Fabian Schäfer (Autor)

Misericordia

Misericordia

Nach zehn Jahren kehrt Jérémie in seinen südfranzösischen Heimatort zurück, um an der Beerdigung des Dorfbäckers Jean-Pierre teilzunehmen. Als Teenager war Jérémie dessen Lehrling – und vielleicht noch mehr. Von Vincent, dem Sohn des Verstorbenen, wird Jérémie mit Argwohn und unterschwelligem Begehren empfangen. Die Bäckerswitwe Martine bietet ihm einen Schlafplatz an und sucht seine körperliche Nähe. Ambivalente sexuelle Spannungen erzeugt der Rückkehrer auch bei Bauer Walter und dem neugierigen Pfarrer Grisolles. Als Vincent spurlos verschwindet, fällt der Verdacht schnell auf Jérémie. Auch in seinem neuen Film „Misericordia“ spinnt Alain Guiraudie („Der Fremde am See“), der Meister der sinnlich-abgründigen Provinzerzählung, ein subtiles Netz aus gehemmter Lust und erotischen Manipulationen – und entwirrt es wieder mit skurrilen Wendungen und absurdem Humor. Fabian Schäfer über eine mythisch-spirituell aufgeladene Thriller-Komödie, die sich nicht für Genregrenzen interessiert und voll auf das Lustprinzip fokussiert.
Gotteskinder

Gotteskinder

Hannah und ihr Bruder Timotheus leben mit ihren streng gläubigen Eltern in einer hessischen Vorstadtsiedlung und sind Mitglieder einer evangelikalen Freikirche. Hannah hat ein Keuschheitsgelübde abgelegt, doch als sie sich in den neuen, coolen Nachbarsjungen Max verliebt, geraten ihre Überzeugungen ins Wanken. Derweil ringt Timotheus mit seiner sexuellen Identität: Nachdem er sich in seinen besten Freund Jonas verliebt hat, sucht er verzweifelt nach „Heilung“, weil er glaubt, dass Homosexualität Sünde sei. Regisseurin Frauke Lodders hat für ihren Film „Gotteskinder“ intensiv auf Jesus-Feiern und zum Thema „Konversionstherapien“ recherchiert. Fabian Schäfer über ein schockierenden (Not-)Coming-of-Age-Drama, das die verherenden Folgen von religiösem Fundamentalismus in Deutschland beleuchtet.
Mein wunderbarer Waschsalon (1985)

Mein wunderbarer Waschsalon (1985)

London Mitte der 1980er Jahre. Der junge Britisch-Pakistaner Omar übernimmt den abgewrackten Waschsalon seines Onkels und möbelt ihn zusammen mit dem arbeitslosen Skinhead Johnny wieder auf – sehr zum Unmut von Johnnys alten rechtsextremen Kumpels. Und dann verlieben sich Omar und Johnny ineinander... Stephen Frears humorvolle Abrechnung mit Margaret Thatchers neokonservativer Wirtschafts- und Sozialpolitik war 1985 ein Überraschungshit, machte Daniel Day-Lewis zum Star und gilt heute völlig zurecht als einer der großen Klassiker des queeren Kinos aus Großbritannien. Fabian Schäfer über einen Film, der so vielschichtig und befreit queere und soziale Themen verhandelt, dass er bis heute äußerst sehenswert ist.
Sommersturm (2004)

Sommersturm (2004)

Vor 20 Jahren startete „Sommersturm“ in den Kinos. Marco Kreuzpaintners Film über den jungen Ruderer Tobi, der sich in seinen besten Freund verliebt, lockte damals Hunderttausende vor die Leinwände, setzte Maßstäbe für das schwule Repräsentationskino in Deutschland und gilt heute als Coming-out-Klassiker. Zum runden Geburtstag hat sich Fabian Schäfer „Sommersturm“ noch einmal angesehen und findet: Der Film ist im Gegensatz zu anderen deutschen Kassenschlagern mit schwulen Figuren von damals richtig gut gealtert und noch immer sehenswert!