Philipp Stadelmaier (Autor)

Konsequenzen

Konsequenzen

Neu als DVD und VoD: Weil er sich nicht an Regeln halten kann, landet Andrej erst vor Gericht und dann in einer Besserungsanstalt für Jugendliche. Unter den Teenagern dreht sich alles um Drogen, Sex und Gewalt. Und es herrscht eine klare Hackordnung, an deren Spitze der brutale und unberechenbare Gangleader Željko steht. Andrej und Željko geraten sofort aneinander, doch aus der Rivalität wird bald eine Kameradschaft, in der sich Andrej klar unterordnet. Doch je länger die beiden Zeit zusammen totschlagen, desto mehr fühlt sich Andrej auch körperlich zu Željko hingezogen... Fesselnd und authentisch erzählt "Konsequenzen" von unterdrücktem sexuellem Begehren und Teenage Angst, von den rohen Impulsen des Heranwachsens und den Unsicherheiten, die darunter liegen. Für seinen schonungslosen Debütfilm konnte Regisseur Darko Štante auf eigene Erfahrungen als Lehrer in einem slowenischen Jugendgefängnis zurückgreifen. Philipp Stadelmaier schreibt für uns über einen rauen und vor homosexueller Potenz strotzenden Coming-of-Age-Film, in dessen Zentrum ein jungen Mann steht, der versucht, ein guter Hetero zu sein, obwohl es vielleicht nichts gibt, was ihm weniger liegt.
The Favourite

The Favourite

England im frühen 18. Jahrhundert. Es herrscht Krieg mit Frankreich. Der Hofstaat der gebrechlichen Königin Anne ist von Neid, Intrigen und Verrat zerfressen. De facto wird das Land von Annes enger Vertrauten und heimlichen Geliebten Lady Sarah regiert. Als Abigail als neues Dienstmädchen an den Hof kommt, nimmt Sarah sie unter ihre Fittiche. Doch Abigail verfolgt schon bald den ehrgeizigen Plan, die neuen Favoritin der Königin zu werden. Der neue Film des griechischen Regie-Stars Giorgos Lanthimos ("Doogtooth", "The Lobster", "The Killing of the Sacred Dear") ist mit großartigen Darstellerinnen (Olivia Colman, Emma Stone, Rachel Weisz) gespickt, wurde bereits mit Preisen überhäuft und soeben für zehn Oscars nominiert. Philipp Stadelmaier unterzieht Lanthimos' feministischem Ränkespiel einer sexuellen Strukturanalyse und erkennt "Macht" als abstrakte Ordnung, der alle Figuren unterworfen sind. Einblicke in ein queeres Kabinett aus Körpern, die gekrümmte Räume mit offenen Rändern bevölkern.
Acht Filme des Jahres

Acht Filme des Jahres

Das nicht-heterosexuelle Kinojahr 2018 war so vielfältig wie kaum ein Jahr zuvor – vor allem was die Perspektiven und Lebensentwürfe seiner filmischen Figuren betrifft. Wir haben für Euch unsere acht Highlights der vergangenen Monate zusammengetragen und stellen Sie mit kurzen Spotlights in den Worten unserer Autor*innen noch einmal vor. Eine Rückschau auf ein schwules Arbeiterkind, das aus der französischen Provinz nach Paris flüchtet, um dort eine neue Entfremdung zu erleben. Auf eine schüchterne Studentin in Oslo, die sich mit übernatürlichen Kräften aus der Hetero-Hölle ihrer Kindheit befreit. Auf einen Schriftsteller, der im Paris der frühen 90er nicht mehr lange zu leben hat und sich trotzdem ein letztes Mal verliebt. Auf eine Ballettschülerin in Gent, die einen Penis zu viel hat. Auf einen altklugen Professorensohn, der während eines Sommers in der Lombardei erfährt, was er alles noch nicht weiß. Auf einen US-amerikanischen Teenager, der an seiner High School zwangsgeoutet wird und erst so in ein großes Liebesmärchen schliddert. Auf zwei Frauen, die sich in São Paulo die Mutterschaft für ein Werwolfkind teilen. Und auf einen Stricher, der so frei und so einsam durch Straßburg zieht wie ein wildes Tier.
The Cakemaker

The Cakemaker

Der Berliner Konditor Thomas hat eine Affäre mit Oren, einem verheirateten Mann aus Israel. Als Oren tödlich verunglückt, reist Thomas nach Jerusalem zu dessen Frau Anat und dem kleinen Sohn, heuert im Café der Familie als Bäcker an und hat mit seinen deutschen Kuchen riesigen Erfolg. Doch je tiefer er in das früherer Leben des Geliebten eintaucht, desto größer wird auch die Lüge, die zwischen ihm und Anat steht. Was ein wenig wie ein schnulziger Obsessions-Thriller klingt, entwickelt der in Berlin lebende israelische Regisseur Ofir Raul Graizer zu einem sensiblen Liebes- und Trauerfilm, der still und entschlossen vermeintliche Kultur- und Begehrensgrenzen überschreitet. Für sissy schreiben gleich zwei Autoren über den israelischen Oscar-Kandidaten "The Cakemaker": Andreas Köhnemann ist beeindruckt, wie nah der Film seinen Figuren kommt, den anwesenden und den abwesenden. Philipp Stadelmaier schaut sich den Film vor allem mit seinem Magen an – und hat danach Lust auf Kirschtorte.
Girl

Girl

Bei seiner Weltpremiere im Mai in Cannes wurde "Girl" erst mit stehenden Ovationen gefeiert und dann mit der Queer Palm und der Caméra d'Or – dem Preis für den besten Erstlingsfilm – ausgezeichnet. Mit traumwandlerischer Sicherheit erzählt der junge belgische Regisseur Lukas Dhont darin die Geschichte der 15-jährigen Lara, die mit ihrem Vater und kleinem Bruder nach Brüssel zieht, um sich an einer renommierten Akademie zur Ballerina ausbilden zu lassen. Neben dem Einstieg in die neue Schule beschäftigt Lara vor allem die bevorstehende Hormonbehandlung. Denn mit ihrem 16. Geburtstag darf sie, die als Junge geboren wurde, aber sich schon immer als Mädchen gefühlt hat, endlich offiziell mit der Anpassung ihres biologischen Geschlechts beginnen. Dhonts großer Wurf besteht darin, dass er einen Film weniger über eine Transition, als, sehr viel subtiler und grundlegender, über einen Penis gemacht hat, findet unser Autor Philipp Stadelmaier. Und ist dabei vor allem von Victor Polster beeindruckt, dem kühnen Lara-Darsteller, der in Cannes mit dem Darsteller-Preis der Sektion "Un Certain Regard" geehrt wurde und diesen erst annahm, als das Festival einwilligte, ihn geschlechtslos zu verleihen. Im Oktober ist "Girl" als Special in der queerfilmnacht zu sehen, am 18. Oktober startet er regulär in den Kinos.