BFF – Beste Freundinnen für immer

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Das Beste aus einer geschenkten Paartherapie zu machen, ist nicht so einfach – vor allem, wenn man keinen Partner hat. Also nimmt Kat ihre beste Freundin mit zum idyllischen Therapie-Resort, und sie tun so als ob. Bis sie nicht mehr so tun können als ob. „BFF“ vermeidet jeden Sitcom-Klamauk, nimmt seine Heldinnen ernst und ist deshalb wirklich witzig.

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You’re the Top

von Noemi Yoko Molitor

Das Beste aus einer geschenkten Paartherapie zu machen, ist nicht so einfach – vor allem, wenn man keinen Partner hat. Also nimmt Kat ihre beste Freundin mit zum idyllischen Therapie-Resort, und sie tun so als ob. Bis sie nicht mehr so tun können als ob. „BFF“ vermeidet jeden Sitcom-Klamauk, nimmt seine Heldinnen ernst und ist deshalb wirklich witzig.

„Sag es ihm auf Hühnchen!“ haucht der Paartherapeut begeistert. J.K. war zu stolz, sich von Jona anleiten zu lassen, um mit verbundenen Augen ein Ei auf einem Verkehrs-Kegel zu platzieren. Als sich Jona dramatisch zum Abmarsch wendet, weil J.K. ihm nicht vertraut, wird dieser weich und macht ihm das Hühnchen. „Bakaak, bakaak“ gackern sie hin und her und alle sind wieder glücklich.

Doch das „Closer-to-Closeness“-Wellness-Retreat für Paarurlaub mit kollektiver Beziehungsarbeit wurde von einem gefälschten Pärchen infiltriert. Kat (Tara Karsian) und Samantha (Andrea Grano), seit 10 Jahren beste Freundinnen, fahren hin, um Kats Mutter das nervige Geschenk an ihre Single-Tochter heimzuzahlen: „Wir dachten alle, Du seist inzwischen verlobt.“ Betrunken herumlallend werfen Kat und Samantha eine Münze, immerhin gibt es da einen Pool.

Die Performance als lesbisches Pärchen geht auf, denn die beiden kennen die Beziehungsmarotten der anderen in und auswendig. Kat vermeidet Intimität, Samantha kann nicht ohne, nur, um am Schluss immer wegzulaufen. Mit lesbischem Halbwissen feilen sie an der Glaubwürdigkeit: „Wenn jemand fragt: Du bist der Top!“, verkündet Samantha der perplexen Kat, die zu Beginn des Films mit Javier Bardem verwechselt wird, Kleid hin oder her: „Das denken die Leute doch eh, wenn sie uns angucken!“
Andrew Putschoegls „BFF“ (englisches Kürzel für „Best Friends Forever“) folgt den Erzählmustern der Kategorie seichte Komödie und dichtet das Harry-und-Sally-Muster „Männer und Frauen können nicht befreundet sein“ homoerotisch um. Zwischen all den neurotischen, dysfunktionalen Paaren, die zu viel heulen oder beim Sex Dinosaurier-Geräusche machen, sind Kat und Samantha mit Abstand das sympathischste. Wenn das kein Zeichen ist.

Das Drehbuch zum Film stammt von Karsian und Grano selbst, die auch im echten Leben befreundet sind und nach einem Streit darüber witzelten, dass sie Paartherapie brauchen. Ihr Talent für Situa­tionskomik kommt auch auf der Leinwand zum Tragen. Insbesondere Karsian trägt den Film mit ihrer komödiantischen Mimik. Mit subtil gezückter Augenbraue drückt sie eine Mischung aus Unbehagen und Amüsiertheit über die kollektiven Geständnisrituale aus. Ihre tiefe Butch-Stimme macht das heterosexuelle Kokettieren mit Lesbischsein umso lustiger.
Karsian und Grano spielen sich die Bälle nur so zu: Kat und Samantha haben die Art von Freundschaft, bei der kleine Gemeinheiten Zeichen von Anerkennung sind. Weil Samantha Kat eine Sozialphobie angedichtet hat, um einen schnellen Krisen-Termin im Retreat zu bekommen, stellt Kat sie in der Vorstellungsrunde als sexsüchtig vor. Die kontert später, indem sie Kat wegen Durchfalls vom Abendessen entschuldigt.

Im Doppelbett lernen sie schließlich doch noch neue Seiten aneinander kennen. Da wäre zum Beispiel Samanthas lustkillende Grubenlampe, die sie im Bett zum Lesen aufsetzt. „Die trage ich ja nicht beim Sex!“, verteidigt sie sich. Wer lange genug lügt, glaubt selbst daran, und so häufen sich die Anspielungen auf erotische Inkompabilität bis zur krisenhaften Frage, ob es nach etlichen Paarübungen nicht doch einen Moment von Anziehung gegeben hat. Keine will es zu erst gesagt haben, und der Versuch sich zu küssen wird vom Klempner unterbrochen, der mit der Saugglocke den Abfluss retten will.

Der Trend des therapeutischen „Couples Retreat“ wurde bereits 2009 in der gleichnamigen Komödie von Peter Billingsley parodiert (deutscher Titel: „All Inclusive“). Allerdings wirft der Film im All-hetero-Setting im tropischen „Eden“-Resort mit berechenbaren „Mantra-Yoga-Tantra“-Witzen um sich, nur um am Ende jedes der verwöhnten Paare in die Gewissheit zu retten.
Die Paarübungen in „BFF“ sind da schon lustiger. Anders als die heterosexuellen Pendants des Genres endet der Film schließlich auch nicht in einer Hochzeit, sondern in einer Serie leidenschaftlicher Streits zwischen Kat und Samantha, in denen sie tatsächlich wie ein altes Ehepaar erscheinen. Kat verkündet zum Beispiel erbost, sie gehe jetzt Spazieren, was Samantha ihr als Rückzug in ihre „lesbian man cave“ vorwirft.

Vor versammelten Gästen fliegt die Farce schließlich auf, und so müssen sich die beiden reumütig die Vorwürfe von Jona und J.K. anhören, dass sie die Gruppendynamik ruiniert haben, während sie sich panisch die Liebesfrage stellen. Ob Freundinnen die besseren Pärchen sind, ist am Ende eine Frage des Münze-Werfens.




BFF – Beste Freundinnen für immer

von Andrew Putschoegl
US 2015, 90 Minuten, FSK 0,
spanische OF mit deutschen UT,
Edition Salzgeber

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VoD: € 4,90 (Ausleihen) / € 9,90 (Kaufen)


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