Punch

Punch

Ein Küstenstädtchen in Neuseeland. Der 17-jährige Jim ist ein großes Boxtalent. Sein Vater trainiert ihn streng, hat selbst aber ein Alkoholproblem. Jim ist sich nicht sicher, wo er eigentlich hin will. Nach der Begegnung mit dem jungen schwulen Māori Whetu lichtet sich der Horizont: Zusammen mit ihm gibt es auf einmal Dinge, für die es sich wirklich zu kämpfen lohnt. Neben Hollywood-Star Tim Roth glänzen die Nachwuchstalente Jordan Oosterhof und Conan Hayes, der selbst Māori-Wurzeln hat, als zwei junge Männer, die sich gegen die auch in Neuseeland noch durchaus gegenwärtige Homophobie behaupten müssen. Christian Horn über einen rauen Film mit gefühlsbetontem Fundament, der aktuell in der Queerfilmnacht zu sehen ist.
Pauline Delabroy-Allard: Wer ist das

Pauline Delabroy-Allard: Wer ist das

Pauline ist schwanger, und sie liebt ihre Freundin. Endlich ist sie bereit für ein geregeltes Leben. Doch als sie einen neuen Personalausweis beantragen will, stolpert sie zum ersten Mal über ihre drei zusätzlichen Vornamen Jeanne, Jérôme und Ysé und fragt sich: Nach wem wurde ich da eigentlich benannt? Ausgehend von diesem Gedanken entwirft Pauline Delabroy-Allard in ihrem zweiten Roman „Wer ist das“ eine obsessive Reise durch Epochen und Identitäten. Nachdem Anja Kümmel schon dem narrativen Sog von Delabroy-Allards Debüt „Es ist Sarah“ erlag, lässt sie sich erneut von der referenzreichen Erzählkunst der französischen Erfolgsautorin fesseln.
Hör auf zu lügen

Hör auf zu lügen

Der erfolgreiche Romanautor Stéphane Belcourt kehrt zum ersten Mal seit Jahrzehnten in seinen Heimatort zurück. Der von allen Seiten hofierte Gast soll eine Rede zum Jubiläum einer lokalen Cognac-Marke halten. Doch nachdem Stéphane den Unternehmensvertreter Lucas als Sohn seiner Jugendliebe Thomas erkannt hat, kann er sich nur noch mühsam auf sein Manuskript konzentrieren. Für Andreas Wilink ist Regisseur Olivier Peyon mit „Hör auf zu lügen“, der Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Philippe Besson, ein tief bewegendes Drama über die erste Liebe und die unaufhebbare Trauer um ein nicht gelebtes Leben gelungen.
Die Höhle

Die Höhle

Abiturient Daniel liest Oscar Wilde und lackiert sich die Fingernägel, was in seiner Schule schon reicht, um als Außenseiter zu gelten. Beim Klassenausflug kommt es zu seinem folgenschweren Zwischenfall: Während einer Nachtwanderung rutschen er und sein schwuler Sportlehrer Adam in eine Felsspalte und finden sich in einer dunklen Höhle wieder. Zusammen müssen sie einen Weg zurück finden. Christian Horn über Roman Němecs „Die Höhle“, der wie ein klassischer Coming-of-Age-Film beginnt und sich bald zu einem emotionalen Survival-Drama wandelt.
Golden Delicious

Golden Delicious

Der chinesisch-kanadische Teenager Jake ist gerade im letzten Highschool-Jahr. Sein Vater will einen Basketball-Profi aus ihm machen, seine Freundin endlich eine feste Beziehung, und auf Social Media muss das Leben sowieso immer perfekt aussehen. Doch als der offen schwule Basketball-Crack Aleks mit seiner Familie ins Haus gegenüber einzieht, ändern sich Jakes Prioritäten schlagartig. Wie wird man als schwuler Teen heute unter den Augen von Eltern, Mitschüler:innen und der sozialen Medien erwachsen? Diese Frage beantwortet Regisseur Jason Karman mit einem Coming-of-Age-Drama, das zugleich von den besonderen Herausforderungen eines Coming-outs in der asiatisch-kanadischen Community erzählt. Andreas Köhnemann über einen feinfühligen Ensemblefilm, der nicht nur seinen Protagonisten, sondern auch seine Nebenfiguren ernst nimmt.
Joyland

