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Das Nest

Das Nest

Binge-watching auf der großen Leinwand: Im Mai zeigt die queerfilmnacht keinen klassischen Kinofilm, sondern die großartige, durch und durch queere Miniserie „Das Nest“ der jungen brasilianischen Regisseure Filipe Matzembacher und Marcio Reolon („Seashore“). Die vierteilige Serie erzählt von einer Brudersuche in Porto Alegre, die unverhofft zu neuen Freiheiten führt, und vom subversiven Entwurf einer alternativen Familie, die keine Formen der Ausgrenzung mehr kennt. Unser Autor Toby Ashraf hat sich mit den beiden Filmemachern via Skype über die Entstehungsgeschichte der Serie unterhalten, über queeres Leben in Brasilien und die vielfältigen Formen des Widerstands, die „Das Nest“ entwirft.
Der Ost-Komplex

Der Ost-Komplex

Stasi-Opfer, Schwul, Ostdeutsch, Über 40: Mario Rölligs Geschichte wird, je nach Kontext, mit jeweils anderen Schwerpunkten ins öffentliche Spiel gebracht. Jochen Hicks Annäherung rückt nichts zurecht und bringt keine falsche Ordnung in die Dynamik von Sich-Erzählen und Erzählt-Werden. Er zeigt vielmehr, zu welchen teils komischen, teils tragischen Effekten es führt, wenn Sender und Empfänger eines verfestigten Opferberichts unterschiedliche Agenden haben – und damit auch, wie verbissen die Diskurshoheit über die DDR-Geschichte immer noch verfolgt wird. Von Matthias Dell.
Tangerine L.A.

Tangerine L.A.

Die Sundance-Überraschung des mit Hollywood-Taschengeld finanzierten "Tangerine L.A." wird vor allem dem Umstand zugerechnet, dass er innovativ, nämlich nur auf iPhones, gefilmt ist. Der Filmemacher Sean Baker, auch in seinen frühen Filmen gesellschaftlich marginalisierten Menschen mit großer Hollywood-Optik zur Seite stehend, hat aber aus genauer Beobachtung eine tatsächlich rührende Weihnachtsgeschichte gedreht, ohne die soziale Realität von Transgender-SexarbeiterInnen zu beschönigen. Und er ist der Empfehlung seiner DarstellerInnen gefolgt: „Sieh zu, dass der Film Spaß macht – sonst sehen wir ihn uns nicht an!“ Von Rajko Burchardt.
Stonewall

Stonewall

Mit „Stonewall“ hat der auf US-amerikanische Blockbuster spezialisierte Roland Emmerich, Spitzname „Master of Desaster“, nationalstolz auch gerne „unser Mann in Hollywood“ genannt, sich an einem Spielfilm über den Gründungsmythos der internationalen Schwulen- , Lesben- und Transgeschichte versucht. So unterhaltsam er phasenweise ist, muss man doch sagen: da ist einiges schief gegangen. Was genau, versuchen wir hier zusammenzufassen. Die Auseinandersetzung mit dem Film, der jetzt auf DVD und Blu-ray erhältlich ist, lohnt sich – aus vielen Gründen. Von Jan Künemund.
Like Cattle Towards Glow

Like Cattle Towards Glow

Der US-Autor Dennis Cooper („Frisk“, „Dreier“) hat einen Ruf wie Donnerhall: Punk-Pate, Queercore-Ikone, „gefährlichster Schriftsteller der USA“. Jetzt hat er mit dem jungen Franzosen Zac Farley seinen ersten Film gedreht. In fünf Episoden handelt „Like Cattle Toward Glow“ von Liebe, Sex, Gewalt und Todessehnsucht – und allem, was dazwischen liegt. Das erinnert ein wenig an Larry Clark und Bruce LaBruce, ist aber von einer ganz eigenen, dunklen Poesie. Ein Versuch der Annäherung an ein rätselhaftes Leuchten. Von André Wendler.
Dyke Hard

Dyke Hard

Bitte Andersson, Comicautorin und Mitbegründerin eines queerfeministischen Buchladenkollektivs in Stockholm, zelebriert in ihrem mega-campen Uni-Abschlussfilm „Dyke Hard“ genussvoll die bunte MTV-Ästhetik und Mode der 80er Jahre. Ihr wilder Genremix wirft mit schrillen Filmzitaten nur so um sich, demonstriert einen ausgeprägten Sinn für inklusive und queere Repräsentation und beweist in bester B-Movie- und DIY-Tradition, dass es in einem Kollektiv auch ohne Geld möglich ist, einen unterhaltsamen Film zu drehen. Let’s glam rock 'n' dildo! Von Aileen Pinkert.