The Universe of Keith Haring

The Universe of Keith Haring

„Kunst ist für alle da!“ Mit diesem Verständnis revolutionierte Keith Haring (1958-1990) als Maler, Graffiti-Artist und Designer in den 1980er Jahren die Kunstwelt. Als er im Alter von nur 31 Jahren an den Folgen von Aids starb, war er ein Weltstar. Heute ist seine ikonographische, unverkennbare Pop Art allgegenwärtig – auf Postern, T-Shirts, Uhren und in unserem kollektiven Gedächtnis. „The Universe of Keith Haring“ führt in den faszinierenden Bildkosmos des Künstlers ein und erzählt dessen sagenhafte Lebensgeschichte. Andreas Wilink über Christina Clausens vielschichtigen Porträtfilm aus dem Jahr 2007, den es jetzt wieder als DVD und VoD gibt.
Tom Crewe: Das Neue Leben

Tom Crewe: Das Neue Leben

Ihre Namen sind hierzulande bestenfalls noch Sexualhistoriker:innen bekannt, in England hingegen gelten John Addington Symonds und Henry Havelock Ellis als Urväter der Homosexuellen-Emanzipation. Der britische Schriftsteller und Historiker Tom Crewe hat Symonds und Ellis zu Helden seines Debütromans „Das Neue Leben“ gemacht und dafür im vergangenen Jahr den Orwell Prize for Political Fiction erhalten. Zu Recht, findet unser Autor Axel Schock. Er schreibt über einen Roman, der packend und einfühlsam von zwei Männern erzählt, die im viktorianischen England ihr gleichgeschlechtliches Begehren nicht länger unterdrücken, sondern ausleben und von moralischen Makeln befreien möchten.
Le Paradis

Le Paradis

In einer Jugendstrafanstalt bereitet sich der 17-Jährige Joe auf seine Rückkehr in die Gesellschaft vor, unsicher, welches Leben ihn jenseits der Mauern erwartet. Doch als Neuzugang William die Nachbarzelle bezieht, wird Joes Sehnsucht nach Freiheit durch ein anderes Begehren abgelöst. Einander mit wachsender Begierde und Verzweiflung umkreisend, begeben sich Joe und William auf eine Reise der emotionalen Emanzipation. Der Debütfilm des belgischen Regisseurs Zeno Graton verfolgt die Irrungen und Wirrungen einer Leidenschaft zwischen zwei jungen Männern, die für ihre Liebe im wahrsten Sinne des Wortes Mauern sprengen müssen. Andreas Wilink über einen Ausbruch der Gefühle, den man im Februar in der Queerfilmnacht und ab 29. Februar regulär im Kino miterleben kann.
Lauren John Joseph: Wo wir uns berühren

Lauren John Joseph: Wo wir uns berühren

Nach dem Universitätsabschluss fragt sich JJ, wie es nun weitergehen soll – sowohl, was die berufliche Zukunft angeht, als auch die eigene geschlechtliche Identität. In der queeren Subkultur trifft JJ auf den Fotografen Thomas James. Es folgt eine leidenschaftliche Affäre mit toxischen Zügen, die tragisch endet. Nach Thomas’ Verschwinden beginnt für JJ eine künstlerische Suche nach sich selbst und damit der queere Bildungsroman „Wo wir uns berühren“ – jenes Buch, mit dem sich Großbritanniens nichtbinäre Performance- und Pop-Persona Lauren John Joseph (auch bekannt unter den Pseudonymen La JohnJoseph und Alexander Geist) zum Literatur-Wunder wandelte. Angelo Algieri ist der Metamorphose im Schatten von Liebe, Verrat und Selbstermächtigung auf den Grund gegangen.
Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums

Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums

1987 in El Paso, Texas: Die Teenager Aristoteles und Dante sind nach Philosophen benannt worden, haben sonst aber nur wenig gemeinsam. Dennoch werden sie Freunde und tauchen ins Universum des jeweils anderen ein. Aristoteles erkennt, dass er vieles in der Welt verpasst, wenn er sich ihr nicht öffnet, und den Mut aufbringen muss, seine geheimen Sehnsüchte zuzulassen. Als Dante überraschend ankündigt, mit seinen Eltern für ein Jahr nach Chicago gehen zu müssen, droht seine Vorstellung eines gemeinsamen Sommers zu platzen. In der Verfilmung des gleichnamigen, vielfach ausgezeichneten und 2015 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominierten Romans von Benjamin Alire Sáenz erzählt Regisseurin Aitch Alberto zärtlich und ehrlich von der Selbstentdeckung zweier Teenager. Andreas Köhnemann über eine emotionale Coming-of-Age-Geschichte, die aktuell im Kino zu sehen ist.
Single, Out

