Paul Schulz (Autor)

I, Tonya

I, Tonya

Im Jahr 1994 kannte den Namen Tonya Harding ganz Amerika. Nicht unbedingt, weil sie als erste US-Einskunstläuferin den verflixt schweren dreifachen Axel in einem Wettbewerb gesprungen hatte. Sondern weil sie in den Medien als Mitverantwortliche an einem Anschlag auf ihre damals schärfste Konkurrentin Nancy Kerrigan galt, bei dem diese von einem Handlanger von Tonyas damaligen Ehemann mit einer Eisenstange attakiert und verletzt wurde. Über die lange Zeit als "Eis-Hexe" verrufene Harding hat Craig Gillespie nun ein Biopic gedreht und mit Margot Robbie als Tonya und TV-Star Allison Janney ("Mom", seit 2103) als deren Mutter LaVona raffiniert besetzt. Unser Autor Paul Schulz findet: „I, Tonya“ ist nicht das Camp-Meisterwerk, auf das einige vielleicht gehofft haben, sondern etwas viel Besseres – eine feministische Selbstbehauptung mit dem Baseballschläger.
Pihalla

Pihalla

Nachdem Miku bei einer Party beinahe die Wohnung seiner Eltern in Schutt und Asche gelegt hat, muss er zur Strafe für den Rest der Ferien mit ihnen ins Häuschen aufs Land. Es droht ein Sommer der Langeweile. Bis auf einmal der smarte und selbstbewusste Elias im Garten auftaucht und sich als Nachbar vorstellt. Plötzlich fühlt sich der Sommer für Miku so toll an, dass er am besten nie mehr endet. Unser Autor Paul Schulz hat sich "Pihalla", der im Februar in der queerfilmnacht läuft, angesehen und findet: Nils-Erik Ekbloms Spielfilmdebüt ist schlau, sexy, sehr, sehr komisch und eine zarte, ganz untypisch finnische Liebesgeschichte zwischen zwei Teenagern.
Don’t Ever Wipe Tears Without Gloves

Don’t Ever Wipe Tears Without Gloves

Seit "Engel in Amerika" (2003), Mike Nichols wegweisender TV-Verfilmung von Tony Kushners gleichnamigen Theaterstück, sind eine ganze Reihe sehenswerter und großformatiger Period-Pieces über die verheerenden Anfangsjahren von HIV/AIDS in die Kinos gekommen. Mitreißend erzählten allein in den letzten beiden Jahren das australische Biopic "Holding the Man" (2016) und das französische Gruppenportät "120 BPM" (2017) von Liebe, Tod und Widerstand im Angesicht der Epidemie. Bereits 2012 lief im schwedischen Fernsehen der Dreiteiler "Don't Ever Wipe Tears Without Gloves", die Verfilmung einer Romantrilogie des Comedians und Autors Jonas Gardell um eine Gruppe von schwulen Freunden im Stockholm der 80er Jahre. Nun ist die Mini-Serie, die in Skandinavien als Standardwerk zum Thema gilt, auch in Deutschland auf DVD und Blu-ray erschienen. Paul Schulz ist von der Energie des Schauspielensembles begeistert. Doch ist der Film wirklich für ein queeres Publikum gemacht oder nicht vielmehr eine Parabel über schwules Leben für Heterosexuelle?
Noordzee, Texas

Noordzee, Texas

Ganze zehn Jahre hat der belgische Regisseur Bavo Defurne an seinem Debütfilm „Noordzee, Texas“ gearbeitet. Als die zarte Geschichte über die erste Liebe von zwei Jungen 2011 endlich in die deutschen Kinos kam, fand sissy: Das Warten hat sich gelohnt, der Film ist ein echter Kinotraum geworden! Anlässlich des Starts von Defurnes neuem Film "Ein Chanson für Dich" empfehlen wir eine Wiederbegegnung mit seinem romantischen Erstling - und mit Paul Schulz' mitreißender Beschreibung von dessen magisch-realistischen Wundheilungsfähigkeiten.
Herr von Bohlen

Herr von Bohlen

André Schäfer erzählt in „Herr von Bohlen“ die Legende vom letzten Krupp, dem schwulen Paradiesvogel in einer grauen Dynastie und liebsten Hassobjekt der deutschen Nachkriegskrawallpresse: Arndt von Bohlen und Halbach. Mit sachten Tricks und großartigem doppelten Boden, als Spiel- und Dokumentarfilm gleichermaßen, und mit einem Hauptdarsteller, der aus den von-Bohlen-Originalzitaten einen ganz eigenen Text macht: „Der letzte Krupp tanzte aus der Reihe – aber wenigstens tanzte mal einer.“ Von Paul Schulz.