Buchrezension: Queer Cinema
"Alle fühlten sich den Anfängen einer Neuen Queeren Geschichtsschreibung verpflichtet, die in der Lage sein würde, das Jahrzehnt zu transformieren, vorausgesetzt, die Tür bliebe lange genug geöffnet." Mit diesen Worten endet der 1992 publizierte Artikel "New Queer Cinema", in dem die Filmkritikerin B. Ruby Rich den Begriff für die große Erneuerungsbewegung des queeren Kinos in Nordamerika prägte. Bis heute sind die popkulturellen und akademischen Diskussionen zum Queer Cinema von ihrem Text beeinflusst. Die beiden Filmwissenschaftler_innen Dagmar Brunow und Simon Dickel haben nun den ersten deutschsprachigen Sammelband zum queeren Kino herausgegeben. "Queer Cinema" enthält die erste deutsche Übersetzung von Richs wegweisendem Text und folgt den Entwicklungslinien queerer Filmwissenschaft von den 1990er-Jahren bis in die Gegenwart. Beiträge von Filmemacher_innen wie Cheryl Dunye, Jim Hubbard und Barbara Hammer sowie Interviews mit Monika Treut und Angelina Maccarone stehen neben Grundlagentexten und theoretischen Zugängen, die an aktuelle Debatten um queere Zeitlichkeiten, die Bedeutung des Archivs, Medialität oder die Repräsentationspolitiken von Transgender anschließen. Maja Figge hat das Buch für uns gelesen – und sich dabei durch viele offene Türen treiben lassen.