Shehan Karunatilaka: Die sieben Monde des Maali Almeida

Shehan Karunatilaka: Die sieben Monde des Maali Almeida

Ein schwuler Fotograf, der im sri-lankischen Bürgerkrieg der Achtzigerjahre umgebracht wird, ist der (Anti-)Held von Sehahn Karunatilakas Roman „The Seven Moons of Maali Almeida“. Was nach Kriegsepos und Märtyrertragik klingt, ist aufgrund einiger unkonventioneller dramaturgischer Kniffe vor allem ein Fest der Erzählkunst. Als das Buch im Oktober 2022 mit dem Booker Prize ausgezeichnet wurde, charakterisierte die Jury es als „philosophisches Abenteuer, das die Lesenden in das ‚dunkle Herz der Welt‘ entführt (...), ihnen aber auch Zärtlichkeit und Schönheit, Liebe und Treue sowie das Erstrebenswerte der Ideale, die menschliches Leben rechtfertigen, aufzeigt“. Zum Erscheinen der deutschen Übersetzung hat sich Angelo Algieri auf eine fantastische Reise ins „Dazwischen“ begeben.
Queer Glauben

Queer Glauben

Sie ist lesbisch, sie ist gläubig, und vielleicht bald Priesterin. Stefanie Arnold macht sich in der Schweiz mit der Weihe zur Diakonin auf den Weg in den kirchlichen Dienst. Doch passt sie als lesbische Frau, die in einer eingetragenen Partnerschaft lebt, in eine Institution, die seit Jahrhunderten von patriarchalen Strukturen bestimmt wird? Und wie kämpfen andere Menschen aus der queeren Community für ihren Platz in der Kirche? In „Queer Glauben“ fragt Regisseurin Madeleine Corbat, ob und wie Queersein und christlicher Glauben zusammenfinden können. Dabei begleitet sie nicht nur eine lesbische Priesteranwärterin, sondern auch einen transmaskulinen Theologiestudenten und andere nicht-heteronormative Menschen auf ihren individuellen Lebens- und Glaubenswegen. Barbara Schweizerhof über einen Film, in dem sich queere Liebes- und Gotterfahrungen spiegeln.
Pedro Lemebel: Torero, ich hab Angst

Pedro Lemebel: Torero, ich hab Angst

Ein queerer Klassiker aus Lateinamerika neu aufgelegt: Im blau-rosa-weißen Design der Trans-Pride-Flagge und mit entstaubtem Titel kommt die Revival-Ausgabe von Pedro Lemebels „Torero, ich hab Angst“ in der Bibliothek Suhrkamp daher. Die Frischekur soll die Geschichte einer alternden „Tunte“, die im Chile der 1980er Jahre zur Guerillera wird, für eine neue Generation von Lesenden erschließen, nachdem eine wenig geglückte Verfilmung des Stoffs aus dem Jahr 2020 nur auf wenigen Festivals zu sehen war. Marko Martin hat Lemebels subversive Roman-Attacke auf den Machismo der chilenischen Gesellschaft für uns (wieder) gelesen.
Life Is Not a Competition, But I’m Winning

Life Is Not a Competition, But I’m Winning

Wenn die Sportgeschichte von den Siegern geschrieben wird, wo bleiben dann all jene, die nie an den großen Wettbewerben teilnehmen durften? In Julia Fuhr Manns semidokumentarischem Debütfilm entert ein Kollektiv queerer Athlet:innen das Olympiastadion von Athen und ehrt dort diejenigen, für die das Siegerpodest niemals vorgesehen war. Sie treffen Amanda Reiter, eine trans Marathonläuferin, die mit den Vorurteilen der Sportveranstalter:innen zu kämpfen hat, und Annet Negesa, eine 800m-Läuferin, die von den internationalen Sportverbänden zu einer hormonverändernden Operation gedrängt wurde. Gemeinsam erschaffen sie eine radikale Utopie. Noemi Yoko Molitor über einen Film, der den normativen Machtgefällen, die der Leistungssport bis heute erzeugt, reparative Bilder und Gesten entgegensetzt.
Captain Faggotron Saves the Universe

Captain Faggotron Saves the Universe

Ein kiffender Jesus, verspielte Aliens und dämonische Furries – selten war der Weg zu Weltenrettung und Selbstakzeptanz so hilarious wie in „Captain Faggotron Saves the Universe“! Andreas Köhnemann erkennt in Harvey Rabbits ultra-campem Superhelden-Film Wiedergänger:innen der Hauptfiguren aus den queeren Midnight Movies der 70er Jahre. Doch Captain Faggotron hat Dr. Frank N. Furter aus „The Rocky Horror Pictures Show“ (1975) und Dawn Davenport in „Female Trouble“ (1974) eine entscheidende Sache voraus.
Captain Faggotron Saves the Universe: Video-Interview mit Harvey Rabbit

