Dark Room

Young Hunter

Young Hunter

Ezequiel ist 15 und hat einen Monat lang sturmfrei. Die perfekte Gelegenheit, um den etwa älteren Mono vom Skatepark zum „Chillen“ an den elterlichen Swimming-Pool einzuladen. Aber Mono spielt ein doppeltes Spiel – und droht Ezequiel in eine gefährliche Welt hineinzuziehen. Der argentinische Regisseur Marco Berger („Taekwondo“, „Der Blonde“) ist eigentlich spezialisiert auf voyeuristisch anmutende Studien südamerikanischer Männlichkeit. In „Young Hunter“, den es jetzt im Salzgeber Club und auf DVD gibt, bettet er seine Erzählung vom sexuellen Erwachen eines Teenagers nun in eine Thriller-Handlung ein. Stefan Hochgesand über Dates am Pool, werwölfische Begegnungen und einen wendungsreichen Film.
Sequin in a Blue Room

Sequin in a Blue Room

Sequin ist 16 und steht auf anonyme Sexdates, die er per App klar macht. Dabei hat er nur eine Regel: Nie einen Kerl zweimal treffen! Bis er über einen Chat im Blue Room landet, einer mysteriösen Gruppensex-Party ohne Limits. Dort gerät er in den Bann eines betörenden Fremden. In seinem berauschenden Debütfilm „Sequin in a Blue Room“, den es ab jetzt im Salzgeber Club und auf DVD gibt, bettet Samuel Van Grinsven das sexuelle Erwachen eines Teenagers in einen lustvollen Thrillerplot ein, in dem der australische Shooting-Star Conor Leach als rothaariger Twink im Pailettenhemd funkelt. Stefan Hochgesand über Romantik und Sex im Blue Room – und was das mit Bertolt Brecht zu tun hat.
Postcards from London

Postcards from London

Steve McLeans „Postcards from London“ mit Harris Dickinson. Die lustvolle Erweckungsgeschichte des jungen Jim aus der englischen Provinz in einem zum Neonlicht-Viertel hochstilisierten Soho der Gegenwart ist filmisch eng verwoben mit Fassbinders „Querelle“ (1982) und Van Sants „My Own Private Idaho“ (1991), mit den Bilderwelten Caravaggios und Derek Jarmans. Andreas Köhnemann hat sich auf Expedition durch McLeans Referenzen-Dschungel begeben.
Hustler White

Hustler White

Inspiriert von „Sunset Boulevard“, „Tod in Venedig“ und den Sexfilmen Andy Warhols erzählt „Hustler White“ selbstreflexiv und verspielt von einem blasierten Schriftsteller, der sich auf „Recherchereise“ in die Stricherszene von Los Angeles begibt und sich on location prompt verliebt. Mit festem Blick auf Authentizität haben Bruce LaBruce und Rick Castro ihre romantisch Sex-Komödie an Originalschauplätzen auf dem Santa Monica Boulevard gedreht. Der Klassiker des schwulen Stricherkinos ist zu seinem 25. Geburtstag in digital restaurierter Fassung im Salzgeber Club zu sehen und erscheint zeitgleich auf DVD. Philipp Stadelmaier über einen queeren Referenzenreigen voller expliziter Reichtümer.
Super 8 ½

Super 8 ½

Inspiriert von Fellinis Klassiker „Achteinhalb“ (1963) reflektiert Bruce LaBruce in seinem zweiten Spielfilm „Super 8 ½“ aus dem Jahr 1994 semi-autobiographisch den tiefen Fall eines selbstdestruktiven Porno-Auteurs. Randvoll mit Verweisen auf die etablierte und weniger etablierte Filmgeschichte geht sein Film immer wieder bis dicht an die Grenze des guten Geschmacks – und darüber hinaus. Das lustvoll selbstreflexive Biopic ist aber auch eine wüste Parade von Punk- und Underground-Stars wie Vaginal Davis, Ben Weasel und Richard Kern. Jetzt gibt es „Super 8 ½“ in digital restaurierter Fassung im Salzgeber Club zu sehen. Christian Lütjens über die Frage, warum Bruce LaBruces zweiter Langfilm heute noch genauso unerschöpflich und aufregend ist wie bei seiner Premiere vor 27 Jahren.
Offene Herzen

