Paul Schulz (Autor)

Du sollst nicht lieben

Du sollst nicht lieben

"Kann Gott eine Liebe von solcher Klarheit verurteilen?", fragte die französische Libération in ihrer hymnischen Rezension von "Du sollst nicht lieben". In seinem Debütfilm erzählt Regisseur Haim Tabakman die Liebesgeschichte zwischen zwei orthodoxen Juden, die vor allem einen der beiden, einen verheirateten Familienvater, in eine tiefe Lebenskrise stürzt. Tabakmans aufwühlendes, vielfach preisgekröntes Drama wirft einen vieldeutigen Blick in die Welt des ultra-orthodoxen Judentums und nimmt sowohl das sexuelle Begehren als auch den Glauben als menschliche Bedürfnisse ernst. Der Film steht als Stream zum Ausleihen und Kaufen im Salzgeber Club zur Verfügung. Paul Schulz hat sich zum damaligen deutschen Filmstart mit Haim Tabakman zum Gespräch getroffen und "Du sollst nicht lieben" für uns besprochen.
Acht Filme des Jahres

Acht Filme des Jahres

Das nicht-heterosexuelle Kinojahr 2018 war so vielfältig wie kaum ein Jahr zuvor – vor allem was die Perspektiven und Lebensentwürfe seiner filmischen Figuren betrifft. Wir haben für Euch unsere acht Highlights der vergangenen Monate zusammengetragen und stellen Sie mit kurzen Spotlights in den Worten unserer Autor*innen noch einmal vor. Eine Rückschau auf ein schwules Arbeiterkind, das aus der französischen Provinz nach Paris flüchtet, um dort eine neue Entfremdung zu erleben. Auf eine schüchterne Studentin in Oslo, die sich mit übernatürlichen Kräften aus der Hetero-Hölle ihrer Kindheit befreit. Auf einen Schriftsteller, der im Paris der frühen 90er nicht mehr lange zu leben hat und sich trotzdem ein letztes Mal verliebt. Auf eine Ballettschülerin in Gent, die einen Penis zu viel hat. Auf einen altklugen Professorensohn, der während eines Sommers in der Lombardei erfährt, was er alles noch nicht weiß. Auf einen US-amerikanischen Teenager, der an seiner High School zwangsgeoutet wird und erst so in ein großes Liebesmärchen schliddert. Auf zwei Frauen, die sich in São Paulo die Mutterschaft für ein Werwolfkind teilen. Und auf einen Stricher, der so frei und so einsam durch Straßburg zieht wie ein wildes Tier.
Bohemian Rhapsody

Bohemian Rhapsody

Heiß ersehnt, vor allem von Queen-Fans: Seit dieser Woche läuft Bryan Singers "Bohemian Rhapsody" in den deutschen Kinos, das vor allem ein Biopic des legendären Freddie Mercury sein will. In der Hauptrolle brilliert der in Deutschland bisher weitgehend unbekannte US-Schauspieler Rami Malek ("Mr. Robot", "Papillon"). Das man dem echten Freddie trotz Maleks beeindruckender Bühnenpräsenz nur selten nahe kommt, hat seine Gründe in einem allzu pathetischen und mutlosen Drehbuch, das nur haarscharf am Straightwashing vorbeischrammt. Ein fragwürdiges Filmspektakel, findet unser Autor Paul Schulz.
Mario

Mario

Der Schweizer Regisseur Marcel Gisler ("De Fögi isch en Souhund", "Rosie") wagt sich mit seinem neuen Spielfilm "Mario" an eines der letzten großen homosexuellen Tabuthemen heran: Schwulsein im Profifußball. Der Film über zwei junge Spieler, die sich ineinander verlieben, kurz bevor ihre Karrieren so richtig durchstarten, ist aber weit von einer unbeschwerten Kicker-Romanze entfernt. Paul Schulz über einen ehrlichen und deswegen auch ziemlich traurigen Film – mit zwei herausragenden Hauptdarstellern.
Love, Simon

