Stefan Hochgesand (Autor)

Colm Tóibín: Haus der Namen

Colm Tóibín: Haus der Namen

Ein Stoff aus der griechischen Mythologie, neu und queer erzählt: Im titelgebenden "Haus der Namen" findet Orestes Zuflucht vor dem neuen Mann seiner Mutter Klytaimnestra, die nach der Opferung ihrer Tochter Iphigenie den eigenen Ehemann Agamemnon ermordet hat. Orestes und seine Schwester Elektra wollen deshalb Rache nehmen. Der junge Mann gerät immer tiefer in ein blutiges Intrigenspiel – und ist zugleich verliebt in Leandros, mit dem er im "Haus der Namen" das Bett teilt. Der irische Schriftsteller Colm Tóibín ("Die Geschichte der Nacht", "Brooklyn") zeigt, dass sich der Zirkel der Gewalt durchbrechen lässt. Unser Autor Stefan Hochgesand sieht darin eine Hoffnung für das Leben nach der Krise.
Darkroom – Tödliche Tropfen

Darkroom – Tödliche Tropfen

In seinem neuen Film "Darkroom - Tödliche Tropfen" befasst sich Rosa von Praunheim mit einem wahren Kriminalfall aus der jüngsten Vergangenheit Berlins. Während der Krankenpfleger Lars mit seinem Freund Roland eine scheinbar perfekte Beziehung führt, treibt er sich heimlich im Nachtleben umher, mordet und experimentiert mit tödlichen Substanzen. Der diesjährige Eröffnungsfilm des Filmfestivals Max Ophüls Preis setzt nicht auf Hochglanz, sondern auf sein gut eingespieltes Hauptdarsteller-Duo. Stefan Hochgesand hat sich in die filmische Blackbox begeben und neben ekligen Momenten auch Paradiesisches entdeckt.
Kanarie

Kanarie

Südafrika, 1985. Der 18-jährige Boy-George-Fan Johan Niemand wird in den Soldatenchor „Kanaries“ aufgenommen - und merkt schnell, dass er dort, wie überall, eine bestimmte Rolle spielen muss: Der Chor hat die Aufgabe, die Werte des Staates und der katholischen Kirche anzupreisen. Als sich Johan während einer Tournee in einen singenden Kameraden verliebt, stellt er bald das repressive Ordnungssystem um sich herum infrage. Die mitreißende musikalische Coming-of-Age- und Liebesgeschichte „Kanarie“ von Christiaan Olwagen zeigt vor dem historischen Hintergrund des Apartheid-Regimes die Verwundungen, die Nationalismus und Religion jungen Menschen antun können – aber auch, wie man in der Allianz mit anderen Außenseitern seine eigene Stimme finden kann. Unser Autor Stefan Hochgesand hat sich gemeinsam mit den Chorjungs durch Widrigkeiten zu den Sternen begeben.
Acid

Acid

Jetzt als DVD und VoD: Sasha ist 20 und hat keinen richtigen Plan für sein Leben. Gerade ist sein Kumpel Vanya einfach so vom Balkon gesprungen. Nach der Beerdigung geht Sasha mit seinem besten Freund Pete und Freundin Karina erst mal in den Club, feiern. Dort lernen die drei den Künstler Vasilisk kennen, der ihnen Zuhause seine Arbeit vorführt: Er löst alte Politiker-Büsten in Säure auf. Am nächsten Morgen trinkt Pete einen Schluck der Flüssigkeit und landet im Krankenhaus. Als er wieder sprechen kann, findet er endlich Worte für das Chaos um sich. Das Regiedebüt des russischen Schauspielers Alexander Gorchilin – bekannt aus seiner Zusammenarbeit mit Kirill Serebrennikov ("Leto", 2018) – ist ein abgründiges Porträt der Jugend im heutigen Russland. Den jungen Männern in "Acid" scheint es ökonomisch an nichts zu mangeln, emotional wirken sie jedoch verwahrlost und orientierungslos. Stefan Hochgesand über einen Not-Coming-of-Age-Film mit ätzender Wirkung, der in seiner teils virtuosen Filmsprache an das Frühwerk Xavier Dolans erinnert.
Nurejew – The White Crow

Nurejew – The White Crow

In seiner dritten Regiearbeit erzählt Schauspielstar Ralph Fiennes eine brisante Episode aus dem Leben der sowjetischen Tanzikone Rudolf Nurejew nach: Während eines Gastspiels in Paris in den 1960er Jahren gerät der junge und höchst talentierte Ballett-Star – eindrucksvoll dargestellt vom ukrainischen Weltklasse-Tänzer Oleg Ivenko – ins Fadenkreuz des sowjetischen Geheimdiensts. Auf zwei anderen Zeitebenen blättert das Drehbuch von David Hare ("The Hours", "Der Vorleser") weitere Teile von Nurejews Biografie auf. Dessen Zuneigung zu Männern fällt dabei weitgehend unter den Tisch. Zum Glück gibt es immerhin diese eine Szene, findet unser Autor Stefan Hochgesand...
Kim hat einen Penis

Kim hat einen Penis

Kim und ihr Freund Andreas sind irgendwie glücklich. Doch Kim will mehr. Sie will einen Penis. Nicht, weil sie gerne ein Mann wäre, sondern einfach nur, weil sie neugierig ist und das der Beziehung vielleicht einen neuen Kick geben könnte. Im neuen Film von Philipp Eichholtz geht das auch ganz einfach: Ab in die Schweiz, wo die Bestimmungen lockerer sind, ein paar Stunden in der Tagesklinik und mit einem Schwanz retour nach Berlin. Und dann mal sehen, was dieses zusätzliche Körperteil so macht mit einem, dem Alltag und dem Freund. Um eine Geschichte über weibliche Selbstverwirklichung zu erzählen, bedient sich Eichholtz eines aus Gender- und Queer-Perspektive erschreckend naiven Plots. Sein Film ist dabei zwar nicht direkt homo- oder transphob, findet unser Autor Stefan Hochgesand, aber in einer per se transphoben Gesellschaft riskiert Eichholtz mit seiner kaum reflektierten Sex- und Geschlechterkomödie erhebliche Kollateralschäden.