Rupert Thomson (Schriftsteller)

Rupert Thomson: Never anyone but you

Rupert Thomson: Never anyone but you

Die 17-jährige Suzanne freundet sich kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs mit der etwas jüngeren Lucy an, Tochter eines jüdischen Zeitungsverlegers. Zunächst noch im Verborgenen entwickelt sich aus der Freundschaft eine Liebesbeziehung, die das Leben der beiden prägen wird. Sie legen sich die geschlechtlich uneindeutigen Künstlernamen Claude Cahun und Marcel Moore zu, gehen nach Paris und erregen dort in den Zwanzigerjahre mit ihren radikal modernen Texten, Collagen und Fotografien erstes Aufsehen. Ihr Salon wird zum Treffpunkt für Surrealisten und Literaten, Dalí, Breton und Hemingway geben sich die Klinke in die Hand. Mit dem Dichter Robert Desnos tauscht sich Cahun über das damals revolutionäre Konzept aus, "dass Geschlecht zufällig ist und austauschbar" – und Identität wandelbar. Doch der um sich greifende Antisemitismus treibt sie aus der Metropole und auf der Kanalinsel Jersey, die sie auch noch verteidigen, als die Wehrmacht sie 1940 besetzt. Rupert Thomson zeichnet in seiner meisterhaften Romanbiografie das wechselvolle Leben der der beiden Frauen nach, die in ihrer Lebens- und Denkweise der Queer Theory um Jahrzehnte vorgriffen. Anja Kümmel hat das Buch für uns gelesen.