Joachim Trier (Regisseur)

Acht Filme des Jahres

Acht Filme des Jahres

Das nicht-heterosexuelle Kinojahr 2018 war so vielfältig wie kaum ein Jahr zuvor – vor allem was die Perspektiven und Lebensentwürfe seiner filmischen Figuren betrifft. Wir haben für Euch unsere acht Highlights der vergangenen Monate zusammengetragen und stellen Sie mit kurzen Spotlights in den Worten unserer Autor*innen noch einmal vor. Eine Rückschau auf ein schwules Arbeiterkind, das aus der französischen Provinz nach Paris flüchtet, um dort eine neue Entfremdung zu erleben. Auf eine schüchterne Studentin in Oslo, die sich mit übernatürlichen Kräften aus der Hetero-Hölle ihrer Kindheit befreit. Auf einen Schriftsteller, der im Paris der frühen 90er nicht mehr lange zu leben hat und sich trotzdem ein letztes Mal verliebt. Auf eine Ballettschülerin in Gent, die einen Penis zu viel hat. Auf einen altklugen Professorensohn, der während eines Sommers in der Lombardei erfährt, was er alles noch nicht weiß. Auf einen US-amerikanischen Teenager, der an seiner High School zwangsgeoutet wird und erst so in ein großes Liebesmärchen schliddert. Auf zwei Frauen, die sich in São Paulo die Mutterschaft für ein Werwolfkind teilen. Und auf einen Stricher, der so frei und so einsam durch Straßburg zieht wie ein wildes Tier.
Thelma

Thelma

Die schüchterne Thelma verlässt ihr konservatives Elternhaus in den norwegischen Wäldern, um in Oslo zu studieren. Als sie auf dem Campus Anja kennenlernt, entwickelt sich zwischen den beiden jungen Frauen eine starke Anziehungskraft. Doch plötzlich bekommt Thelma epilepsieartige Anfälle. Und es beschleicht sie das Gefühl, dass sie übernatürliche Fähigkeiten haben könnte... In seinem neuen Film erzählt Joachim Trier ("Oslo, 31. August", "Louder Than Bombs") das sexuelle Erwachen einer jungen Frau als doppelbödigen Mystery-Thriller und findet für ihre Unterdrückung und das immer stärker werdende Begehren sinnlich-unheimliche Bilder. Für sissy haben sich gleich zwei Autorinnen von "Thelma" betören lassen: Esther Buss liest den Film als feministische Wirkungsgeschichte, Beatrice Behn als lesbisches Quasi-Remake des Horrorfilmklassikers "Carrie" (1976). Ein gar nicht so geisterhafter Film über die Befreiung aus der Hetero-Hölle.