In memoriam: Manfred Salzgeber (1943-1994)
Wer hat eigentlich gesagt, dass man an Verstorbene und schmerzlich Vermisste nur zu runden Todestagen erinnern darf?! An diesem Samstag jährt sich der Tod des großen schwulen Filmverleihers, Festivalmachers, Cineasten und Aktivisten Manfred Salzgeber zum 23. Mal. Manfreds Engagement für die Filmkunst der Außenseiter und Minderheiten war schier grenzenlos: Er war Gründungsmitglied des Berlinale-Forums und des kommunalen Kinos Arsenal, betrieb in Berlin mehrere Programmkinos, als es den Begriff Programmkino noch gar nicht gab, leitete viele Jahre das Panorama der Berlinale und erfand zusammen mit Wieland Speck den Teddy Award. Als Mitte der 80er Jahre kein deutscher Verleih bereit war, das US-amerikanische Aids-Drama "Buddies" in die Kinos zu bringen, gründete er kurzerhand seinen eigenen Filmverleih, die bis heute höchst agile "Edition Salzgeber". Um an Manfreds Mut und seinen unermüdlichen Entdeckergeist zu erinnern, denen sich auch die sissy eng verbunden fühlt, veröffentlichen wir den berührenden Nachruf von Mariam Lau, der am 18. August 1994, sechs Tage nach Manfreds Tod, in der taz erschienen ist.