Allgemein

Aimée & Jaguar (1999)

Aimée & Jaguar (1999)

Im faschistischen Deutschland von 1943 finden zwei Frauen zueinander: die jüdische Widerstandskämpferin Felice und die angepasste Mutterkreuzträgerin Lilly. Eine Liebesbeziehung, die kaum vorstellbar scheint und doch historisch belegt ist. Max Färberböcks Verfilmung von Erica Fischers dokumentarisch-literarischer Vorlage „Aimée & Jaguar“ eröffnete 1999 die Berlinale und wurde danach schnell zum Sensationserfolg. Und hat auch heute nichts von ihrer Kraft verloren. Der Film habe „eine Zärtlichkeit von jener Sorte, die das Kino zwischen zwei Frauen selten zeigt“, schreibt Arabella Wintermayr: „warm und lustvoll zugleich, tastend und gleichzeitig voller Dringlichkeit“.
Vier Mütter für Edward

Vier Mütter für Edward

Frei nach dem italienischen Erfolgsfilm „Ein Festmahl im August“ wird in „Vier Mütter für Edward“ ein netter schwuler Jugendbuchautor erst zum Pfleger seiner eigenen Mutter und hat plötzlich ein ganzes Mütterquartett im Haus. Die stellen allerlei amüsanten Unfug an, sorgen aber auch für viele berührende, wahrhaftige Momente. Ein entspannter, großherziger Film, der „wie eine in Watte gepackte Screwball Comedy“ daherkommt, schreibt sissy-Autor Christian Horn.
The Rocky Horror Picture Show (1975)

The Rocky Horror Picture Show (1975)

50 Jahre queerer Kult: 1975 kam „The Rocky Horror Picture Show“ in die Kinos dieser Welt – und kaum jemand wollte das sehen. Über die Jahre wurde der Film zum Kult, zum Klassiker, zur Legende. Was als wilde Hommage an B-Movies gedacht war, wurde zu einem Symbol der Freiheit, des Andersseins und der queeren Selbstermächtigung. Mit Netzstrümpfen, Lippenstift und mitreißender Rock-'n'-Roll-Attitüde sprengte der Film Genregrenzen und gesellschaftliche Normen. Und ermutigte Generationen dazu, Träume Wirklichkeit werden zu lassen: „Don't dream it – be it“. Maximiliam Breckwoldt über einen „geradezu körperlich gewordenen Film, der die klassische Anordnung des Kinos aufbricht und es einem erlaubt, Teil des Geschehens zu werden“.
Dino Heicker: Weltgeschichte der Queerness

Dino Heicker: Weltgeschichte der Queerness

Was für ein Versprechen: Die gesamte „Weltgeschichte der Queerness“ will Literaturhistoriker Dino Heicker in seinem neuen Buch aufrollen. Wie umfangreich muss ein solches Werk wohl sein? Zumal wenn der Autor vor den Kapiteln zu den alten Griechen und dem Römischen Reich auch noch die griechische Götterwelt und die Bibel auf ihren queeren Gehalt durchleuchtet. Axel Schock hat das 300-Seiten-Kompendium unter die Lupe genommen.
Blaise Campo Gacoscos: Der Junge aus Ilocos

Blaise Campo Gacoscos: Der Junge aus Ilocos

In der Kultur der Ilocanos im Nordwesten der Philippinen treffen uralte Traditionen auf die Einflüsse der modernen Hauptstadt Manila, landwirtschaftlicher Pragmatismus auf christliche Gottergebenheit. Victor ist ein Kind dieser Welt. Er wächst mit seiner Mutter, Bruder Raffy und den Großeltern am Quinarayan-Fluss auf. Schon früh ist er sich seiner Homosexualität bewusst – und spürt, dass draußen eine größere, vielleicht freiere Welt auf ihn wartet. Was diese Welt mit Victor macht, erzählt Blaise Campo Gacoscos in seinem Debütroman „Der Junge aus Ilocos“. Gabriel Wolkenfeld hat das Buch gelesen und verrät, warum es nicht nur im Hinblick auf den Gastlandauftritt der Philippinen bei der Frankfurter Buchmesse 2025 spannend ist.
Love Club

Love Club

Dem queeren „Love Club“ in Mailand droht die Schließung. Vier Stammgäste stehen noch vor ganz anderen Herausforderungen: Wird Luz einen Weg für die Beziehung mit ihrer Freundin finden? Wird Tim seinem Traum als DJ folgen? Wird Rose sich trauen, auf der Bühne zu singen? Und wird Zhang die Dragqueen sein, die er schon immer sein wollte? Der Love Club ist die Bühne für ihr Leben: Ein Ort für Freundschaft, Liebe, Sex und viele unerwartete Wendungen. Die vierteilige Miniserie „Love Club“ ist eine Feier der queeren Partykultur, ihrer Sehnsüchte und Träume. Jetzt ist der italienische Hit als VoD in Deutschland zu sehen. Eine Serie, „die den Rausch der Nacht zelebriert und tagsüber die Scherben aufkehrt“, findet unser Autor Christian Horn.
Noch bin ich nicht, wer ich sein möchte

