Lebensbilder

Beyto

Beyto

Beyto ist ein fantastischer Schwimmer und cooler Kumpel. Doch als sich der junge Schweizer mit türkischen Wurzeln in seinen attraktiven Trainer Mike verliebt, gerät seine heile Welt durcheinander. Um Tradition und Ehre zu wahren, sehen Beytos Eltern nur einen Ausweg: Mit einem Vorwand locken sie ihn in ihr türkisches Heimatdorf und organisieren eine Hochzeit mit einer Frau. Voller Empathie erzählt Gitta Gsell in „Beyto“ eine multikulturelle Liebes- und Emanzipationsgeschichte zwischen Zürich und Anatolien. Axel Schock freut sich, dass Gsells Film, den es ab Donnerstag im Salzgeber Club und ab Freitag auf DVD gibt, gegenüber der Romanvorlage „Hochzeitsflug“ von Yusuf Yesilöz ermutigender und empowernder geworden ist. Und er ist von den beiden Hauptdarstellern begeistert, vor allem von Beyto-Darsteller Burak Ates in dessen erster Kinorolle.
König der Raben

König der Raben

Jetzt im Kino: In seinem zweiten Spielfilm „König der Raben“ erzählt Piotr J. Lewandowski („Jonathan“) von der engen Freundschaft zwischen drei gesellschaftlichen Außenseitern und einer amour fou: Der junge Mazedonier Darko schlägt sich mit seinen Freunden Yanoosh und Manolo irgendwie durch, ohne Aufenthaltserlaubnis, immer in Deckung vor der Polizei. Um sich über Wasser zu halten, züchtet er Tauben, die er auf Hochzeiten fliegen lässt. Als er bei einer Feier Alina kennenlernt, wirft er sich voller Leidenschaft in eine Affäre mit der geheimnisvollen Künstlerin. Christian Lütjens schreibt über das ambivalente Idyll einer abgeschotteten Welt und Figuren, die gegen die Ausweglosigkeit ankämpfen.
Look Me Over – Liberace

Look Me Over – Liberace

Er war die erste Las-Vegas-Ikone, Prunk-Pianist und Idol für Millionen: Liberace! „I’m a one-man-Disneyland!“ Getreu dieser Maxime wuchsen seine schillernden Shows und schmalzig-poppigen TV-Auftritte ins Unermessliche – meterlange schneeweiße Chinchilla-Mäntel, pompöse Nerz-Stolen und kiloweise Brillantschmuck inklusive. Kein anderer Künstler kultivierte schwule Selbstinszenierung derart glitzernd auf der großen Bühne, doch öffentlich stritt Liberace seine Homosexualität stets vehement ab. In „Look Me Over – Liberace“, der ab 5. August im Kino zu sehen ist, begibt sich Jeremy J.P. Fekete auf die Suche nach dem Menschen hinter der Maskerade. Axel Schock ist vor allem von den elegischen Bildern und der exquisiten Sammlung an Archivmaterial und Devotionalien begeistert.
Die glitzernden Garnelen

Die glitzernden Garnelen

Bis zum 5. August laufen wieder jeden Donnerstagabend queere Filme im rbb. Wie im letzten Jahr begleiten wir die Reihe mit einer Artikelserie. Den Anfang macht der französische Kino-Hit „Die glitzernden Garnelen“ von Cédric Le Gallo und Maxime Govare. Nach einem homophoben Statement im Fernsehen wird der Vize-Schwimmweltmeister Matthias Le Goff von seinem Verband zu einem besonderen Job verdonnert: Er muss die schwule Wasserball-Mannschaft „Die glitzernden Garnelen“ trainieren und für die Gay Games in Kroatien fit machen. Irritierend ist für ihn vor allem, dass es den „Garnelen“ weniger um den Wettkampf geht, sondern in erster Linie darum, gemeinsam eine schillernde Zeit zu haben – und nebenbei die heißesten queeren Athleten der Welt kennenzulernen. Unser Autor Andreas Wilink hatte großen Spaß an der ermutigenden Geschichte über Freundschaft und die Kraft der nicht-heterosexuellen Gemeinschaft.
Die Unsichtbaren / Bambi

Die Unsichtbaren / Bambi

Mit einem Brief bedankt sich unser Autor Biru David Binder bei Sébastien Lifshitz für dessen Dokumentarfilme „Die Unsichtbaren“ und „Bambi“, die es nun im Salzgeber Club zu sehen gibt. Beide entstanden in einer Recherche über nicht-heterosexuelle Biografien in Frankreich. Lifshitz ist mit diesen Filmen etwas Besonderes gelungen: Er erzählt die französische Nachkriegsgeschichte aus peripherer, aber gleichwohl vielfältig schillernder Perspektive und führt mit viel Liebe und Neugier seine Heldinnen und Helden des Alltags zu zutiefst persönlichen Aussagen. Neben überragenden Kritiken erhielt „Die Unsichtbaren“ u.a. den nationalen Filmpreis César und den Goldenen Stern des französischen Journalistenverbandes, außerdem den Gierson Award des Britischen Filminstituts; „Bambi“ erhielt den Teddy für den Besten Dokumentarfilm.
Im Stillen laut

