Im Kino

Queercore: How to Punk a Revolution

Queercore: How to Punk a Revolution

Regisseur Yony Leyser erzählt in seinem neuen Dokumentarfilm die Geschichte jener lose verbundenen Gruppe von nordamerikanischen Punk-Künstler_innen, die in den 1980er und 90er Jahren ihre queeren Identitäten radikal ins Zentrum der eigenen Arbeiten rückten – und sich damit nicht nur gegen die damals von heterosexuellen Männern dominierte und latent homophobe Punk-Bewegung auflehnten, sondern auch gegen den allzu angepassten schwulen Mainstream. "Queercore", der ab Donnerstag im Kino läuft, gewährt spannende Einblicke in eine Szene, über die man hierzulande wenig weiß, erinnert unseren Autor Peter Rehberg aber auch etwas zu sehr an eine Geschichtsstunde. Läuft das klassische Bildungsformat des Films vielleicht sogar an zentralen Ideen der Bewegung vorbei?
Ein Date für Mad Mary

Ein Date für Mad Mary

Irland sei vor allem eins, sagt das Klischee: rau und unverblümt. Da wird nicht verschönt und verbrämt, da gibt’s Pubs und Prügeleien und harte Schalen mit weichen Herzen. Könnte stimmen, wenn man dem irischen Coming-of-Age-Film "Ein Date für Mad Mary" glaubt, der diesen Monat in der queerfilmnacht läuft und ab 14. Dezember auch regulär im Kino zu sehen sein wird. Verkratzte Charaktere, superbe Schauspielerinnen, ein guter Soundtrack und – ganz nebenbei – eine lesbische Liebe machen das Spielfilmdebüt des Regisseurs Darren Thornton zu einer großen Entdeckung. Von Tania Witte.
Überleben in Neukölln

Überleben in Neukölln

Rosa von Praunheim hat halbrunden Geburtstag und uns zur Feier einen neuen Film aus Neukölln mitgebracht. Das queere Panorama aus Porträts von kreativen, verrückten und – im Praunheimschen Sinne – herrlich perversen Bewohner_innen des berüchtigten Szenebezirks setzt das Prinzip der unangepassten Lebenstraumerzählungen fort, mit dem der Regisseur seit nunmehr 50 Jahren die heterornormativen Strukturen der deutschen Kino- und Fernsehlandschaft unterwandert. Eine Hommage von Jan Künemund.
Professor Marston and the Wonder Women

Professor Marston and the Wonder Women

Patty Jenkins' "Wonder Woman" war einer der großen Überraschungserfolge des Kinojahres. Ihr Film über die weltweit wohl bekannteste Superheldin stach beinah jede andere Comic-Adaption mit männlichem Personal aus und machte die israelische Hauptdarstellerin Gal Gadot zu Hollywoods neuem Shooting Star. Regisseurin Angela Robinson ("Spy Girls – D.E.B.S.", "The L-Word") erzählt in dem Biopic "Professor Marston and the Wonder Women" nun die hochspannende Lebensgeschichte des Psychologie-Professors und Wonder-Woman-Erfinders William Marston a.k.a. Charles Moulton, der mit seiner Frau und einer gemeinsamen Geliebten in einer Dreierbeziehung lebte – was in den USA der 40er Jahre als reichlich unerhört galt. Unser Autor Patrick Heidmann ist vor allem von Robinsons unvoreingenommem Blick auf Polyamorie begeistert.
God’s Own Country: Interview mit Francis Lee

God’s Own Country: Interview mit Francis Lee

Morgen startet "God's Own Country", das vielgelobte und -prämierte schwule Liebesdrama des Engländers Francis Lee, in den deutschen Kinos. Patrick Heidmann hat sich für sissy vorab mit Lee über dessen eigene Jugend in den rauen Berglandschaften von Yorkshire unterhalten, über die Arbeit mit seinen ungemein wandlungsfähigen Hauptdarstellern und warum der oft bemühte Vergleich mit "Brokeback Mountain" auf seinen Film nur bedingt zutrifft.
Tom of Finland: Interview mit Dome Karukoski

