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Sommer wie Winter

Sommer wie Winter

Das Queer Cinema ist das Versprechen eines Kinos, das nicht auf Identität fixiert ist. Es will seine Figuren nicht festlegen auf das Mann-Sein, Frau-Sein, Schwul-Sein, Lesbisch-Sein, Weiß-Sein, Arm-Sein, Schön-Sein. Darin keine Folie sehen, vor der etwas Melodramatisches passiert. Nicht nur dabei zusehen, wie seine Figuren Identität erlangen oder verfehlen, gegen die Welt, gegen die widrigen Umstände, auf sich allein gestellt große „Ich“-Entscheidungen fällend. Obwohl das Coming-out in den meisten Filmen eine Identitätserzählung ist, die abbricht, wenn die Hauptfigur endlich „ich“ sagt, und die danach scheinbar nichts mehr zu erzählen hat, ist Sébastien Lifshitz mit „Sommer wie Winter …“ ein Coming-out-Film-Klassiker gelungen, der es nicht bei der Coming-out-Erzählung belässt, sondern seine Hauptfigur mit einem Reichtum an Geheimnissen und ungelösten Widersprüchen ausstattet. Jan Künemund blickt auf Lifshitz' ersten Langfilm zurück – und auf das sinnliche Spielfilmwerk, das folgte.
Steel

Steel

Daniel hat ein Leben, von dem andere nur träumen: Er sieht blendend aus, moderiert die heißeste Talk-Show im US-Fernsehen und kriegt jeden Kerl ins Bett. Doch wie aus dem Nichts kommen eines Tages die Panikattacken, und sie werden immer schlimmer. Daniels einziger Kontakt zur Außenwelt ist bald nur noch Alexander, den er auf einer Party kennengelernt hat. Doch der scheint ein Geheimnis zu haben. Eines, das Daniel tief in die eigene Vergangenheit führt... Der aus München stammende Regisseur Sven J. Matten verwischt in seinem erotischen Psychodrama die Grenzen zwischen Gegenwart und Erinnerung, Realität und Imagination, irrationaler Angst und einem Trauma aus Schuld und Verlust. Von Frank Brenner.
Plein Sud: Interview mit Sébastien Lifshitz

Plein Sud: Interview mit Sébastien Lifshitz

In "Plein Sud", Sébastien Lifshitz' drittem Spielfilm, sitzt Sam am Steuer seines alten Ford und ist auf dem Weg nach Süden. Auf dem Rücksitz ein Geschwister-Paar, Léa und Matthieu, die Sam als Anhalter mitgenommen hat. Léa liebt die Männer, Matthieu auch. Auf ihrer langen Reise werden sie sich kennen lernen, sich herausfordern, sich verlieben. Aber Sam hat ein Geheimnis, eine alte Wunde, die wieder aufgerissen ist – er hat nach langer Zeit eine Nachricht von seiner Mutter erhalten und jetzt will er sie wiedersehen. Für SISSY sprach Gerhard Midding mit Lifshitz über seinen Film.
Tangerine L.A.

Tangerine L.A.

Die Sundance-Überraschung des mit Hollywood-Taschengeld finanzierten "Tangerine L.A." wird vor allem dem Umstand zugerechnet, dass er innovativ, nämlich nur auf iPhones, gefilmt ist. Der Filmemacher Sean Baker, auch in seinen frühen Filmen gesellschaftlich marginalisierten Menschen mit großer Hollywood-Optik zur Seite stehend, hat aber aus genauer Beobachtung eine tatsächlich rührende Weihnachtsgeschichte gedreht, ohne die soziale Realität von Transgender-SexarbeiterInnen zu beschönigen. Und er ist der Empfehlung seiner DarstellerInnen gefolgt: „Sieh zu, dass der Film Spaß macht – sonst sehen wir ihn uns nicht an!“ Von Rajko Burchardt.
Girls Lost

