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Mysterious Ways

Mysterious Ways

Hört darauf, was eure Herzen Euch sagen – allen Repressionen zum Trotz! Das ist die frohe Botschaft von „Mysterious Ways“, dem neuen Film von Paul Oremland („Like It Is“). Peter ist Priester einer kleinen Gemeinde in Neuseeland und möchte seinen samoanischen Partner Jason heiraten. Doch die anglikanische Kirche sieht die Segnung eines homosexuellen Paares nicht vor. Freunde und Familie starten eine Support-Kampagne. Und dann kommt auch noch Jasons non-binärer Neffe Billy aus Australien zu Hilfe und erklärt, Gottes Gesandte:r für die Trauung zu sein. Christian Horn über ein turbulente Liebes- und Glaubensdrama, das es jetzt als DVD und VoD gibt.
Slow

Slow

Als Tanzlehrerin Elena bei einem Kurs für gehörlose Jugendliche dem Gebärdensprachdolmetscher Dovydas begegnet, gibt es sofort eine Anziehung zwischen den beiden, eine unmittelbare Energie. Sie treffen sich wieder, verbringen Zeit miteinander, teilen erste Erinnerungen. Doch als Elena auch Dovydas’ körperliche Nähe sucht, schreckt der zurück und offenbart ihr, dass er asexuell ist. Beide sind einander so wichtig geworden, dass sie trotzdem einen Weg als Paar finden wollen – mit einer Art von Intimität, die sich für beide richtig anfühlt. Marija Kavtaradzes Liebesfilm „Slow“ ist eine bahnbrechende filmische Erkundung von Asexualität und wurde in Sundance mit dem Regiepreis ausgezeichnet. Lukas Foerster über den filmischen Tanz zweier Menschen auf der Suche nach einer gemeinsamen emotionalen und körperlichen Sprache.
Single, Out

Single, Out

Wenn Teenager Adam gerade nicht an seinem Kunstprojekt arbeitet, hält er online nach heißen Typen Ausschau. Dass er schwul ist, sollen eigentlich noch nicht alle wissen. Doch als sich einer seiner Chats als Josh herausstellt, der beste Freund seines großen Bruders Clay, traut sich Adam aus seinem Versteck. Nach dem ersten Mal ist plötzlich alles anders. Adam ist jetzt out – aber immer noch Single. Die Frage ist nur: wie lange noch? In sechs Episoden erzählt Lee Galea in seiner Miniserie „Single, Out“ von den sexuellen Irrungen und Wirrungen von Bilderbuch-Twink Adam, der sich dabei auf seine Freunden fast immer verlassen kann. Jetzt gibt es die komplette erste Staffel des Publikumshits aus Australien auch in Deutschland zu sehen. Christian Horn über eine Feelgood-Serie mit viel Selbstironie.
Joyland

Joyland

Haider ist der jüngste Sohn in einer pakistanischen Großfamilie. Während seine Frau Mumtaz als Kosmetikerin arbeitet, kümmert er sich um die Nichten und pflegt seinen Vater. Doch ohne Einkommen und Nachwuchs entspricht er nicht den konservativen Vorstellungen seiner Familie. Er fängt als Tänzer in der Show von trans Frau Biba an – vordergründig um selbst Geld zu verdienen, eigentlich aber aus Faszination für die selbstbewusste Künstlerin. Haider verliebt sich in Biba und gerät in ein moralisches Dilemma. Saim Sadiqs Spielfilmdebüt war der erste pakistanische Film, der bei den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurde. Jetzt ist „Joyland“ im Kino zu sehen. Barbara Schweizerhof über einen Liebesfilm, der psychologisch komplex vom Leid erzählt, das die Zwänge und starren Geschlechterrollen einer streng patriarchal organisierten Gesellschaft erzeugen.
Burning Days

Burning Days

Der junge Staatsangwalt Emre wird in eine Kleinstadt entsendet, um politische Verstrickungen rund um eine Wasserkrise aufzuklären. Die Bewohner:innen empfangen ihn zunächst herzlich, doch schon bald muss Emre dagegen ankämpfen, nicht zur Marionette im Intrigen-Spiel der politischen Machthaber der Stadt zu werden. Als er während der Ermittlungen in seinem ersten Kriminalfall plötzlich selbst zum Hauptverdächtigen wird, überschlagen sich die Ereignisse. Emin Alper abgründige Parabel „Burning Days“ feierte Premiere in Cannes und ist jetzt im Kino zu sehen. Esther Buss über ein spannungsgeladenes wie bildgewaltiges Drama um Korruption, Populismus und Homophobie.
Wildhood

