Jörg Buttgereit (Autor)

Ediths Glocken – Der Film

Ediths Glocken – Der Film

Nach den Trashfilm-Klassikern „Mutti – Der Film“ (2003) und „18:15 ab Ostkreuz“ (2006) hat die Berliner Travestie-Legende Ades Zabel mit ihren Company-Co-Stars Biggy van Blond und Bob Schneider ihr BKA-Kultstück „Wenn Ediths Glocken läuten“ verfilmt. Das Ergebnis ist nicht weniger als der ultimative Neuköllner Weihnachtsfilm! Die semi-relevante Handlung: Hartz-VIII-Empfängerin Edith, Leggingsboutique-Besitzerin Biggy und Kiezwirtin Jutta beschließen das Heilige Fest dieses Jahr zusammen zu begehen: bei Edith in der Nogatstraße, mit lecker Gänsebraten und ganz viel 1,99-Euro-Rotwein vom Lidl. Ihre besinnliche Stimmung lassen sich die wilden Weiber weder von einem grausam verkohlten Vogel noch von einem explodierenden Weihnachtsbalkon vermiesen. Die Feier endet natürlich trotzdem im totalen Chaos. "Ediths Glocken – Der Film" gibt es ab 23. Dezember im Salzgeber Club. Anlässlich des Kinostarts im November 2016 wagte Ades Zabels alter Weggefährte Jörg Buttgereit einen Blick zurück: auf die Geburt einer gewissen Edith Schröder und die brutalen Folgen für uns alle.
Suspiria

Suspiria

Nach seinem heiß geliebten schwulen Erweckungsfilm "Call Me by Your Name" hat sich Regisseur Luca Guadagnino das Remake eines italienischen Horror-Klassikers vorgenommen, Dario Argentos "Suspiria". Wie der berüchtigter Schlitzer-Film aus dem Jahr 1977 erzählt die Wiederverfilmung von einer jungen Amerikanerin, die als neue Schülerin an eine Ballettschule kommt und dort ins Zentrum einer mysteriösen Mordserie und die Fänge von satanischen Kräften gerät. Guadagnino verlegt die Handlung von Freiburg nach West-Berlin, verortet den Film dezidiert im Deutschen Herbst 1977 und macht aus der Balletschule einen lesbischen Hort und eine Welt quasi ohne Männer. Unser Autor und Horrorfilmexperte Jörg Buttgereit freut sich zwar über körperliche Exzesse und Tilda Swinton in einer unheimlichen Doppelrolle, ist von Guadagninos queerem Gegenentwurf aber nicht vollends überzeugt, vor allem weil er einen zwiespältigen Reiz des Originals vermisst.