Joyland

Haider ist der jüngste Sohn in einer pakistanischen Großfamilie. Während seine Frau Mumtaz als Kosmetikerin arbeitet, kümmert er sich um die Nichten und pflegt seinen Vater. Doch ohne Einkommen und Nachwuchs entspricht er nicht den konservativen Vorstellungen seiner Familie. Er fängt als Tänzer in der Show von trans Frau Biba an – vordergründig um selbst Geld zu verdienen, eigentlich aber aus Faszination für die selbstbewusste Künstlerin. Haider verliebt sich in Biba und gerät in ein moralisches Dilemma. Saim Sadiqs Spielfilmdebüt war der erste pakistanische Film, der bei den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurde. Jetzt ist „Joyland“ im Kino zu sehen. Barbara Schweizerhof über einen Liebesfilm, der psychologisch komplex vom Leid erzählt, das die Zwänge und starren Geschlechterrollen einer streng patriarchal organisierten Gesellschaft erzeugen.
Breaking the Ice

Breaking the Ice

Clara Stern erzählt in ihrem Debütfilm von einer jungen Frau, die sich traut, anderen zu vertrauen – und so erwachsen wird: Mira ist Anfang 20 und lebt fürs Eishockey. Auf dem Eis hat sie die Kontrolle und kann die Sorgen um ihren dementen Opa und die Arbeitsbelastung auf dem elterlichen Weingut vergessen. Doch Theresa, die Neue im Team, lockt Mira nach und nach aus ihrer Deckung. Als dann auch noch ihr lange verschollener Bruder Paul wieder auftaucht und alle drei sich im nächtlichen Wien verlieren, fasst Mira den Entschluss, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen – und sich neu zu erfinden. Beim Filmfestival Max Ophüls Preis gab es für „Breaking the Ice“ gleich drei Auszeichnungen: den Preis der Jugendjury, den Preis für den gesellschaftlich relevanten Film und den Drehbuchpreis. Anja Kümmel über einen vielstimmigen Coming-of-Age-Film aus Österreich, der queere Selbsterkundung als Spiel mit verschiedenen Identitätsentwürfen erzählt und zugleich den Blick ins Vergangene richtet.
Michael Roes: Spunk

Michael Roes: Spunk

Michael Roes’ neuer Roman führt von der rheinischen Provinz in ein besetztes Haus in Berlin-Kreuzberg und weiter bis nach Taizé in Frankreich: Nach seiner Ausbildung geht der frisch gebackene Dachdeckergeselle Gabriel gemäß alter Handwerkertradition auf Wanderschaft. Endlich raus aus der Enge der Provinz und des prekären Elternhauses, hinaus in die Welt – die für den Erzähler gleichermaßen eine neue Freiheit des Geistes wie ein sexuelles Erwachen bereithält. Axel Schock hat sich mit Gabriel auf die Walz begeben und dabei nicht nur ein literarisches Roadmovie erlebt, sondern auch eine schwule éducation sentimentale.
Drifter

Drifter

Jetzt im Kino: Moritz ist 22 und gerade von seinem Freund verlassen worden, für den er eigentlich nach Berlin gezogen war. Jetzt probiert er verschiedene Lebensmodelle aus. Er verändert sein Aussehen, taucht ein in die Berliner Partyszene, lebt seine Sehnsüchte und sexuellen Fetische aus, verliert sich aber auch zunehmend in Drogenkonsum und emotionaler Entfremdung. Erst mit Hilfe seiner queeren Freunde findet Moritz heraus, wer er wirklich sein möchte. „Drifter“ ist eine Reise entlang von Einsamkeit, Exzessen und Kinks, stellt Fragen nach schwulen Körperbildern und nicht-heteronormativen (Wahl-)Verwandtschaften. Für sein vielschichtiges Figuren- und Szeneporträt wurde Hannes Hirsch gerade mit dem Nachwuchspreis First Steps ausgezeichnet. Sebastian Markt über einen kühnen Verwandlungsfilm, der sich in leuchtenden Bildern der etablierten Wesensformel der Selbstwerdung verweigert und damit eine dezidiert queere Coming-of-Age-Geschichte erzählt.
Franz Siedersleben: Mein Lebenslauf

Franz Siedersleben: Mein Lebenslauf

120 Jahre nachdem Magnus Hirschfeld erstmals die „Lebensgeschichte des urnischen Arbeiters Franz S.“ veröffentlichte, kommt die lange vergriffene Niederschrift von Franz Siederslebens schwuler Biografie neu heraus – diesmal nicht-anonymisiert und mit umfangreichen Ergänzungen. Der Band „Mein Lebenslauf“ ist nicht nur aufgrund der darin versammelten Zeitzeugnisse eine Besonderheit, sondern auch, weil er der letzte in der Buchreihe Bibliothek rosa Winkel ist, den deren Gründer Wolfram Setz vor seinem Tod vollendete. Benedikt Wolf über ein unverdruckstes Ego-Dokument.