Der Zauberer von Oz (1939)

Der Zauberer von Oz (1939)

Seit Wochen begeistert das Fantasy-Musical „Wicked“ weltweit sein Publikum und macht so die Figuren und Motive von Lyman Frank Baums Kinderbuch „Der Zauberer von Oz“ (1900), auf dem der Film indirekt basiert, auch für jüngere Generationen von Kinobesucher:innen wieder populär. Als bekannteste Verfilmung des Stoffs darf nach wie vor Victor Flemings „Der Zauberer von Oz“ aus dem Jahr 1939 gelten. Die Geschichte des Mädchens Dorothy, die ein verherender Wirbelsturm von ihrer Heimat Kansas ins Wunderland Oz treibt, wo sie sich mit drei fabelhaften neuen Freunden erst auf die Suche nach dem mysteriösen Zauberer macht und dann nach einem Weg nach Hause, gilt heute als queerer filmischer Ur-Text. Beatrice Behn fragt: Warum eigentlich? Ist Oz wirklich ein unproblematischer Sehnsuchtsort? Und wie könnte eigentlich ein Oz für heute aussehen?
Young Hearts

Young Hearts

Elias ist 14 und eigentlich mit Schulkram beschäftigt. Doch als der gleichaltrige Alexander ins Haus gegenüber zieht, gibt es da auf einmal ganz neue, aufregende Gefühle. Am liebsten würde Elias jede freie Minute mit seinem neuen Freund verbringen. Und dann sagt ihm Alexander auch noch, dass er auf Jungs steht! In „Young Hearts“ erzählt der belgische Regisseur Anthony Schatteman von einer ergreifenden Jugendliebe zwischen zwei Jungs, aus der sich das Coming-out ganz natürlich entwickelt. Andreas Köhnemann über einen Film voller Optimismus und Herzenswärme, den viele von uns vielleicht schon gerne mit 14 gesehen hätten. Ab Donnerstag können wir das im Kino nachholen.
Boys Don’t Cry (1999)

Boys Don’t Cry (1999)

Die brutale Ermordung des jungen Transmannes Brandon Teena erschütterte 1993 Amerika. Über fünf Jahre recherchierte die junge Regisseurin Kimberly Peirce die Hintergründe und schrieb ein Drehbuch. Mit ihrem Debüt „Boys Don’t Cry“ setzte sie nicht nur Brandon Teena ein Denkmal, sondern auch allen anderen Opfern von transfeindlichen Hassverbrechen. Das Drama, das Hilary Swank zum Star machte und ihr einen Oscar bescherte, erzählt aber viel mehr als eine Tragödie. Es geht auch um die berührende Liebesgeschichte zwischen Brandon und seiner ersten Freundin Lana, empathisch dargestellt von Chloë Sevigny. Annabelle Georgen über ein Schlüsselwerk des Trans* Kinos und seine wechselvolle Rezeptionsgeschichte.
Micha Riegel: Rauchzeichen für Rio

Micha Riegel: Rauchzeichen für Rio

Am 9. Januar 2025 wäre Rio Reiser 75 Jahre alt geworden. An den 1996 im Alter von nur 46 Jahren verstorbenen schwulen Sänger und ehemaligen Ton-Steine-Scherben-Frontmann erinnern dieser Tage nicht nur TV-Specials und Erinnerungskonzerte, sondern auch eine Reihe literarische Neuveröffentlichungen. Eine besonders liebevolle Hommage ist Micha Riegels Debütroman „Rauchzeichen für Rio“. Darin brechen die Straßenmusiker Samu und Lenni Mitte der Neunzigerjahre zu einem halsbrecherischen Roadtrip zur Landkommune nach Fresenhagen auf, wo Rio Reiser damals lebte, um „mal Hallo“ zu sagen. Auf dem Weg passieren ihnen lauter Dinge, von denen auch Rios Songs erzählen: emotionale Höhenflüge, menschliche Abgründe, das Scheitern, die Politik und – natürlich – die Liebe. Holger Brüns, der mit „Felix“ selbst einen teils von Scherben-Songs inspirierten Roman geschrieben hat, hat sich von „Rauchzeichen für Rio“ auf die Reise mitnehmen lassen.
On the Go

On the Go

Zum Beginn des Jahres geht es in der Queerfilmnacht mit dem queerfeministischen Roadmovie „On the Go“ durch halb Spanien: Milagros möchte schwanger werden, schreckt aber vor der Anonymität der künstlichen Befruchtung zurück. Mit einem alten Chevrolet macht sie sich auf nach Sevilla und gabelt ihren besten Freund Jonathan auf, dessen Grindr-Sucht sie für ihre Zwecke nutzen möchte. Die benutzten Kondome seiner Sexdates können ja schließlich auch noch zu etwas gut sein! Zu den beiden Freibeuter:innen gesellt sich eine dritte Person dazu: das internationale Sexsymbol La Reina de Triana. Und dann gibt es da auch noch einen mysteriösen Verfolger aus Jonathans Vergangenheit. Christian Lütjens über einen wilden filmischen Ritt voller unerwarteter Abzweigungen, sexueller Anspielungen und surrealer Dialoge.
Coming Out (1989)