Single, Out

Wenn Teenager Adam gerade nicht an seinem Kunstprojekt arbeitet, hält er online nach heißen Typen Ausschau. Dass er schwul ist, sollen eigentlich noch nicht alle wissen. Doch als sich einer seiner Chats als Josh herausstellt, der beste Freund seines großen Bruders Clay, traut sich Adam aus seinem Versteck. Nach dem ersten Mal ist plötzlich alles anders. Adam ist jetzt out – aber immer noch Single. Die Frage ist nur: wie lange noch? In sechs Episoden erzählt Lee Galea in seiner Miniserie „Single, Out“ von den sexuellen Irrungen und Wirrungen von Bilderbuch-Twink Adam, der sich dabei auf seine Freunden fast immer verlassen kann. Jetzt gibt es die komplette erste Staffel des Publikumshits aus Australien auch in Deutschland zu sehen. Christian Horn über eine Feelgood-Serie mit viel Selbstironie.
All of Us Strangers

All of Us Strangers

Drehbuchautor Adam lebt in einem fast leeren Hochhaus am Rande von London. Eines Nachts steht sein mysteriöser Nachbar Harry vor der Tür, flirtet mit ihm und bittet um Einlass. In den nächsten Tagen und Wochen entwickelt sich zwischen den beiden eine Beziehung von höchster Intimität. Währenddessen schreibt Adam an seinem neuen Drehbuch, das ihn zum Ort seiner Kindheit führt. In dem alten Haus der Familie trifft er auf seine Eltern, die noch immer genauso alt sind wie an dem Tag, an dem sie 30 Jahre zuvor tödlich verunglückten. Wie kaum ein anderer Regisseur kann der Brite Andrew Haigh („Weekend“, „Looking“) schwule Erfahrungen und Gefühle in die Sprache des Kinos übersetzen. „All of Us Strangers“ mit dem Leinwandtraumpaar Andrew Scott und Paul Mescal ist sein bisher schönstes und tiefgreifendstes Werk – und einer der berührendsten Filme der letzten Jahre. Andreas Köhnemann über eine bittersüße Kinoerfahrung.
Gabriel Wolkenfeld: Wir Propagandisten

Gabriel Wolkenfeld: Wir Propagandisten

Ein junger Deutscher kommt im Jahr 2012 als Sprachlehrer ins russische Jekaterinburg. Er erlebt Wodka-Gelage in chaotischen WG-Küchen, Prinzipienreiterei in tristen Amtsstuben, pompöse Empfänge, versteckte Hinterhof-Partys. Er ist mittendrin im Leben und bleibt doch Außenseiter. Weil er schwul ist – genau wie viele seiner russischen Freunde. Ihr Alltag ist ein lustvoller Gegenentwurf zum Spießertum der breiten Masse. Doch als die Duma die Einführung des sogenannten „Homo-Propaganda-Gesetzes“ beschließt, wird das Antanzen gegen den Mainstream zur existenziellen Gefahr. Diese autobiografisch gefärbte Geschichte erzählt Autor und Lyriker Gabriel Wolkenfeld in „Wir Propagandisten“ – präzise, assoziativ, authentisch. Sebastian Galyga über einen Roman, der gleichzeitig sehr russisch und sehr deutsch ist und gerade wegen seiner heiteren Nostalgie die bestürzende Lage queerer Russ:innen von heute zu verdeutlichen weiß.
Maestro

Maestro

Als „unerschrockene Liebesgeschichte“ beschreibt Netflix sein Leonard-Bernstein-Biopic „Maestro“ und meint damit natürlich die komplexe Beziehung zwischen der Musikerlegende und seiner Ehefrau, der chilenischen Schauspielerin Felicia Montealegre – und eben nicht eine von Bernsteins diversen schwulen Beziehungen. Gerade wurde Bradley Coopers ziemlich normativer Ritt durch das Liebesleben des Dirigentenstars für sieben Oscars nominiert. Christian Lütjens kann dem Schauspiel und der Inszenierung zwar Einiges abgewinnen, findet aber auch, dass der Film die Sprachlosigkeit, die in den 1950er- und 1960er-Jahren im Umgang mit Homosexualität vorherrschte, durchaus reproduziert, indem er entscheidende Kontexte nur andeutet oder ganz aulässt.
Knochen und Namen

Knochen und Namen

Jetzt im Kino: Boris und Jonathan sind seit vielen Jahren ein Paar, haben sich aber nicht mehr viel zu sagen. Schauspieler Boris vergräbt sich immer tiefer in die Proben zu einem neuen Film mit der ambitionierten Regisseurin Jeanne und vermischt dabei reale und fiktive Charaktere. Jonathan versucht seine Stimme als Schriftsteller neu zu definieren. Durch die Tage des Ringens um Distanz, Nähe, Vertrauen, Verlangen und Verlustangst geistert Jonathans kleine Nichte Josie. Fabian Stumm erzählt in seinem fein gewebtem Langfilmdebüt von der tatsächlichen und möglichen Abwesenheit der Anderen. Cosima Lutz über einen zugleich herzzerreißend traurigen und wahnsinnig komischen Film, bei dem immer, wenn Wahrheit offenbar werden könnte oder tatsächlich offenbar wird, Kaffee ins Spiel kommt.