Tom of Finland: Interview mit Dome Karukoski

Dem Regisseur Dome Karukoski ist das zweifelhafte Kunststück geglückt, die obszöne Schwulenikone Tom of Finland zur Hauptfigur eines großformatigen und – zumindest in Finnland – massenkompatiblen Biopics zu machen. Im Interview mit sissy erzählt er, warum Tom of Finland für ihn eine Art schwuler James Bond ist, was Toms Kunst besonders explosiv macht und was die Finnen heute über einen ihrer bekannten Künstler denken.
Tom of Finland

Tom of Finland

Das heiß ersehnte Biopic über den finnischen Künstler Touko Laaksonen (1920-1991), besser bekannt als Tom of Finland, Meister des hypermaskulinen Comics und Ikone der Schwulenkultur, spaltet seine Zuschauer_innen. Während er in Finnland einen riesigen Hype ausgelöst hat, als Film des Jahres gefeiert und offiziell ins Oscar-Rennen geschickt wird, gibt es in Deutschland, wo der Film seit Donnerstag im Kino zu sehen ist, einiges Unbehagen von Seiten der Filmkritik, insbesondere bei queeren Autor_innen. Für sissy hat sich Peter Rehberg den Film angesehen – ein ausgewiesener Kenner von Tom of Finlands Werk und Autor des preisgekrönten Essays „Happy Homos. Über Tom of Finlands schwule Superhelden“ (2011).
Chavela

Chavela

„Ich glaube, es gibt keine Bühne auf dieser Welt, die groß genug für Chavela wäre“, hat Pedro Almodóvar einmal über Chavela Vargas gesagt. Bevor er die mexikanische Sängerin in den 90er Jahren in seinen Filmen „Die Waffen einer Frau“ und „Mein blühendes Geheimnis“ besetzte, hatte man sie in ihrer Heimat schon beinah vergessen. Dabei war die offen lesbische Chavela von den 50ern bis in die 70er eine der bekanntesten Musikerinnen Lateinamerikas und galt als Königin der Rancheras, der mexikanischen Volkslieder, die sie zu Stücken einer tief verletzten Seele umgestaltete. Catherine Gund und Daresha Kyi haben über die berüchtigte Liebhaberin und große Einzelgängerin nun einen berührenden Dokumentarfilm gedreht. Von Maria Marchetta.
The Party

The Party

Die britische Regisseurin Sally Potter, die Mitte der 1960er die Schule abbrach, um Filme zu machen, und mit dem mit einem Frauenteam gedrehten Erstling „Gold Diggers“ (1983), später mit „Orlando“ (1992) queer-feministische Meilensteine in die Filmgeschichte setzte, ist auch 2017 kein bisschen braver geworden. Im Gegenteil: Mit ihrem energetischen Schnellschuss „The Party“ zeichnet sie kammerspielartig aktuelle (geschlechter-)politische Frontlinien nach und brachte damit Schwung in den Berlinale-Wettbewerb. Hilfe bekam sie dafür von einem Cast europäischer A-Schauspieler. Da knallen nicht nur die Sektkorken. Von Alexandra Seitz.
Der Ornithologe: Video-Interview mit João Pedro Rodrigues & João Rui Guerra da Mata

Der Ornithologe: Video-Interview mit João Pedro Rodrigues & João Rui Guerra da Mata

Seit über 20 Jahren arbeiten die beiden portugiesischen Filmemacher João Pedro Rodrigues und João Rui Guerra da Mata zusammen. Ihr Filme gehören zum Aufregensten, Mutigsten und Schönsten, was das queere Kino in Europa in dieser Zeit hervorgebracht hat. Schon in João Pedros erstem Kurzfilm "Parabéns!" (1997) spielte sein Lebensgefährte João Rui die Hauptrolle. Bei João Pedros ersten beiden Spielfilmen, "O Fantasma" (2000) und "Odete" (2005), war João Rui Art Director, bei "To Die Like a Man" (2009) schrieb er auch am Drehbuch mit. 2012 führten die beiden bei dem Essayfilm "The Last Time I Saw Macao" gemeinsam Regie. "Der Ornithologe" ist ihr vierter gemeinsamer Spielfilm, João Pedro führte Regie, João Rui schrieb wieder am Buch mit und war für Set und Kostüme zuständig. Wir haben mit den beiden über die vielfältigen Verwandlungen ihres traumhaften neuen Films gesprochen, über alte und neue Heiligenbilder und die Kraft queeren Begehrens.