Classics

L.A. Plays Itself – The Fred Halsted Collection (1972–1975)

L.A. Plays Itself – The Fred Halsted Collection (1972–1975)

Der US-amerikanische Pornodarsteller und Regisseur Fred Halsted (1941-89) galt bereits zu Lebzeiten als Legende: Als in Leder gekleideter Sadist wurde er berühmt-berüchtigt – und zu einem der ersten offen schwulen Sexsymbole. Seine transgressiven Filme, die freizügig Hardcore-Sex, SM und andere Fetisch-Praktiken zeigten, schickten Schockwellen durch das junge Gay Liberation Movement. Aber auch das Kunst-Establishment mischte Halsted auf. Michael Kienzl blickt zurück: auf die Cruising-Fantasie „L.A. Plays Itself“ (1972), das Autowerkstatt-Lustspiels „The Sex Garage“ (1972) und den Party-Porno „Sextool“ (1975) – und entdeckt ein für die alternative Filmgeschichtsschreibung unverzichtbares Werk.
Fucking Åmål (1998)

Fucking Åmål (1998)

Schmetterlinge im Bauch, Coming-out und das erste Mal: „Fucking Åmål“ aus dem Jahr 1998 von Lukas Moodysson zählt noch immer zu den schönsten Coming-of-Age-Filmen der 90er Jahre. Es geht um Sehnsucht, die Freude und den Schmerz des Verliebtseins, die komischen und herzzerreißenden Aspekte des Erwachsenwerdens – und um den Mut, den alle brauchen, die anders als die anderen sind. Esther Buss über einen Klassiker, der auch nach mehr als 25 Jahren noch so charmant und quirlig wirkt wie bei der Premiere.
Teen Apocalypse Trilogy (1993–1997)

Teen Apocalypse Trilogy (1993–1997)

Als die 90er Jahre nach Mixtapes und Zigaretten rochen, filmte Gregg Araki eine Generation, die sich verloren hatte, bevor sie sich überhaupt finden konnte. Mit „Totally F**ed Up*“ (1993), „The Doom Generation“ (1995) und „Nowhere“ (1997) schuf er eine wilde und zugleich zutiefst melancholische Trilogie über Jugendliche, die in einem apokalyptisch grellen Amerika nach Liebe, Identität und Bedeutung suchen. Die „Teenage Apocalypse Trilogy“ ist ein fiebriges Panorama von Queerness, Sex, Gewalt und Popkultur – mit dem sich Araki zum Anwalt der Teenager dieser Generation macht, wie Carolin Weidner schreibt.
Amazing Grace (1992)

Amazing Grace (1992)

Amos Guttmans Klassiker „Amazing Grace“ aus dem Jahr 1992 verwandelt Konflikte des Alltags in eine Vision der Liebe im Angesicht von allgegenwärtigem Leid – so düster wie sensibel, schreibt Janick Nolting. Als erster israelischer Film, der sich mit der Aids-Krise beschäftigt, ist er zudem eng mit der Biografie des Regisseurs verbunden: Guttman starb am 16. Februar 1993 im Alter von 38 Jahren. Sein Gesamtwerk blieb in der Menge überschaubar, doch dessen Einfluss ist unschätzbar – zusammen mit der restaurierten Fassung von „Amazing Grace“ ehrt nun auch der neue Dokumentarfilm „Taboo“ Guttmans Schaffen.
Flesh/Trash/Heat (1968–1972)

Flesh/Trash/Heat (1968–1972)

Mit „Flesh“ (1968), „Trash“ (1970) und „Heat“ (1972) schuf Paul Morrissey für Andy Warhol eine lose Trilogie, die das Panorama der amerikanischen Gegenkultur auf den Punkt brachte: eine rohe, entrückte Welt, bevölkert von Rastlosen und Gestrandeten, die berauscht bis verzweifelt ihren Träumen hinterhertaumeln. Underground-Ikone Joe Dallessandro leiht allen drei Filmen sein Gesicht – „als Sexarbeiter, Junkie, und ikonische Halbweltgestalt zwischen Straße und verruchtem Glamour, Absturz und Erhabenheit“, wie Janick Nolting schreibt. Eine Mischung aus Tragödie und Camp, die bis heute fasziniert, provoziert und ein Stück filmischer Freiheit feiert.
Ich kenn keinen (2003)