Love, Simon

Simon ist schwul, nur weiß das noch keiner. Als sich ein Junge im Blog der Highschool anonym, aber mit E-Mail-Adresse outet, beginnt Simon mit ihm eine romantische Brieffreundschaft. Bis ihre Mails von einem Mitschüler entdeckt werden. "Love, Simon", der heute in den deutschen Kinos startet, klingt wie eine Mainstream-Romcom aus Hollywood. Und ist auch eine, aber eben mit einer queeren Hauptfigur. In dieser Hinsicht ist Greg Berlantis Film bahnbrechend – und gehört ganz nebenbei auch noch zum Schönsten, was es dieses Jahr im Kino zu sehen gibt. Paul Schulz über ein quietschbuntes und saukomisches schwules Märchen für Zuschauer_innen jeden Alters.
The Happy Prince

The Happy Prince

Rupert Everett hat fast zehn Jahre gebraucht, bis er „The Happy Prince“ endlich drehen konnte. Darin erzählt er als Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller das tragische Ende von Oscar Wilde und wird dabei von einem stargespickten Ensemble unterstützt. Ein großer, schöner und sehr schwuler Historienschinken, für den es keinen Teddy, aber schon einen Bayerischen Filmpreis gab. Von Paul Schulz.
Nobody’s Watching

Nobody’s Watching

In ihrem dritten Spielfilm erzählt Regisseurin Julia Solomonoff („Mein Sommer mit Mario“, 2009) von einem jungen schwulen Argentinier, der nach New York zieht, um dort als Schauspieler Fuß zu fassen. Eine fein beobachtete Studie darüber, wie ein bereits angebrochenes Herz am alltäglichen Rassismus und den wenig romantischen Lebensbedingungen in New York noch weiter zerbrechen kann. Von Paul Schulz.
Jahr des Tigers

Jahr des Tigers

Tom hat zwei ungewöhnliche Hobbies: Er sammelt Tiermasken und bricht mit seinem Kumpel gern in fremde Wohnungen ein. Bei einem Einbruch steht er plötzlich vor dem Bett des schlafenden Lars. Tom kann sich noch unbemerkt aus der Wohnung stehlen, doch ab diesem Moment ist er von Lars besessen und beginnt ihn heimlich zu verfolgen. Bis der seinem Beobachter auf die Schliche kommt... Regisseur Tor Iben legt seinen neuen Film als ein raffiniertes Labyrinth der Leidenschaften an. „Jahr des Tigers“ ist ein Berliner Erotikthriller, eine Studie über queere Männlichkeit – und im April in der queerfilmnacht zu sehen. Von Paul Schulz.
Velociraptor

Velociraptor

In seinem zweiten Langfilm „Velociraptor“ erzählt der junge mexikanische Regisseur Chucho E. Quintero von einer Welt, deren Ende kurz bevorsteht, und von den letzten Stunden im Leben des schwulen Alex und seines Hetero-Freundes Diego. Der Film ist wie der titelgebende Saurier: klein, schnell, beweglich und in der Lage, auch große Gegner anzugreifen, weil er im Rudel jagt. Eine Studie über Freundschaft, eine Meditation über queere Sexualität, Teenagerkomödie und Endzeitvision. Von Paul Schulz.
I, Tonya

I, Tonya

Im Jahr 1994 kannte den Namen Tonya Harding ganz Amerika. Nicht unbedingt, weil sie als erste US-Einskunstläuferin den verflixt schweren dreifachen Axel in einem Wettbewerb gesprungen hatte. Sondern weil sie in den Medien als Mitverantwortliche an einem Anschlag auf ihre damals schärfste Konkurrentin Nancy Kerrigan galt, bei dem diese von einem Handlanger von Tonyas damaligen Ehemann mit einer Eisenstange attakiert und verletzt wurde. Über die lange Zeit als "Eis-Hexe" verrufene Harding hat Craig Gillespie nun ein Biopic gedreht und mit Margot Robbie als Tonya und TV-Star Allison Janney ("Mom", seit 2103) als deren Mutter LaVona raffiniert besetzt. Unser Autor Paul Schulz findet: „I, Tonya“ ist nicht das Camp-Meisterwerk, auf das einige vielleicht gehofft haben, sondern etwas viel Besseres – eine feministische Selbstbehauptung mit dem Baseballschläger.