dem zwei Liebende zusammenkommen können. Eine Filmbesprechung als motivischer Vergleich von Gunther Geltinger.
Der verlorene Sohn

Der verlorene Sohn

Der 19-jährige Jared (Lucas Hedges) wächst in einem Baptistenprediger-Haushalt in den amerikanischen Südstaaten auf – und ist schwul. Weil das aus der Sicht seiner strenggläubigen Eltern (Nicole Kidman, Russell Crowe) nicht zusammengeht, schicken sie den Sohn zu einer Konversionstherapie. Doch die "Behandlung" im Kreise der übrigen "Patienten" trägt andere Früchte, als sich die Eltern erhofft haben. Basierend auf dem gefeierten autobiografischen Roman "Boy Erased" von Garrard Conley erzählt das fein besetzte Drama (in Nebenrollen sind Xavier Dolan und Troye Sivan zu sehen) von den repressiven Lebensumständen von queeren Menschen im Bible Belt der USA – und der mutigen Selbstermächtigung eines jungen Mannes. Patrick Heidmann über einen Film, der in Trump-Amerika von bestürzender Aktualität ist.
Der Prinz und der Dybbuk

Der Prinz und der Dybbuk

Neu auf DVD: Als Regisseur und Produzent von Hollywood-Filmen schuf Michał Waszyński über 40 Filme. Er arbeitete mit Stars wie Sophia Loren, Claudia Cardinale und Orson Welles. Seine eigentliche Obsession aber galt dem Film „Der Dybbuk“, bei dem er 1937 Regie führte und der heute als einer der geheimnisvollsten Filme der jiddischen Filmgeschichte gilt. Aber wer war Michał Waszyński, der 1904 als Moshe Waks und Sohn eines armen Schmiedes in der Ukraine geboren wurde und 1965 in Italien als polnischer Prinz starb, wirklich? Ein Wunderkind des Kinos, ein raffinierter Betrüger oder ein Mann, der filmische Illusion und Realität nicht auseinanderhalten konnte? Für ihr Porträt eines menschlichen Chamäleons, das kontinuierlich Namen, Religion, Titel und Länder wechselte, um seine eigene Lebensgeschichte wie ein Filmdrehbuch zu schreiben, wurden Elwira Niewiera und Piotr Rosołowski im vergangenen Jahr in Venedig mit dem Löwen für den Besten Dokumentarfilm ausgezeichnet. Lukas Foerster folgt ihrer faszinierenden Spurensuche.
Hard Paint

Hard Paint

Schon in ihrem Coming-of-Age-Film "Seashore" (2015) und der vierteiligen Mini-Serie "Das Nest" (2016) haben die beiden jungen Regisseure Filipe Matzembacher und Marcio Reolon in aufregenden und realistischen Bildern vom queeren Leben in Brasilien, genauer gesagt ihrer Heimatstadt Porto Alegre, erzählt. In der Metropole im Süden des weiten Landes spielt auch ihr zweiter Langfilm "Hard Paint", der von einem introvertierten jungen Mann handelt, der sein Geld in Sex-Cam-Chats verdient und doch nach etwas ganz anderem sucht. Im Februar wurde "Hard Paint" auf der Berlinale mit dem Teddy ausgezeichnet, am Donnerstag startet der Film bei uns im Kino. Unser Autor Sebastian Markt findet sich wieder in einem Rausch neonfarbener Bilder und sich bewegender, begehrender Körper.
Lesbisch schwule Filmtage Hamburg 2018

Lesbisch schwule Filmtage Hamburg 2018

Nach fünf prall gefüllten Festivaltagen mit 65 Filmvorstellungen und insgesamt 123 Lang- und Kurzfilmen sind am Wochenende die 29. Lesbisch schwulen Filmtage Hamburg zu Ende gegangen. Den Jurypreis des größten und ältesten queeren Filmfestivals Deutschlands hat in diesem Jahr der libanesische Essayfilm „Room for a Man“ von Anthony Chidiac gewonnen. Eine lobende Erwähnung ging an den Dokumentarfilm „Silvana“ des schwedischen Regiekollektivs von Olivia Kastebring, Mika Gustafson und Christina Tsiobanelis. Den Publikumspreis erhielt das lesbische Liebesdrama „My Days of Mercy“ von Tali Shalom-Ezer mit Ellen Page und Kate Mara in den Hauptrollen. Für sissy waren Britta Voß, Nilufar Karkhiran-Khozani, Doreen Kropp und Klaus Braeuer auf dem Festival unterwegs und präsentieren uns hier ihre Entdeckungen.
Mario

Mario

Der Schweizer Regisseur Marcel Gisler ("De Fögi isch en Souhund", "Rosie") wagt sich mit seinem neuen Spielfilm "Mario" an eines der letzten großen homosexuellen Tabuthemen heran: Schwulsein im Profifußball. Der Film über zwei junge Spieler, die sich ineinander verlieben, kurz bevor ihre Karrieren so richtig durchstarten, ist aber weit von einer unbeschwerten Kicker-Romanze entfernt. Paul Schulz über einen ehrlichen und deswegen auch ziemlich traurigen Film – mit zwei herausragenden Hauptdarstellern.