Offene Herzen

Rémi macht gerade sein Wirtschaftsabitur, er arbeitet in einem Gemüseladen und hängt mit seinen Freunden ab. Dann entdeckt er in der Schule die Einladung zu einem Filmcasting. Der Regisseur sucht jemanden, der einen Außenseiter spielt: einen Jungen, der andere Jungen mag. Und Rémi folgt dem Aufruf… Sébastien Lifshitz erzählt in seinem ersten mittellangen Film „Offene Herzen“, den es jetzt in digital restaurierter Fassung im Salzgeber Club gibt, mitreißend vom Coming of Age eines arabischen Teenagers in Paris. Unser Autor Michael Eckhardt beschreibt, wie sich in den düsteren Parisbildern und dem irrlichternden Protagonisten die persönlichen Themen und Motive manifestieren, die das gesamte Spielfilmwerk des Auteurs Lifshitz auszeichnen.
Gleichung mit einem Unbekannten

Gleichung mit einem Unbekannten

Ein Mann cruist mit seinem Motorrad durch Paris. Heimlich beobachtet er zwei Fußballer in einer Umkleidekabine beim Sex. Er driftet von einer Gruppenorgie zur nächsten. Realität und Traum verschwimmen. Nachdem der Kunstporno „Gleichung mit einem Unbekannten“ jahrzehntelang nicht mehr zu sehen war, hat Yann Gonzalez Dietrich de Velsas Film bei der Recherche zu seinem eigenen erotischen Psychothriller „Messer im Herz“ wiederentdeckt – und direkt restaurieren lassen. Jetzt kann man den sinnlichen Solitär des queeren Hardcorekinos im Salzgeber Club sehen. Unser Autor Sascha Westphal über eine berauschende Huldigung jugendlicher Schönheit, in der zugleich das Wissen um die Flüchtigkeit aller Lusterfüllung mitschwingt.
Drown

Drown

Gaywatch in knappen Badehosen: Im knisternden Lycra-Gewand eines Sexploitationfilms ertränkt „Drown“ ein Rettungsschwimmer sein schwules Begehren und geht dabei selbst unter, als ein schwuler Mitschwimmer ihm den Alphamann-Status streitig macht. Dean Francis’ Wasserstrudel von einem Film, den es jetzt im Salzgeber Club gibt, erzählt von verwirrten Gefühlen in grellen Farben und hypnotischen Rhythmen. Unser Autor Carsten Moll hat sich mit Freude in den Bildersturm begeben.
Akrobaten

Akrobaten

Zwei Fremde begegnen sich in einer unfertigen Wohnung. Christophe ist offensichtlich reich, attraktiv und erfolgreich, zumindest auf den ersten Blick, Micha ein in Russland geborener Hochseilartist, dessen Karriere durch ein gebrochenes Bein gefährdet ist. Aus dem ersten anonymen Treffen entwickelt sich ein körperlich und seelisch extremes Verhältnis, in dem die Abhängigkeiten ständig zu changieren scheinen: Wer dominiert, wer manipuliert wen? „Akrobaten“ ist bereits der sechste Spielfilm des kanadischen Regisseurs Rodrigue Jean („Alex – Süchtig nach Liebe“). In der expliziten, eiskalten Darstellung einer ambivalenten Sexbeziehung erkennt unser Autor Philipp Stadelmaier die zeitgenössische und porno-queere Variante eines Skandalfilms aus dem Jahr 1972. Nur mit anderen Gespenstern.
Enfant Terrible

Enfant Terrible

Ein Biopic über Rainer Werner Fassbinder (1945-1982), das sagenumwobene und höchst produktive Genie des Neuen Deutschen Films, das heute in einer Reihe mit Orson Welles, Jean-Luc Godard und Douglas Sirk steht – das muss man sich als zeitgenössischer Regisseur erst mal zutrauen. Oskar Roehler traut sich bekanntermaßen einiges zu und hat dabei in der Vergangenheit durchaus auch schon mal queer-affine Filme gedreht wie "Agnes und seine Brüder" (2004, mit Fassbinder-Star Margit Carstensen), denen man ansieht, dass RWF ein starkes filmisches Vorbild ist. Wie nahe Roehler dem Meister und dessen wilder künstlerischer Wahlfamilie in seinem leicht aktifiziellem und teils originell besetztem Spielfilmporträt kommt, hat Fassbinder-Kenner Andreas Wilink für uns erkundet.