Andreas Köhnemann (Autor)

Crossing: Auf der Suche nach Tekla

Crossing: Auf der Suche nach Tekla

Lia, eine pensionierte Lehrerin in Georgien, erfährt von ihrem jungen Nachbarn Achi, dass ihre lang verschollene Nichte Tekla mittlerweile in der Türkei leben soll. In der Hoffnung, Tekla nach langer Entfremdung zurück nach Hause zu holen, reist Lia mit Achi nach Istanbul, um sie aufzuspüren. Bei ihren Streifzügen durch die verborgenen Winkel der Stadt lernen sie die trans Anwältin Evrim kennen, die ihnen bei ihrer Suche hilft. Vor fünf Jahren riss uns Levan Akin mit seinem Liebesdrama „Als wir tanzten“ mit. In seinem neuen Film erzählt er nun zärtlich und vielschichtig von der Suche nach Identität über nationale, Generations- und Gendergrenzen hinweg. Andreas Köhnemann über einen zutiefst humanistischen Film, der für die Kraft der queeren Gemeinschaft bewegende Bilder findet.
Love Lies Bleeding

Love Lies Bleeding

Lou lebt in einem Kaff in New Mexico, managt ein Fitnessstudio und leidet an ihrer dsyfunktionalen Familie. Als die ehrgeizige Bodybuilderin Jackie auf dem Weg nach Las Vegas durch den Ort kommt, ist sie sofort entflammt. Doch die Amour fou zwischen den beiden Frauen wird in der Kleinstadt zur Projektionsfläche für Hass und Gewalt. In ihrem zweiten Film dekonstruiert die britischen Regisseurin Rose Glass gängige Geschlechter- und Genreklischees mit viel Lust auf schwarzen Humor und Sinn für Sleaze. „Love Lies Bleeding“ ist eine queer-feministische Thriller-Romanze und Tomboy-Kino erster Güte. Andreas Köhnemann nutzt seine Besprechung für einen Liebesbrief an Hauptdarstellerin Kristen Stewart, die spätestens jetzt als queere Filmikone gelten darf.
Queer Exile Berlin

Queer Exile Berlin

Im dritten Teil seiner Berlin-Trilogie wendet sich Jochen Hick den queeren Migrant:innen aus aller Welt zu, die ihre Heimatländer verlassen haben, um in Berlin selbstbestimmter leben zu können. Nach den eher zurückblickenden Filmen „Out in East-Berlin“ (2013) und „Mein wunderbares West-Berlin“ (2017), in denen es um homosexuelles Leben in der einstigen Mauerstadt aus ost- bzw. westdeutscher Perspektive ging, verhandelt „Queer Exile Berlin“ die queere Berliner Gegenwart und damit auch aktuelle politische Auseinandersetzugen und Fragestellungen. Andreas Köhnemann über einen Film und eine Trilogie, die Berlin als einzigartigen Ort der Freiheit verstehen und dennoch nicht als Paradies verklären.
Liuben

Liuben

Vor zwölf Jahren hat Victor seine bulgarische Heimat hinter sich gelassen, um in Madrid zu studieren und dort als schwuler Mann frei leben zu können. Zur Beerdigung seines Großvaters kehrt er in das Dorf zurück, in dem er aufgewachsen ist und mittlerweile als „der Spanier“ gilt. Victor nähert sich seinem Vater wieder an, lernt den 18-Jährigen Roma Liuben kennen und beschließt, den Sommer über zu bleiben. Doch als er sich in Liuben verliebt und der die Liebe auch erwidert, wird Victor schnell klar, warum er seine Heimat einst verlassen hat. „Liuben“ gilt als erster offen queerer Film aus Bulgarien. Andreas Köhnemann über ein Liebesdrama, das auf differenzierte Weise unterschiedliche Diskriminierungserfahrungen schildert und dem Gefühl der existenziellen Bedrohung mit sinnlichen Bildern und der Ahnung eines gemeinsamen Glücks trotzt.
Something You Said Last Night

Something You Said Last Night

Trans Frau Ren ist Mitte 20, angehende Schriftstellerin und hat gerade ihren Job verloren. Ausgerechnet jetzt steht der Strandurlaub mit ihrer liebevollen, aber ziemlich temperamentvollen italo-kanadischen Familie an. Im Wissen, dass sie jetzt wieder mehr auf deren Unterstützung angewiesen sein wird, wartet Ren auf den richtigen Moment, von der Entlassung zu erzählen. Doch zwischen den üblichen Streitereien, der Enge der spießigen Ferienanlage und einem irritierenden Urlaubsflirt ist es gar nicht so einfach, Raum für sich und die eigenen Gefühle zu finden. Vor dem Hintergrund der schwülen Langeweile eines Familienurlaubs erzählt „Something You Said Last Night“ vom widersprüchlichen Wunsch eines Millennials, gleichzeitig unabhängig und umsorgt zu sein. Im März ist Luis De Filippis’ Regiedebüt, das in San Sebastian, Toronto und Rotterdam ausgezeichnet wurde, in der Queerfilmnacht zu sehen. Andreas Köhnemann über ein vielschichtiges Figurenporträt, das mit mehreren Narrativen der Darstellung von trans Menschen im Kino bricht.
Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums

Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums

1987 in El Paso, Texas: Die Teenager Aristoteles und Dante sind nach Philosophen benannt worden, haben sonst aber nur wenig gemeinsam. Dennoch werden sie Freunde und tauchen ins Universum des jeweils anderen ein. Aristoteles erkennt, dass er vieles in der Welt verpasst, wenn er sich ihr nicht öffnet, und den Mut aufbringen muss, seine geheimen Sehnsüchte zuzulassen. Als Dante überraschend ankündigt, mit seinen Eltern für ein Jahr nach Chicago gehen zu müssen, droht seine Vorstellung eines gemeinsamen Sommers zu platzen. In der Verfilmung des gleichnamigen, vielfach ausgezeichneten und 2015 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominierten Romans von Benjamin Alire Sáenz erzählt Regisseurin Aitch Alberto zärtlich und ehrlich von der Selbstentdeckung zweier Teenager. Andreas Köhnemann über eine emotionale Coming-of-Age-Geschichte, die aktuell im Kino zu sehen ist.
All of Us Strangers

All of Us Strangers

Drehbuchautor Adam lebt in einem fast leeren Hochhaus am Rande von London. Eines Nachts steht sein mysteriöser Nachbar Harry vor der Tür, flirtet mit ihm und bittet um Einlass. In den nächsten Tagen und Wochen entwickelt sich zwischen den beiden eine Beziehung von höchster Intimität. Währenddessen schreibt Adam an seinem neuen Drehbuch, das ihn zum Ort seiner Kindheit führt. In dem alten Haus der Familie trifft er auf seine Eltern, die noch immer genauso alt sind wie an dem Tag, an dem sie 30 Jahre zuvor tödlich verunglückten. Wie kaum ein anderer Regisseur kann der Brite Andrew Haigh („Weekend“, „Looking“) schwule Erfahrungen und Gefühle in die Sprache des Kinos übersetzen. „All of Us Strangers“ mit dem Leinwandtraumpaar Andrew Scott und Paul Mescal ist sein bisher schönstes und tiefgreifendstes Werk – und einer der berührendsten Filme der letzten Jahre. Andreas Köhnemann über eine bittersüße Kinoerfahrung.
Captain Faggotron Saves the Universe

Captain Faggotron Saves the Universe

Ein kiffender Jesus, verspielte Aliens und dämonische Furries – selten war der Weg zu Weltenrettung und Selbstakzeptanz so hilarious wie in „Captain Faggotron Saves the Universe“! Andreas Köhnemann erkennt in Harvey Rabbits ultra-campem Superhelden-Film Wiedergänger:innen der Hauptfiguren aus den queeren Midnight Movies der 70er Jahre. Doch Captain Faggotron hat Dr. Frank N. Furter aus „The Rocky Horror Pictures Show“ (1975) und Dawn Davenport in „Female Trouble“ (1974) eine entscheidende Sache voraus.
Golden Delicious

Golden Delicious

Der chinesisch-kanadische Teenager Jake ist gerade im letzten Highschool-Jahr. Sein Vater will einen Basketball-Profi aus ihm machen, seine Freundin endlich eine feste Beziehung, und auf Social Media muss das Leben sowieso immer perfekt aussehen. Doch als der offen schwule Basketball-Crack Aleks mit seiner Familie ins Haus gegenüber einzieht, ändern sich Jakes Prioritäten schlagartig. Wie wird man als schwuler Teen heute unter den Augen von Eltern, Mitschüler:innen und der sozialen Medien erwachsen? Diese Frage beantwortet Regisseur Jason Karman mit einem Coming-of-Age-Drama, das zugleich von den besonderen Herausforderungen eines Coming-outs in der asiatisch-kanadischen Community erzählt. Andreas Köhnemann über einen feinfühligen Ensemblefilm, der nicht nur seinen Protagonisten, sondern auch seine Nebenfiguren ernst nimmt.
Plan B

Plan B

Jetzt neu als DVD und VoD: Bruno wurde vor einiger Zeit von seiner Freundin verlassen, die jetzt mit einem neuen Mann zusammen ist. Alle Versuche, seine Ex zurückzuerobern, scheiterten bisher, doch Bruno lässt nicht locker. Als er herausfindet, dass ihr neuer Freund Pablo bisexuell ist, will er ihn verführen, um ihn dafür später an den Pranger zu stellen. Doch alles kommt anders: Aus der Annäherung aus Kalkül entwickeln sich langsam aber sicher echte Gefühle und eine starke erotische Energie. In seinem ersten Spielfilm erzählt der argentinische Regisseur Marco Berger in sinnlich aufgeladenen Bildern und ohne Kitsch eine moderne Lovestory. Andreas Köhnemann über einen Klassiker des queeren Kinos aus Südamerika, in dem Bergers künstlerisches Markenzeichen, einen homoerotischen Subtext filmisch nach und nach offen zum Vorschein zu bringen, bereits voll ausgeprägt ist.