Jochen Werner (Autor)

Tropical Malady (2004)

Tropical Malady (2004)

Ein Soldat verliebt sich in Thailand in einen Jungen aus der Provinz und schafft es tatsächlich, seine Gunst zu gewinnen. Doch dann verschwindet der Junge in der Dunkelheit – und ein ganz neuer Film scheint zu beginnen, der den Soldaten in die Tiefen des Dschungels und in mystische Tierwelten führt. Mit seinem lyrischen, lustvoll geheimnisvollen Film „Tropical Malady“ etablierte sich der thailändische Regisseur Apichatpong Weerasethakul im Jahr 2004 als Großmeister des internationalen Arthouse-Kinos. Das rätselhafte Kinoerlebnis gewann den Großen Preis der Jury bei den Filmfestspielen von Cannes, die Zeit feierte den Film als „Sensation des Kinos“, er schaffte es in die Sight-and-Sound-Liste der größten Filme aller Zeiten. Jochen Werner über ein „hypnotisches Meisterwerk“.
Der bewegte Mann (1994)

Der bewegte Mann (1994)

Das Elend der Heterosexualität und die deutsche Beziehungskomödie: „Der bewegte Mann“ hat 1994 eine schwule Lebenswelt sichtbar gemacht, wie man sie im Mainstream des Kinos in Deutschland nicht kannte. Und wurde mit 6,5 Millionen Zuschauer:innen zum Monstererfolg. Aber haben die mit alle mit uns oder nur über uns gelacht? Drei Jahrzehnte später hat sich Jochen Werner die Verfilmung des gleichnamigen Comics von Ralf König noch einmal angesehen – und sich über ein hochkomisches Wiedersehen gefreut. Denn auch wenn die legendäre Vorlage fürs Massenpublikum ein Stück weit entschärft wurde: „so lebendig und liebevoll wurde die schwule Szene jedenfalls im deutschen Mainstream-Kino auch danach kaum je wieder porträtiert.“
Pink Narcissus (1971)

Pink Narcissus (1971)

Halbzeit bei den Queer Cinema Classics! 50 Bahnbrecher:innen des nicht-heteronormativen Kinos haben wir Euch in den letzten knapp zwölf Monaten schon vorgestellt, auf 50 weitere dürft Ihr Euch noch freuen. Das Bergfest feiern wir natürlich mit ganz viel Glamour und der Erinnerung an James Bidgoods campes Meisterwerk „Pink Narcissus“ (1971). Mit glitzernden Traumwelten revolutionierte der amerikanische Künstler Bidgood in den 1960er Jahren die Fotografie. Seine schillernden Inszenierungen nackter junger Männer in überbordenden Kulissen lassen sich ganz aktuell in dem neuen Bildband „Dreamlands“ wieder- oder neuentdecken. In seinem einzigen Film „Pink Narcissus“ zelebriert Bidgood vor allem die Schönheit seiner Muse Bobby Kendall, den er im Wechsel als Torero, römischen Sklave, Stricher oder verliebten Draufgänger stilisiert – und immer als begehrenswerten Narziss. Jochen Werner über ein faszinierendes Artefakt und wie man es heute zu fassen bekommt.
Lose Your Head

Lose Your Head

Der Spanier Luis reist nach Berlin, um sich mit Partys, Drogen und schnellem Sex von der Trennung von seinem Ex abzulenken. Dort wird er mit dem griechischen Studenten Dimitri verwechselt, der seit Wochen verschwunden ist. Nach einer durchfeierten Nacht verknallt er sich in den mysteriösen Ukrainer Viktor, der irgendetwas mit Dimitris Verschwinden zu tun hat. Was wie ein ausgelassenes Abenteuer beginnt, entwickelt sich zu einer atemlosen Hetzjagd, bei der Luis droht, seinen Kopf zu verlieren. Patrick Schuckmann und Stefan Westerwelle nutzten in „Lose Your Head“ die Berliner Partyszene der 2010er Jahre als Hintergrund für einen intensiven Psychothriller, in dem die Grenzen zwischen Traum, Wirklichkeit und Paranoia immer mehr verschwimmen. Jetzt gibt es den Film im Salzgeber Club zu sehen. Jochen Werner über ein atmosphärisches Vexierspiel aus Nachtbildern und Clublichtern, in dem eine Figur beim Versuch die Stadt zu umarmen seine Souveränität als Individuum aufs Spiel setzt.
Vorurteil und Stolz

Vorurteil und Stolz

Der schwedische Stummfilm „Ikarus“ (1916) von Mauritz Stiller erzählt andeutungsreich von der Liebe zwischen einem schwulen Bildhauer und seinem Model – und gilt als eines der ersten Zeug-nisse des queeren Kinos überhaupt. Eva Beling hat sich in den schwedischen Filmarchiven auf die Suche nach dieser und anderen queeren Geschichten, Figuren und Momenten gemacht – und eine ganze Schatztruhe geborgen, mit der sie die Entwicklung von den Anfängen bis zu Filmen wie „Something Must Break“ (2014) und „Als wir tanzten“ (2019) nachzeichnet. Jochen Werner fühlt sich von Belings rebellischer Neulektüre einer ganzen nationalen Kinematographie zu vielen neuen Filmsichtungen inspiriert – und wünscht sich, dass irgendwer einen vergleichbaren Film auch einmal dem deutschen Kino widmen möge.
You and I

You and I

Der Jungstraum vom freien Umherziehen durch unbewohntes Gelände wird für zwei Freunde und ihr geliehenes Wohnmobil zur Realität. Ungeklärtes zwischen ihnen kommt einfach nicht zur Sprache. Bis ein Dritter dazu stößt und Bewegung ins unreflektierte Spiel bringt. In Nils Bökamps erstem Spielfilm geht’s durch den wilden Osten, und drei sind dabei einer zu viel. Von Jochen Werner.