Kritiken (Film)

Single, Out 2

Single, Out 2

Da ist er wieder! Nachdem unser australischer Lieblings-Twink Adam in der ersten Staffel von „Single, Out“ sein Coming-out und die darauf folgenden sexuellen Wirrungen auf höchst amüsante Weise gemeistert hat, versucht er sich in der Fortsetzung nun ganz erwachsen als Beziehungsmensch mit erfolgreicher Karriere. Klappt natürlich nicht so richtig – dafür gibt es in Staffel 2 nun noch mehr Sex und noch mehr Witz. Christian Horn über ein willkommenes Wiedersehen mit alten Freund:innen.
Wer mich liebt, nimmt den Zug (1998)

Wer mich liebt, nimmt den Zug (1998)

In Patrice Chéreaus Klassiker „Wer mich liebt, nimmt den Zug“ reisen nach dem Tod eines berühmten Malers seine Vertrauten, ehemaligen Schüler und früheren Geliebten für die Beerdigung gemeinsam ins abgelegene Limoges. Erinnerungen werden neu sortiert, Konflikte verflechten sich, Gefühle brechen hervor – in einem Film, der die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen in all ihren Brüchen abbildet. Für Christian Weber ist das Drama eines der faszinierendsten Gruppenporträts des queeren Kinos. Eines, das „sich schwer fassen lässt und gerade aus seiner Widerspenstigkeit seine Schönheit gewinnt.“
Das Gesetz der Begierde (1987)

Das Gesetz der Begierde (1987)

„Das Gesetz der Begierde“ war 1987 Pedro Almodóvars erster Film, der in Deutschland gezeigt wurde – und gewann auf der Berlinale damals den ersten Teddy-Award überhaupt. Die Vierecksgeschichte zwischen einem narzisstischen Regisseur, seiner trans Schwester, seinem viel jüngeren Liebhaber und einem besessenen Stalker steht wie kein anderer Film für die wilden Jahre des frühen Almodóvar-Kinos: provokant, queer, enthusiastisch – „und voller libidinöser Energie“, wie sissy-Autor Philipp Stadelmaier schreibt. Die wahre Schönheit des Films liege dabei in den Besonderheiten der Figuren: „in einer Form von Liebe und Sanftmut, die mitten in diesem wilden Leben gedeiht.“
Riley

Riley

Was tun, wenn die mühevoll aufgebaute Fassade vermeintlicher Normalität einfach nicht mehr halten will? Inspiriert von seinen eigenen Erfahrungen als ungeouter Football-Spieler an der High-School erzählt Benjamin Howard in seinem Debütfilm „Riley“ mit beeindruckendem Feingefühl davon, wie sich das Erwachsenwerden anfühlt, wenn der Erwartungsdruck der anderen jeden Tag ein Stück zu wachsen scheint. Ein Film, der die Klischees adoleszenter Erzählungen geschickt unterläuft – und dabei „das Durcheinander, die Verwirrung und Verzweiflung des Erwachsenwerdens berührend einfängt“, wie Andreas Köhnemann schreibt.
Ich kenn keinen (2003)

Ich kenn keinen (2003)

Wie lebt es sich als schwuler Mann in der süddeutschen Provinz zwischen Albverein, Kirchenchor und Kehrwoche? Der 2003 bei der Berlinale mit dem Teddy ausgezeichnete Dokumentarfilm „Ich kenn keinen – Allein unter Heteros“ ist Jochen Hicks unterhaltsamer, sehr menschlicher Auftaktfilm zu einem einmaligen Projekt: einem dokumentarischen Kaleidoskop queerer Geschichte und Alltag in Deutschland von den 1960er Jahren bis in die Gegenwart. Axel Schock hat sich den Film noch einmal angesehen und ordnet ihn in das Schaffen des „wichtigsten Archivars und Chronisten der Community“ ein.
Erdbeer & Schokolade (1993)

Erdbeer & Schokolade (1993)

Im Havanna der späten 1970er Jahre finden ein schwuler Systemkritiker und ein linientreuer Jungkommunist zueinander. Ganz platonisch – oder ist da doch etwas mehr? „Erdbeer und Schokolade“ von Tomás Gutiérrez Alea und Juan Carlos Tabío ging nach seiner Premiere 1993 in die Geschichte ein als erste kubanischer Film, der sich offen und zwanglos mit Homosexualität beschäftigte. Anja Kümmel hat sich den Film für die sissy noch einmal angesehen – und freut sich über „das feine Flirren an seinen Rändern und zwischen den Zeilen.“
Cowboys & Angels (2003)

Cowboys & Angels (2003)

In seinem Erstlingswerk aus dem Jahr 2003 bedient sich David Gleeson aller Klischees über Schwule, die es in den frühen Zweitausendern so gab – und deutet sie genüsslich um. „Cowboys & Angels“ ist eine rasant-herzliche Buddy-Komödie, deren charismatische Hauptdarsteller Michael Legge und Allen Leech in jeder Sekunde entzücken! Nun gibt es „Cowboys & Angels“ in digital restaurierter Fassung als DVD und VoD. Ein optimistischer, entwaffnend charmanter Klassiker, der vor allem gute Laune verbreiten will – und „auch heute noch eine Ausnahmeerscheinung in der Welt des Films“, wie Andreas Köhnemann schreibt.
Tod in Venedig (1971)

Tod in Venedig (1971)

Luchino Viscontis „Tod in Venedig“, die filmische Adaption von Thomas Manns gleichnamiger Novelle, gilt als eine der schönsten und tiefgründigsten Verfilmungen des europäischen Kinos. Die Geschichte um den alternden Schriftsteller Gustav von Aschenbach, der sich auf einer Reise in die Lagunenstadt in einen Teenager verliebt, ist ein meditatives Werk über Schönheit, Sterblichkeit und die verführerische Kraft der Kunst, so pathetisch wie opulent-melancholisch. Cosima Lutz über „eine der wahrscheinlich wortkargsten Literaturverfilmungen überhaupt“.
The Times of Harvey Milk (1984)

The Times of Harvey Milk (1984)

Harvey Milks politische Karriere als Stadtrat von San Francisco dauerte nur elf Monate, doch sein Einfluss ist kaum messbar. Der Dokumentarfilm von Robert Epstein und Richard Schmiechen zeigt, wie der konventionelle Wall-Street-Angestellte zum queeren Aktivisten und Politiker wurde – und die Ungerechtigkeit nach seinem gewaltsamen Tod weiterging. „The Times of Harvey Milk“ gewann 1985 als erster Film mit schwuler Thematik einen Oscar – und schrieb noch aus einem anderen Grund Geschichte. Jetzt ist der Film in digital restaurierter Fassung erhältlich. Fabian Schäfer über ein beeindruckendes Zeitdokument, das bis heute mitreißt.
Drei Kilometer bis zum Ende der Welt

Drei Kilometer bis zum Ende der Welt

Im Coming-of-Age-Thriller „Drei Kilometer bis zum Ende der Welt“ muss ein Teenager in einem rumänischen Dorf den Widerstand von Familie, Kirche und Staatsgewalt überwinden, um frei leben zu können. Regisseur Emanuel Pârvu prangert neben immer noch alltäglicher Homophobie auch staatliche Korruption und religiösen Fanatismus an – und stellt deren zersetzende Kraft der atemberaubend schönen Natur des rumänischen Donaudeltas entgegen. Ab Anfang  September laufen Previews in der Queerfilmnacht, vor dem Kinostart am 25. September. Esther Buss über ein messerscharf inszeniertes Drama und aufwühlendes Filmerlebnis.