Wildhood

Neben dem schwedischen Liebesfilm „So Damn Easy Going“ läuft diesen Monat auch das kanadische Road Movie „Wildhood“ in der Queerfilmnacht. Bretten Hannam verknüpft darin die Suche eines Jungen nach seiner Mutter mit der Geschichte eines sexuellen Erwachens. „Wildhood“ wurde in der betörenden Landschaft von Nova Scotia gedreht, dem ehemaligen Stammesgebiet der Mi’kmaq, und teilweise auch in der Sprache des indigenen Volks. Nicht nur deswegen erzählt der Film für Noemi Yoko Molitor auch eine indigene Geschichte über das Verlieren und (Wieder-)Finden von Familie und kulturellem Wissen – eine Geschichte also, die im nordamerikanischen Kino noch viel zu selten erzählt wird.
Wet Sand

Wet Sand

Jetzt im Kino: Ein Dorf am Schwarzen Meer in Georgien, mit freundlichen Menschen, die glauben, sich zu kennen. Eines Tages wird Eliko erhängt aufgefunden. Seine Enkelin Moe reist aus der Stadt an, um die Beerdigung zu organisieren – und stößt auf ein Netz aus Lügen, das sich über zwei Jahrzehnte in die Vergangenheit spannt. „Wet Sand“ von Elene Naveriani gibt den Außenseiter:innen des ländlichen Georgiens eine Stimme und ist ein filmisches Manifest gegen Homophobie. Seine Premiere feierte das Drama über generationsübergreifende Solidarität und queere Selbstermächtigung in Locarno. Anja Kümmel über Schutzpanzer, die langsam aufbrechen, unmissverständliche Botschaften und die Kraft der Gegenbewegung.
Firebird

Firebird

Estland in den 1970ern, auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs. Der junge Soldat Sergey dient auf einem Luftwaffenstützpunkt der UdSSR. Als Roman auf die Basis versetzt wird, verfällt Sergey dem Charme des kühnen Kampfpiloten. Doch die aufkeimende Liebe zwischen den Männern muss um jeden Preis geheim bleiben – Roman steht bereits auf der Überwachungsliste des KGB. Peeter Rebanes mitreißender Liebesthriller mit Tom Prior und Oleg Zagorodnii basiert auf einer wahren Geschichte und ist zu einer Zeit, in der in Russland queere Menschen immer noch schwersten Repressionen ausgesetzt sind, von beklemmender Aktualität. Axel Schock über ein romantisch-schönes Liebesporträt, das jetzt im Salzgeber Club und auch immer noch in einigen Kinos zu sehen ist.
Genderation

Genderation

Ab jetzt im Salzgeber Club: Über zwei Jahrzehnte nach „Gendernauts“ (1999) kehrt Monika Treut nach Kalifornien zurück, um die Protagonist:innen ihres bahnbrechenden queeren Filmklassikers wiederzutreffen. Sandy Stone, Susan Stryker, Stafford und Max Wolf Valerio waren einst die jungen Pionier:innen der Transbewegung und lebten fast alle in der damaligen Außenseitermetropole San Francisco. Heute sind sie zwischen 58 und 84 Jahre alt, und kaum eine:r kann es sich noch leisten, in der Stadt zu wohnen. Doch die Energie der Gendernauten und ihrer Unterstützer:innen Annie Sprinkle und Beth Stephens ist ungebrochen. Anja Kümmel über „Genderation“, einen radikal offenen und brandaktuellen Film.
Abteil Nr. 6

Abteil Nr. 6

Die finnische Archäologiestudentin Laura ist fest entschlossen, die berühmten Felsenmalereien in Murmansk am nördlichen Polarkreis mit eigenen Augen zu sehen. Im Zug dorthin sitzt sie aber nicht neben ihrer Freundin Irina, die den Trip kurzfristig abgesagt hat, sondern mit dem Bergarbeiter Ljoha, der ihr mit seiner ruppigen Art den letzten Nerv zu rauben scheint. Doch dann kommt es auf engstem Raum zu ein besonderen Annäherung. Juho Kuosmanen erzählt in seinem Railroadmovie „Abteil Nr. 6“ eine der ungewöhnlichsten und schönsten nicht-heteronormativen Liebesgeschichten der letzten Jahre. Barbara Schweizerhof über einen meisterhaften Film der versteckten Blicke und magischen Abzweigungen.