Coming Out (1989)

„Coming Out“ von Heiner Carow war der erste Film der DDR, der Homosexualität prominent thematisierte. Es sollte auch der letzte sein: Ihre Premiere hatte die DEFA-Produktion am 9. November 1989, dem Tag des Mauerfalls, im Berliner Kino International. Der Film erzählt die Geschichte des jungen Lehrers Matthias, der eigentlich mit seiner Kollegin Tanja zusammen ist, aber doch ein anderes Begehren spürt. Eines Abends landet er in einer Schwulenkneipe und lernt Matthias kennen, mit dem er eine zaghafte Beziehung beginnt. Allmählich versteht Matthias, wer er ist und wen er liebt. Mit zwölf Schlaglichtern auf die Entstehung und den besonderen Zauber von „Coming Out“ erinnert Carolin Weidner an einen im wahrsten Sinne bahnbrechenden Klassiker des queeren Kinos.
Queer

Queer

Das Kinojahr ist erst wenige Tage alt und schon um ein erstes Juwel reicher: „Queer“, der neue Film von Luca Guadagnino („Challengers“, „Call Me by Your Name“), ist eine bildgewaltige und sinnliche Adaption des gleichnamigen, stark autobiographisch geprägten Romans von William S. Burroughs. Daniel Craig spielt darin einen amerikanischen Schriftsteller und Junkie, der sich als Expat in Mexiko-Stadt 1950 in einen ehemaligen Soldaten verliebt und nach einer Sprache für sein unbändiges Begehren sucht. Für Esther Buss ist „Queer“ das mitreißende Porträt einer wahrscheinlich unmöglichen Beziehung – und eine virtuose filmische Operation an einem offen gelegten Herzen.
Desert Hearts (1985)

Desert Hearts (1985)

Reno in Nevada, 1959. Die New Yorker Literaturprofessorin Vivian kommt ins Mekka der Spieler:innen und Scheidungswilligen, um sich nach zwölf Jahren erlebnisarmer Ehe offiziell von ihrem Mann zu trennen, und checkt in der „Divorce Ranch“ ein. Dort lernt sie die sexuell umtriebige Cay kennen, die tagsüber auf der Ranch töpfert und abends im Spielcasino arbeitet. Zwischen den ungleichen Frauen entwickelt sich eine leidenschaftliche Romanze, die für beide einen Neubeginn bedeuten könnte. Donna Deitch Liebesdrama „Desert Hearts“ war 1985 für das queere Kino bahnbrechend, weil es Lesbischsein nicht als Sensation oder gar etwas Anrüchiges, sondern nahezu als Normalität darstellte. Endlich gab es da ein weibliches Liebespaar auf der Leinwand, mit dem die Zuschauer:innen richtig mitfühlen konnten! Für Arabella Wintermayr ist die Bedeutung von „Desert Hearts“ für das lesbische Kino kaum zu überschätzen.
Chuck Chuck Baby

Chuck Chuck Baby

Helen ist Ende 30, Single und arbeitet in einer Hühnerfabrik in einem Städtchen in Wales. Ihr trister Alltag wird aufgewirbelt, als plötzlich ihr lange verschollener Jugendschwarm Joanne wieder auftaucht. Die Freundinnen von früher lernen sich noch einmal neu kennen und lassen sich auf einen Flirt ein. Und auf einen Schlag ist Helens alte Lebensfreude wieder da! Mit Witz, überwältigendem Working-Class-Charme und ganz viel Zuneigung für die Figuren erzählt Janis Pugh in „Chuck Chuck Baby“ eine Geschichte über Liebe, weibliche Selbstermächtigung und die Kraft der Gemeinschaft. Barbara Schweizerhof über ein mitreißendes Jukebox-Musical und rebellisches Arbeiter:innnen-Drama mit dem Herz am richtigen Fleck.
Paris Was a Woman (1996)

Paris Was a Woman (1996)

Greta Schiller ist eine der großen Pionierinnen des queeren Dokumentarfilms. Mit „Before Stonewall“ (1984) setzte sie dem Leben lesbischer und schwuler US-Amerikaner:innen vor den bahnbrechenden Stonewall-Riots im Jahr 1969 ein filmisches Denkmal. Mit ihrer eigenen Produktionsfirma Jezebel Productions und an der Seite ihrer künstlerischen Mitstreiterin und Partnerin Andrea Weiss folgten in den nächsten 40 Jahren zahlreiche preisgekrönte Filme zu unserer Kultur und Geschichte. In wenigen Tagen wird Schiller 70, und für die sissy ist das ein perfekter Anlass, um an einen weiteren ihrer Filmklassiker zu erinnern: das vielschichtige Orts- und Gruppenporträt „Paris Was a Woman“. Der Film fängt das Lebensgefühl von feministischen Pionierinnen wie Colette, Djuna Barnes und Gertrude Stein ein, die es zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Paris zog, weil sie dort eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten fanden und künstlerisch wie persönlich neue Wege gehen konnten. Anja Kümmel über ein Zeitdokument, das von der historischen Eroberung einer Metropole als weiblichem Entfaltungsraum erzählt.