Noch bin ich nicht, wer ich sein möchte

In welcher Welt lebe ich? Wer bin ich? Wie möchte ich leben? Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 stellt sich die junge Fotografin Libuše Jarcovjáková genau diese Frage und versucht mit ihren Bildern den Zwängen des repressiven tschechoslowakischen Regimes zu entkommen. Sie geht auf die Straßen von Prag, in verstaubte Kneipen, zur Nachtschicht in eine Druckerei, in die Communities der Roma und vietnamesischen Migrant:innen. Schnappschüsse von Nacktheit, Sex und Alkohol wechseln sich ab mit Bildern von Lethargie und Restriktionen. Aus einem Werk von zehntausenden Negativen und dutzenden Tagebüchern hat Klára Tasovská einen poetischen Filmessay montiert. „Noch bin ich nicht, wer ich sein möchte“ erzählt von einem besonderen Künstlerinnenleben und einer bewegenden Reise in die Freiheit, die sich über sechs Jahrzehnte spannt und von der sowjetisch „normalisierten“ ČSSR der späten 1960er und frühen 70er über das Ost-Berlin der 80er bis ins Prag nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und von heute führt. Ab heute ist der Film im Kino zu sehen. Alexandra Seitz über die tiefschürfende (Selbst-)Beobachtung einer großen Fotografin.
Michael Sollorz: Abel und Joe

Michael Sollorz: Abel und Joe

Mit seinem Debütroman „Abel und Joe“ brachte der Berliner Autor Michael Sollorz 1994 das Lebensgefühl einer ganzen Generation schwuler Männer auf den Punkt. Die Geschichte über einen jungen Mann, der auf der Suche nach seinem Freund die Sehnsuchtsorte und Cruising-Spots im wiedervereinten Berlin durchstreift, wurde zum Dauerseller. Sie verschwand nur aus den Buchläden, weil der Verlag rosa Winkel, in dem sie erschienen war, Anfang der 2000er pleiteging. Jetzt, 30 Jahre nach der Erstausgabe und 35 Jahre nach dem Mauerfall, ist der Klassiker als Neuausgabe erschienen. Trifft er auch heute noch einen Nerv? Gabriel Wolkenfeld über ein noch immer waghalsiges und vor Potenz geradezu strotzendes Werk.
Another Country (1984)

Another Country (1984)

Sommer 1932. Der adelige Internatsschüler Guy Bennett hat die Chance, zu den „Lords“ aufzusteigen – eine innerschulisch herrschende Elite-Gemeinschaft, denen alle Türen für die berufliche Zukunft offen stehen. Doch Guys Affäre mit den jüngeren Mitschüler Harcourt gefährdet den Aufstieg, da die Schule Homosexualität nur bedingt duldet. Mit leuchtenden Bildern und Cambridge-Romantik ebnete Marek Kanievskas sinnliches Internatsdrama „Another Country“ die Karrieren von Rupert Everett und Colin Firth. Matthias Frings ist 40 Jahre später noch einmal in den filmischen College-Kosmos eingetaucht und fördert hinter dem Schmelz der idyllischen Genrebilder eine bis heute faszinierende Abgründigkeit und Gesellschaftskritik zutage.
Life Is Not a Competition, But I’m Winning

Life Is Not a Competition, But I’m Winning

Wenn die Sportgeschichte von den Siegern geschrieben wird, wo bleiben dann all jene, die nie an den großen Wettbewerben teilnehmen durften? In Julia Fuhr Manns semidokumentarischem Debütfilm entert ein Kollektiv queerer Athlet:innen das Olympiastadion von Athen und ehrt dort diejenigen, für die das Siegerpodest niemals vorgesehen war. Sie treffen Amanda Reiter, eine trans Marathonläuferin, die mit den Vorurteilen der Sportveranstalter:innen zu kämpfen hat, und Annet Negesa, eine 800m-Läuferin, die von den internationalen Sportverbänden zu einer hormonverändernden Operation gedrängt wurde. Gemeinsam erschaffen sie eine radikale Utopie. Noemi Yoko Molitor über einen Film, der den normativen Machtgefällen, die der Leistungssport bis heute erzeugt, reparative Bilder und Gesten entgegensetzt.