Im Stillen laut

Erika und Tine sind beide 81 und seit über 40 Jahren ein Paar. Zusammen leben und arbeiten sie auf dem Kunsthof Lietzen in Brandenburg – und blicken auf ein bewegtes Stück gemeinsame Geschichte zurück. Mit ihrer Neugier und Offenheit stellen Erika und Tine alles in Frage, das Vergangene und das Bestehende. Therese Koppes vielschichtiges dokumentarisches Porträt "Im Stillen laut", das jetzt im Salzgeber Club und auf DVD erscheint, ist ein Film über das Leben, die Kunst und selbst geschaffene Freiräume in der DDR, über Liebe im Alter und die Frage, wie man sich und seinen Idealen treu bleiben kann. Unsere Autorin Anja Kümmel genoss den Einblick in den Alltag von Erika und Tine und in eine Liebe, die ohne große Worte spürbar wird.
Futur Drei

Futur Drei

Parvis wächst als Kind der Millennial-Generation im komfortablen Wohlstand seiner iranischen Einwanderereltern auf. Dem Provinzleben in Hildesheim versucht er durch Popkultur und Grindr-Dates zu entfliehen. Als er in einer Unterkunft für Geflüchtete das Geschwisterpaar Banafshe und Amon kennenlernt, beginnt eine fragile Dreierbeziehung. Faraz Shariats autobiografisches Regiedebüt, das im Künstler*innen-Kollektiv Jünglinge entstanden ist, war *der* queere Film der Berlinale 2020 und wurde bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Teddy und dem First Steps Award. Ab sofort gibt es „Futur Drei“ auf DVD, BluRay und im Salzgeber Club. Zudem findet bis zum 18. April das Festival „Futur 3.0“ statt: Auf der Festivalwebsite werden Videos und Angebote veröffentlicht, die inhaltlich und thematisch an den Film anknüpfen. Unser Autor Dennis Vetter spürt Shariats aktivistischem Gegenentwurf zum konventionellen deutschen Kino nach und plädiert selbst für mehr diverse Realität auf der Leinwand.
Kleines Mädchen

Kleines Mädchen

Sasha wusste schon immer, dass sie ein Mädchen ist, auch wenn sie mit männlichen Geschlechtsmerkmalen geboren wurde. Von ihren liebevollen Eltern erfährt die 7-Jährige vollste Unterstützung, doch andere in ihrem Umfeld, besonders die Lehrer, beharren auf einem starren Junge-Mädchen-Denken. Für Sasha bedeutet das einen täglichen Kampf, als die gesehen und anerkannt zu werden, die sie wirklich ist. Ein Jahr lang hat der preisgekrönte Regisseur Sébastien Lifshitz („Sommer wie Winter“, „Wild Side“,„Bambi“) das kleine Mädchen und ihre Eltern mit der Kamera begleitet. Ihre Erfolge und Rückschläge fängt er behutsam und voller Empathie ein. „Kleines Mädchen“ wurde selbst bereits vielfach ausgezeichnet und läuft ab Donnerstag im Salzgeber Club. Unsere Autorin Cosima Lutz über einen verheißungsvollen Film, der konservative Vorstellungen von Geschlecht berührend in Frage stellt.
Minjan

Minjan

David stammt aus einer russischen Einwandererfamilie und nimmt als guter Sohn regelmäßig an den Gottesdiensten seiner jüdischen Gemeinde teil, um das nötige Quorum zu erreichen. Doch als Junge, der auf andere Jungs steht, fühlt er sich von den strengen Regeln seiner Community mehr und mehr eingeengt. Ausgerechnet die Nachbarn seines Großvaters, ein älteres schwules Paar, lassen ihn die Möglichkeiten homosexueller Liebe erahnen – aber auch die plötzliche Vergänglichkeit allen Lebens. In seinem vielschichtigen Regiedebüt erzählt Eric Steel vom sexuellen Erwachen und einem Glaubenskonflikt inmitten eines noch nicht gentrifizierten New Yorks Ende der 80er Jahre. Für unseren Autor Manuel Schubert kollidieren in „Minjan“ zudem die Erinnerungen an den Holocaust mit den Erfahrungen der Aids-Epidemie. Über einen Film, der zeigt, wie scheinbar Unaussprechliches doch sagbar gemacht werden könnte.
Ulrike Ottinger – Die Nomadin vom See

Ulrike Ottinger – Die Nomadin vom See

Die Filme von Ulrike Ottinger gehören zum Aufregendsten, was die deutsche Kinogeschichte zu bieten hat. Für ihr Lebenswerk erhielt die gebürtige Konstanzerin 2010 das Bundesverdienstkreuz und 2012 den Special Teddy der Berlinale. Im Dokumentarfilm „Ulrike Ottinger – Die Nomadin vom See“, der ab Donnerstag im Salzgeber Club zu sehen ist, gibt Brigitte Kramer, ebenfalls in Konstanz aufgewachsen, einen Einblick in Ottingers surreales Werk – und zeichnet zugleich das Bild einer Epoche, die vom Aufbruch der Frauen in den Künsten geprägt war. Fritz Göttler über das Porträt einer Ausnahmekünstlerin und das ganze Glück des Kinos.