Erdbeer & Schokolade (1993)

Erdbeer & Schokolade (1993)

Im Havanna der späten 1970er Jahre finden ein schwuler Systemkritiker und ein linientreuer Jungkommunist zueinander. Ganz platonisch – oder ist da doch etwas mehr? „Erdbeer und Schokolade“ von Tomás Gutiérrez Alea und Juan Carlos Tabío ging nach seiner Premiere 1993 in die Geschichte ein als erste kubanischer Film, der sich offen und zwanglos mit Homosexualität beschäftigte. Anja Kümmel hat sich den Film für die sissy noch einmal angesehen – und freut sich über „das feine Flirren an seinen Rändern und zwischen den Zeilen.“
Andrew McMillan: Herzgrube

Andrew McMillan: Herzgrube

Ein Grubenunglück, das über Generationen hinweg Spuren hinterlässt. Ein Vater, der sein Schwulsein nur versteckt auslebt, anders als sein Sohn. Eine Drag Queen, die als Eiserne Lady queeren Stolz mit Polit-Aktivismus verbindet. Und ein Soziologie-Team, das den sozialen Abstieg einer nordenglischen Stadt aufarbeitet. In seinem autobiografisch unterfütterten Debütroman „Herzgrube“ führt Andrew McMillan alle Erzählfäden als vielstimmigen Chor zu einem großen Panorama zusammen. Axel Schock hat das Buch gelesen und darin ein Meisterstück der Komposition entdeckt.
Cowboys & Angels (2003)

Cowboys & Angels (2003)

In seinem Erstlingswerk aus dem Jahr 2003 bedient sich David Gleeson aller Klischees über Schwule, die es in den frühen Zweitausendern so gab – und deutet sie genüsslich um. „Cowboys & Angels“ ist eine rasant-herzliche Buddy-Komödie, deren charismatische Hauptdarsteller Michael Legge und Allen Leech in jeder Sekunde entzücken! Nun gibt es „Cowboys & Angels“ in digital restaurierter Fassung als DVD und VoD. Ein optimistischer, entwaffnend charmanter Klassiker, der vor allem gute Laune verbreiten will – und „auch heute noch eine Ausnahmeerscheinung in der Welt des Films“, wie Andreas Köhnemann schreibt.
Tod in Venedig (1971)

Tod in Venedig (1971)

Luchino Viscontis „Tod in Venedig“, die filmische Adaption von Thomas Manns gleichnamiger Novelle, gilt als eine der schönsten und tiefgründigsten Verfilmungen des europäischen Kinos. Die Geschichte um den alternden Schriftsteller Gustav von Aschenbach, der sich auf einer Reise in die Lagunenstadt in einen Teenager verliebt, ist ein meditatives Werk über Schönheit, Sterblichkeit und die verführerische Kraft der Kunst, so pathetisch wie opulent-melancholisch. Cosima Lutz über „eine der wahrscheinlich wortkargsten Literaturverfilmungen überhaupt“.
The Times of Harvey Milk (1984)

The Times of Harvey Milk (1984)

Harvey Milks politische Karriere als Stadtrat von San Francisco dauerte nur elf Monate, doch sein Einfluss ist kaum messbar. Der Dokumentarfilm von Robert Epstein und Richard Schmiechen zeigt, wie der konventionelle Wall-Street-Angestellte zum queeren Aktivisten und Politiker wurde – und die Ungerechtigkeit nach seinem gewaltsamen Tod weiterging. „The Times of Harvey Milk“ gewann 1985 als erster Film mit schwuler Thematik einen Oscar – und schrieb noch aus einem anderen Grund Geschichte. Jetzt ist der Film in digital restaurierter Fassung erhältlich. Fabian Schäfer über ein beeindruckendes Zeitdokument, das bis heute mitreißt.
Queerfilmfestival 2025

Queerfilmfestival 2025

Am 4. September startet in elf Städten das siebte Queerfilmfestival und lädt ein zur queeren Abenteurerreise um die Welt, mit Geschichten aus den Communities, für die Communities. Gezeigt werden 18 Filme in sieben Tagen, von einer bunt-krawalligen lesbischen Weltraumsaga aus Australien über eine genderfluide Rückkehr in die ostdeutsche Provinz bis zum schwulen Neo-Noir-Thriller aus Brasilien. Jojo Streb verschafft einen Überblick.
Drei Kilometer bis zum Ende der Welt

Drei Kilometer bis zum Ende der Welt

Im Coming-of-Age-Thriller „Drei Kilometer bis zum Ende der Welt“ muss ein Teenager in einem rumänischen Dorf den Widerstand von Familie, Kirche und Staatsgewalt überwinden, um frei leben zu können. Regisseur Emanuel Pârvu prangert neben immer noch alltäglicher Homophobie auch staatliche Korruption und religiösen Fanatismus an – und stellt deren zersetzende Kraft der atemberaubend schönen Natur des rumänischen Donaudeltas entgegen. Ab Anfang  September laufen Previews in der Queerfilmnacht, vor dem Kinostart am 25. September. Esther Buss über ein messerscharf inszeniertes Drama und aufwühlendes Filmerlebnis.
Prinz in Hölleland (1993)

Prinz in Hölleland (1993)

Kreuzberg, Anfang der 1990er. Jockel und Stefan sind ein schwules Paar, leben auf dem Bauwagenplatz und gehen beide auch mal mit Micha ins Bett. Jockel hat gerade das Heroin entdeckt – und verliert zwischen Highsein und Entzugserscheinungen allmählich Stefan und die Freiheit aus den Augen. Und dann ist da auch noch der Narr Firlefanz, der vom Prinz in Hölleland erzählt, von einem schönen Müllersbuschen und von einem bösen weißen Pulver. Der Debütfilm von Michael Stock („Postcard to Daddy“) ist ein Märchen ohne Happy End und zeigt die raue Wirklichkeit eines längst verschwundenen West-Berlins der Wendejahre und seiner linksautonomen Gegenwelt. Axel Schock geht mit dem Film auf Zeitreise.
Paris is Burning (1991)

Paris is Burning (1991)

Nach seiner Premiere beim Sundance Film Festival 1991 wird „Paris is Burning“ von Jennie Livingston zum ersten weithin bekannten Dokumentarfilm über die queere Schwarze und Latinx-Ballroom-Szene in Harlem – ein Erfolg, mit dem wahrscheinlich weder die Regisseurin noch die Mitwirkenden gerechnet hätten. Niemand ahnte, wie sehr dieses Zeugnis über Jahrzehnte hinweg das populäre Verständnis der Ballroom-Kultur prägen würde. Für sissy-Autorin Anja Kümmel ist der Film immer noch aktuell: „Durch seine nicht-lineare, nuancenreiche Machart zeigt der Film ganz nebenbei eine Vielfalt an Perspektiven und Identitäten, die heute unter dem Sammelbegriff ‚queer‘ Platz finden.“
Brokeback Mountain (2005)

Brokeback Mountain (2005)

Der Film mit den schwulen Cowboys: „Brokeback Mountain“ war eins der großen kulturellen Phänomene der Nullerjahre – von der Krtitik gefeiert, vom Publikum zum Blockbuster gemacht, von christlich-konservativen Kreisen attackiert. Was vorher eher Stoff für experimentelles New Queer Cinema gewesen wäre, hat Ang Lee mit den Hollywood-Stars Heath Ledger und Jake Gyllenhaal als klassisches, großes Erzählkino inszeniert. Für Esther Buss ein Klassiker, der „noch immer das Herz zerreißen lässt.“ Und den der aktuelle politische Backlash wieder näher an die heutige Zeit rückt.