Girls Lost

Alexandra-Therese Keining lässt ihren Film „Girls Lost“ mit einer Warnung beginnen: „Wenn Sie blind für alles Andersartige sind, ist diese Geschichte nichts für Sie!“ Wer könnte bei einem solchen Versprechen widerstehen!? Die Verfilmung des schwedischen Young-Adult-Bestsellers „Pojkarna“ hält, wovor sie warnt: „Girls Lost“ ist ein queeres Märchen über das Aufbegehren aller Sinne, das verträumt zwischen Coming-of-Age, Fantasy und Teenager-Romanze wandelt und mit beeindruckender Leichtigkeit alle üblichen Geschlechtergrenzen verwischt. Von Beatrice Behn.
Gayby Baby

Gayby Baby

Die australische Regisseurin Maya Newell ist als Kind zweier lesbischer Mütter groß geworden. In ihrem international viel beachteten Dokumentarfilm porträtiert sie nun vier Kinder aus Regenbogenfamilie - und das so überzeugend, dass der Film in ihrer Heimat mittlerweile in vielen Schulen auf dem Lehrplan steht und zur 'Förderung der Akzeptanz für die Vielfalt von Familienformen' eingesetzt wird. "Gayby Baby" ist leicht zugänglich und zuckersüß wie ein guter Popsong, aber vielleicht braucht es genau das als Mittel gegen die Ignoranz und Vorurteile, die auch hierzulande noch große Teile der familienpolitischen Wortmeldungen zum Thema bestimmen. Von Natália Wiedmann.
Wie schön du bist

Wie schön du bist

Braucht große Kunst echte Gefühle? Was ist Schönheit? Und was eigentlich Liebe? Joseph Graham stellt in seinem amourösen Episodenfilm "Wie schön Du bist" die ganz großen Fragen. Sein Reigen um vier emotional verwundete Großstädter, die im Lauf einer Nacht zueinanderfinden, erzählt von Writer’s Block und kreativer Potenz, unerfüllter Sehnsucht und größter Lust, nie enden wollender Einsamkeit und plötzlicher Gemeinschaft. Von Frank Brenner.
Zoolander 2

Zoolander 2

„Hast du ein Brötchen oder einen Hotdog?“, wird ein von Benedict Cumberbatch gespieltes Transgender-Supermodel gefragt, was mit einem dümmlichen Kichern beantwortet wird. Auf etwa diesem Niveau bewegt sich „Zoolander 2“, das 15 Jahre lang erwartete Sequel zu Ben Stillers großartiger Mode-Satire, in seinem körperpolitisch ausdifferenzierten Setting, was schon nach Trailerveröffentlichung zu Boykottaufrufen von Transgender-AktivistInnen geführt hat. Trans- und Schwulenwitze in einer Modesatire? Na sowas. Ein Anlass zur Witzanalyse. Von Sebastian Markt.
Herr von Bohlen

Herr von Bohlen

André Schäfer erzählt in „Herr von Bohlen“ die Legende vom letzten Krupp, dem schwulen Paradiesvogel in einer grauen Dynastie und liebsten Hassobjekt der deutschen Nachkriegskrawallpresse: Arndt von Bohlen und Halbach. Mit sachten Tricks und großartigem doppelten Boden, als Spiel- und Dokumentarfilm gleichermaßen, und mit einem Hauptdarsteller, der aus den von-Bohlen-Originalzitaten einen ganz eigenen Text macht: „Der letzte Krupp tanzte aus der Reihe – aber wenigstens tanzte mal einer.“ Von Paul Schulz.
The Danish Girl

The Danish Girl

1930 unterzog sich die intersexuelle Malerin Lili Elbe in Dresden mehreren geschlechtsangleichenden Operationen und schrieb über ihre Erfahrungen ein in viele Sprachen übersetztes Buch. Aus ihr wurde eine Romanfigur, anschließend verfilmte Tom Hooper die Metamorphose der Lili Elbe, die in einer unkonventionellen Beziehung mit der Künstlerin Gerda Gottlieb in Kopenhagen und Paris zusammen lebte. Eddie Redmayne wurde für seine Darstellung der Hauptfigur für den Oscar nominiert. Von Michael Eckhardt.