Captain Faggotron Saves the Universe: Video-Interview mit Harvey Rabbit

Jetzt im Kino: Father Gaylord ist streng bibeltreu und natürlich überhaupt nicht schwul. Als sein Ex-Lover Queen Bitch vom Planeten Oberon droht, die Erde mit Hilfe eines magischen Rings in eine kinky Utopie zu verwandeln, sieht sich der Priester zur Intervention berufen. Superheld Captain Faggotron soll den Ring zurückgewinnen und die Ordnung wiederherstellen. Doch ist eine Welt, in der Father Gaylord seine Liebe zu Queen Bitch verstecken muss, wirklich die, in der wir leben möchten? Harvey Rabbits schamloser Fantasy-Film „Captain Faggotron Saves the Universe“ ist ein rauschendes Fest für Fans von Trash und Camp. Im Interview, das im Rahmen der Deutschlandpremiere auf dem Queerfilmfestival entstanden ist, erzählt der Regisseur und Autor über Puppies am Filmset, flamboyante Kleidung und warum John Waters unbedingt seinen Film anschauen sollte.
Indian Summer

Indian Summer

London, Mitte der 1990er. Tonio ist der Startänzer in seiner Ballettgruppe. Schön, stolz, selbstbewusst, eine Primadonna in jeglicher Hinsicht – und HIV-positiv. Für ihn ist klar, dass er bald seinem Lover Drew und seinem besten Freund Ramon in den Tänzerhimmel folgen wird. Bis dahin will er seine Zeit auskosten und tanzen bis zum Umfallen. Keine Frage, dass er in dem neuen Prestigestück der Kompanie die Hauptrolle übernimmt. Und dann tritt plötzlich auch noch Jack in sein Leben – ein ruhiger Typ mit leichtem Übergewicht, Bart und großem Herz. „Indian Summer“ (auch bekannt unter dem Titel „Alive & Kicking“) von Regisseurin Nancy Meckler („Sister My Sister“) und Drehbuchautor Martin Sherman („Bent“) ist ein Klassiker über Lebensfreude und Mut im Umgang mit Aids. Axel Schock über die klug und genau beobachtete Studie einer ambivalenten Beziehung, in der verdichtet Aspekte der Aids-Krise ausgeleuchtet sind, die sonst in Filmen vernachlässigt werden.
Punch

Punch

Ein Küstenstädtchen in Neuseeland. Der 17-jährige Jim ist ein großes Boxtalent. Sein Vater trainiert ihn streng, hat selbst aber ein Alkoholproblem. Jim ist sich nicht sicher, wo er eigentlich hin will. Nach der Begegnung mit dem jungen schwulen Māori Whetu lichtet sich der Horizont: Zusammen mit ihm gibt es auf einmal Dinge, für die es sich wirklich zu kämpfen lohnt. Neben Hollywood-Star Tim Roth glänzen die Nachwuchstalente Jordan Oosterhof und Conan Hayes, der selbst Māori-Wurzeln hat, als zwei junge Männer, die sich gegen die auch in Neuseeland noch durchaus gegenwärtige Homophobie behaupten müssen. Christian Horn über einen rauen Film mit gefühlsbetontem Fundament, der aktuell in der Queerfilmnacht zu sehen ist.
Pauline Delabroy-Allard: Wer ist das

Pauline Delabroy-Allard: Wer ist das

Pauline ist schwanger, und sie liebt ihre Freundin. Endlich ist sie bereit für ein geregeltes Leben. Doch als sie einen neuen Personalausweis beantragen will, stolpert sie zum ersten Mal über ihre drei zusätzlichen Vornamen Jeanne, Jérôme und Ysé und fragt sich: Nach wem wurde ich da eigentlich benannt? Ausgehend von diesem Gedanken entwirft Pauline Delabroy-Allard in ihrem zweiten Roman „Wer ist das“ eine obsessive Reise durch Epochen und Identitäten. Nachdem Anja Kümmel schon dem narrativen Sog von Delabroy-Allards Debüt „Es ist Sarah“ erlag, lässt sie sich erneut von der referenzreichen Erzählkunst der französischen Erfolgsautorin fesseln.
Hör auf zu lügen

Hör auf zu lügen

Der erfolgreiche Romanautor Stéphane Belcourt kehrt zum ersten Mal seit Jahrzehnten in seinen Heimatort zurück. Der von allen Seiten hofierte Gast soll eine Rede zum Jubiläum einer lokalen Cognac-Marke halten. Doch nachdem Stéphane den Unternehmensvertreter Lucas als Sohn seiner Jugendliebe Thomas erkannt hat, kann er sich nur noch mühsam auf sein Manuskript konzentrieren. Für Andreas Wilink ist Regisseur Olivier Peyon mit „Hör auf zu lügen“, der Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Philippe Besson, ein tief bewegendes Drama über die erste Liebe und die unaufhebbare Trauer um ein nicht gelebtes Leben gelungen.