Ich kenn keinen (2003)

Wie lebt es sich als schwuler Mann in der süddeutschen Provinz zwischen Albverein, Kirchenchor und Kehrwoche? Der 2003 bei der Berlinale mit dem Teddy ausgezeichnete Dokumentarfilm „Ich kenn keinen – Allein unter Heteros“ ist Jochen Hicks unterhaltsamer, sehr menschlicher Auftaktfilm zu einem einmaligen Projekt: einem dokumentarischen Kaleidoskop queerer Geschichte und Alltag in Deutschland von den 1960er Jahren bis in die Gegenwart. Axel Schock hat sich den Film noch einmal angesehen und ordnet ihn in das Schaffen des „wichtigsten Archivars und Chronisten der Community“ ein.
Erdbeer & Schokolade (1993)

Erdbeer & Schokolade (1993)

Im Havanna der späten 1970er Jahre finden ein schwuler Systemkritiker und ein linientreuer Jungkommunist zueinander. Ganz platonisch – oder ist da doch etwas mehr? „Erdbeer und Schokolade“ von Tomás Gutiérrez Alea und Juan Carlos Tabío ging nach seiner Premiere 1993 in die Geschichte ein als erste kubanischer Film, der sich offen und zwanglos mit Homosexualität beschäftigte. Anja Kümmel hat sich den Film für die sissy noch einmal angesehen – und freut sich über „das feine Flirren an seinen Rändern und zwischen den Zeilen.“
Cowboys & Angels (2003)

Cowboys & Angels (2003)

In seinem Erstlingswerk aus dem Jahr 2003 bedient sich David Gleeson aller Klischees über Schwule, die es in den frühen Zweitausendern so gab – und deutet sie genüsslich um. „Cowboys & Angels“ ist eine rasant-herzliche Buddy-Komödie, deren charismatische Hauptdarsteller Michael Legge und Allen Leech in jeder Sekunde entzücken! Nun gibt es „Cowboys & Angels“ in digital restaurierter Fassung als DVD und VoD. Ein optimistischer, entwaffnend charmanter Klassiker, der vor allem gute Laune verbreiten will – und „auch heute noch eine Ausnahmeerscheinung in der Welt des Films“, wie Andreas Köhnemann schreibt.
Tod in Venedig (1971)

Tod in Venedig (1971)

Luchino Viscontis „Tod in Venedig“, die filmische Adaption von Thomas Manns gleichnamiger Novelle, gilt als eine der schönsten und tiefgründigsten Verfilmungen des europäischen Kinos. Die Geschichte um den alternden Schriftsteller Gustav von Aschenbach, der sich auf einer Reise in die Lagunenstadt in einen Teenager verliebt, ist ein meditatives Werk über Schönheit, Sterblichkeit und die verführerische Kraft der Kunst, so pathetisch wie opulent-melancholisch. Cosima Lutz über „eine der wahrscheinlich wortkargsten Literaturverfilmungen überhaupt“.
The Times of Harvey Milk (1984)

The Times of Harvey Milk (1984)

Harvey Milks politische Karriere als Stadtrat von San Francisco dauerte nur elf Monate, doch sein Einfluss ist kaum messbar. Der Dokumentarfilm von Robert Epstein und Richard Schmiechen zeigt, wie der konventionelle Wall-Street-Angestellte zum queeren Aktivisten und Politiker wurde – und die Ungerechtigkeit nach seinem gewaltsamen Tod weiterging. „The Times of Harvey Milk“ gewann 1985 als erster Film mit schwuler Thematik einen Oscar – und schrieb noch aus einem anderen Grund Geschichte. Jetzt ist der Film in digital restaurierter Fassung erhältlich. Fabian Schäfer über ein beeindruckendes Zeitdokument, das bis heute mitreißt.